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leseleidenschaft

Posted on 9.2.2020

Dies war der erste Roman, den ich von der Autorin gelesen habe und bereits die breit gestreuten Rezensionen ließen mich zögern, ihn zu kaufen. Letztlich war ich jedoch bzgl. des Plots zu neugierig, den ich wirklich vielversprechend fand. Meine eigene Einschätzung von drei Sternen spiegelt jedoch das anfängliche Zögern wider. Letztlich: Es handelt sich um meine ganz persönliche Einschätzung und Wahrnehmung. Jeder Leser ist anders und ich habe immer Respekt davor, eine (literarische) Welt, mit handelnden Figuren und spannenden Ereignissen zu schaffen. Info vorab: Ich deute Details an. Was mir gefallen hat … Beim Lesen wurde mir hinsichtlich des Fortschreitens der Geschichte nicht langweilig, denn immer wieder geschehen Dinge, die die Handlung voran treiben. Dabei bleibt die Autorin abwechslungsreich, denn von Mord über Angriffe übernatürlicher Wesen, Einbruch und Parallelwelten ist alles dabei. Der mehrfachen Kritik zum Schreibstil bzw. der Übersetzung kann ich nicht ohne Weiteres zustimmen. Recht flüssig und kurzweilig. Aber dazu unten mehr. Das Setting wurde meiner Meinung auch ganz gut genutzt. Ich habe Cornwall selbst nie besucht – einmal als Zwischenstation genutzt – doch Küsten, Strand und Wald eignen sich gut für das, was H.H. ihren Figuren 'antut'. Zudem nimmt sie sich Zeit die Umgebung zu beschreiben und in Szene zu setzen. Natürlich sind die Figuren das Spannendste. Mack ist widersprüchlich und ruft diese Gefühle auch bei mir als Leserin hervor (s.u.). Sie ist wild, willensstark, loyal. Sie ist aber auch unsicher, sehnsüchtig und launisch. Die Ich-Perspektive bringt uns ihre Gedanken (und davon hat sie eine Menge) und Gefühle näher. In ihrem gegensätzlichen Charakter mag der gewisse Reiz liegen, ihr Schicksal weiter zu verfolgen. Ihre Biografie wird geschickt bis zum Schluss eingeflochten und erst am Ende klärt sich zumindest ein großes Rätsel. Die Nebenfiguren sind lebendig geworden: Tom als bester Freund, Alex als Magier, Anton als Feind, Julia/Betsy etc. Sie alle erhalten Kontur und bereichern die Ich-Perspektive durchaus. Ihre Verbindung zu Corrigan wird ebenfalls dargestellt, jedoch nur im Ansatz. Ihn lernt man als ihren männlichen Gegenpart kaum kennen. Man versteht durch ihre Augen, dass er mächtig, süffisant ist und Anteil nimmt, aber mehr eigentlich nicht. Dennoch ist er zumindest als einflussreicher Charakter präsent. Der Cliffhanger verspricht eine Fortsetzung, in der Mac sich (hoffentlich) weiter entwickelt. Was mit nicht gefallen hat … Es ist nicht der Schreibstil selbst, den ich nicht gut fand, sondern eher die Konzeption der Figur Mack. Mich hat etwas an ihr als Heldin gestört. Ich kann die Meinung einiger Vorgänger bestätigen, dass man mit ihr irgendwie schlecht warm wird. „Den Finger darauf legen", kann ich allerdings nur schlecht. Ich versuche, ein paar Beispiele zu nennen: Ihr Ziehvater bzw. ihre Vaterfigur wird ermordet... keine Tränen (die schluckt sie nämlich immer schön brav runter), kein Ausrasten (okay, einmal übergibt sie sich beim Leichenfund, aber ansonsten nada). Na klar, sie will den Mörder unbedingt fangen und das ist letztlich auch der Motor der Handlung, doch darüber hinaus trauert sie nicht wirklich. Sie hat eine Abneigung gegen Kosenamen - und zwar eine extreme. Woher? Wieso? Es bleibt ein Rätsel. Genauso wie ihre Antipathie zu Anton (der übrigens mal ein Wolf, mal ein Bär ist), die besonders am Ende nervig ist. Sie bleibt irgendwie Außenseiterin, ein Eindruck, den höchstens Tom und Julia etwas ausgleichen. Mack ist … anstrengend. Sie tut letztlich immer das Gegenteil von dem, worum sie bspw. gebeten wurde. Sie ist reizbar und unreif – es überwiegen einfach eher unschöne Charakterzüge (die oftmals als ihr Temperament ausgelegt werden) und eine facettenreiche Gefühlswelt hat sie irgendwie auch nicht. Ihr sogenanntes Blutfeuer bleibt im Unklaren. Sie spürt es im Magen, als Flamme in sich und reizt es zum Teil bewusst, aber wie manifestiert es sich denn? Sehen die anderen Personen es? Ist es nur in ihrem Inneren? Ein weiterer Widerspruch: Mal wird erwähnt, dass sie bereits seit 17 Jahren da ist und als Baby aufgenommen wurde; mal, dass sie ihren 18. Geburtstag hatte. Der Roman wurde als Romance-Fantasy bezeichnet. Fehlanzeige. Ja, es handelt sich um einen Fantasy-Roman. Aber in Sachen Romance geht nichts. Ich für meinen Teil habe den Roman somit unter falschen Voraussetzungen gekauft. Wer erwartet, dass es zwischen Corrigan und ihr irgendeine wie auch immer geartete erotische Spannung gibt, der muss wohl bis Teil zwei (oder Teil drei? Oder vier? Oder fünf?) warten. Zugeben, er macht Andeutungen und flirtet ein wenig mit ihr, aber das war‘s auch schon. Da ich gerne Fantasy- bzw. Gestaltwandler-Romane lese, in denen auch in Sachen Romantik was geht (Nalini Singh, um nur ein Beispiel zu nennen) bin ich enttäuscht. Die konzipierte Welt möchte ich gar nicht groß in Frage stellen, aber das Zuhause des Wehrturms, welcher anscheinend mittelalterlichen Charakter besitzt, habe ich als ungemütlich empfunden (Schlafsäle? Licht?). Hinsichtlich des Plots hatte ich leider bereits relativ früh eine Ahnung, was Mack denn nun eigentlich ist und ich wurde bestätigt. Das nahm die Spannung um Existenz zunichte und das große Tamtam darum eher langweilig, da sie – wie erwähnt – seitenweise hierüber nachdenkt. Dass sie am Ende glaubt, den Mörder selbst fangen zu können, habe ich irgendwie nicht nachvollziehen können; aber ich gebe zu, dass ich die besagte Textstelle nicht noch einmal gelesen habe. Mir erschien es einfach wie ein Sprung in der Handlung. Zumal sie sich aufmacht und letztlich jemand anderes den Widersacher so mir nichts dir nichts zur Strecke bringt. Etwas unbefriedigend. Fazit: Es handelt sich um einen soliden Fantasy-Roman: abwechslungsreiche Ereignisse rund um den Mord und seine Aufklärung sorgen für ein zügiges Lesen, wozu auch der Schreibstil beiträgt. Die Figuren sind mit Mühe ausgearbeitet. Allerdings darf man keine Romantik erwarten, muss über zum Teil oberflächliche Charaktere sowie eher anstrengende Eigenschaften hinweg sehen und den ein oder anderen – aus meiner Sicht – unlogischen oder ungeklärten Umstand hinnehmen.

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