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Unter der Sonne Afrikas „Kenia Valley“ von Kat Gordon ist eine vielschichtige Erzählung, ein Coming of Age Roman vor historischem Hintergrund. Ich lese besonders gerne Geschichten, die in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts angesiedelt sind, und meine liebste Perspektive ist die des Ich-Erzählers. Daher passt „Kenia Valley“ genau in mein Beuteschema 😉. Worum geht’s ? - Die Familie Miller zieht von Schottland nach Kenia, welches in den 1920er Jahren noch eine britische Kolonie ist. Die weiße Oberschicht führt ein privilegiertes Dasein voller Dekadenz. Dieses Leben fasziniert den Teenager Theo Miller, während seine Schwester Maud nicht ganz so euphorisch ist. Theo ist selig, als er in den inneren Kreis des Happy Valley Set vordringen kann. Jeunesse dorée! Die amerikanische Erbin Sylvie und ihr Ehemann Freddie, der mit Sylvie die bestmögliche Partie gemacht hat, machen es Theo aber auch nicht schwer; sie pfeifen auf bürgerliche Moralvorstellungen. Theos Vater ist für den Ausbau der Eisenbahn im kolonialen Kenia verantwortlich, während sein Sohn dem süßen Nichtstun frönt. Nur widerwillig kehrt Theo für sein Studium nach Schottland zurück, und es bleibt bei einem vergleichsweise kurzen Intermezzo,denn der junge Schotte kann es kaum erwarten, wieder kenianischen Boden betreten zu können. Doch bei seiner Rückkehr ist nichts mehr so, wie es war … „Kenia Valley“ fand ich klasse. Ich interessiere mich für Geschichte, und dieses Drama ist mehr als schnöder Afrikakitsch. Ein Teil der britischen Historie wird abgebildet, auch die faschistische Bewegung, die in Großbritannien jedoch nie die Oberhand gewann, wird tangiert. Stilistisch ist der Roman ebenfalls gut gemacht. Die Figuren sind interessant, sie haben Stärken und Schwächen; manche sind keine Sympathieträger, andere entwickeln sich und wachsen über sich selbst hinaus. Afrikas Minderheitsbevölkerung lebt, als gäbe es kein Morgen. Doch es ist ein Tanz auf dem Vulkan… Fazit: Kat Gordons Roman „Kenia Valley“ hat ganz klar die volle Punktzahl verdient. Die Geschichte hat mich berührt, die Figuren habe ich bewundert und gehasst. Der Roman ist keine trockene Abhandlung, vielmehr eine mitreißende Erzählung, in welcher menschliche Stärken und Schwächen analysiert werden. Die historisch-politischen Umwälzungen fungieren dabei als eine Art Katalysator. So soll ein gutes Buch sein. Sehr gerne empfehle ich „Kenia Valley“ zur Lektüre und zum Weiterlesen „Kolonialismus“ von Jürgen Osterhammel.