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tintensturm

Posted on 28.3.2023

Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich sofort nachdem ich den zweiten Teil beendet habe, gegoogelt habe, wann der nächste Band erscheint, da das Buch mich nach mehr lechzend zurückgelassen hat! Zu meinem Schrecken habe ich festgestellt, dass der dritte Teil "Lords of Uncreation" am 2. Mai 2023 erst auf Englisch erscheint, was bedeutet, dass es noch eine Weile dauern wird, bis der dritte Teil im Deutschen erscheint. Dabei muss ich unbedingt wissen, wie es weiter geht! Mir gefällt die Kreativität des Autors und ich bin immer wieder überrascht mit welchen Wesen und Welten er uns das nächste Mal überrascht. Toll finde ich dabei, dass trotz aller Science-Fiction-Elemente doch auch realistische Aspekte aufgezeichnet werden, z.B. dass man eben noch keine perfekte Übersetzung für alle Alien-Spezies gefunden hat, und es eben doch immer wieder noch Sprachbarrieren gibt, wie beispielsweise mit den Essiel oder den Naeromathi. Auch die Helden sind keine wunderschönen, engelsgleichen, fehlerlose Wesen, sondern ein verängstigter Int mit Segelohren, eine Anwältin mit ruinierter Karriere und eine körperlich beeinträchtigte, aggressive Drohnentechnikerin. Ein weiterer Punkt, der mir sehr gut gefallen hat, war wie unvorhersehbar der Roman ist. Immer wenn ich dachte, ich weiß wie es nun weiter geht, tauchte plötzlich mitten im Gewimmel ein neues Schiff auf und brauchte einen neuen Mitspieler ins Geschehen. Somit kamen einige Wendungen im Roman auf mich zu, die ich absolut nicht habe kommen sehen. Die Architekten sind zurück- und das nicht nur theoretisch oder in der Zukunft, nein, wir bekommen sie live im zweiten Roman mit und sie werden als echte Gefahr vorgestellt und wir bekommen sie als Leser auch zu Gesicht und "beobachten sie nicht nur aus der Ferne". Neben dem Kampf gegen die Architekten fokussiert sich der Roman vor allem auch um die wachsende Spannung im Weltall und bereitet das Geschehen auf einen anstehenden Krieg zwischen dem Partheon und den Kolonialen vor. Dabei wird der Verdacht erweckt, dass HuKo, die Kommission für Humaninteressen, von Nativisten unterlaufen wird. Ein erschreckendes Bild, was gut vor Augen führt, wie schnell Fanatiker eine Organisation unterwandern können. Generell beschäftigt sich der Roman unterschwellig viel mit der Frage nach Richtig und Falsch, vor allem durch den Charakter Idris, der versucht einen moralischen Kompass aufrecht zu erhalten, den die anderen Charaktere manchmal aus den Augen verlieren. Beispielsweise fragt sich Idris in wie weit sich Jemand, der in einer streng soldatischen Hierarchie aufgewachsen ist, wie die Parthenierinnen, überhaupt freiwillig für etwas melden kann. Oder er stellt in Frage, ob die vollkommene Zerstörung der Architekten moralisch richtig ist, obwohl bekannt ist, dass diese unter Zwang handeln. Besonders spannend fand ich hier auch die Rolle des Colvari, der zwischen den Interessen seines Auftraggebers und des Kollektivs entscheiden muss. Ich muss aber auch sagen, dass vor allem die Physik im Roman recht kompliziert wird. Vor allem wenn Idris und andere den Unraum weiter analysieren und beobachten, bin ich schon manchmal an meine Grenzen gestoßen und hatte etwas Schwierigkeiten zu folgen. Ohne zu viel zu verraten, musste ich vor allem die komplexen Passagen mit der Maschine zweimal lesen, um die Erkenntnisse aus dem Unraum einigermaßen zu verstehen. Hier habe ich ein wenig Sorge, dass es im dritten Teil ggf. noch etwas komplexer wird. Im ersten Teil wurde eine leichte Anziehung zwischen Idris und Trost angedeutet, die im zweiten Band etwas vertieft wird, jedoch ist der Roman keine Liebesgeschichte und ich bin auch froh, dass es bei Andeutungen bleibt, denn es wäre schade, wenn der Roman von einer plötzlichen Liebesgeschichte überschattet würde, da er auch so echt gut funktioniert. Stattdessen liegt der Fokus eher auf den Entwicklungen der Charaktere, denn sowohl Trost, die sich den Kolonialen annähert, als auch Idris, der seine ganz eigene Entwicklung durchmacht, sind nicht mehr die Figuren, die vor achtzig Jahren im ersten Architektenkrieg gekämpft haben. Das einzige, was ich tatsächlich ein wenig kritisieren würde ist, dass wir am Ende etwas "auf die Folter gespannt werden". Gegen Ende des Romans wird eine weitere Erkenntnis errungen und anstatt diese schnell mit dem Leser zu teilen, wird die Erkenntnis nach hinten ins Geschehen verband, als wolle man sie sich für den dritten Teil aufheben, was ein wenig schade war, da man das Gefühl hatte nur ein "Häppchen" abbekommen zu haben, andererseits hatte man auf den knapp 700 Seiten schon so viel Inhalt, dass man selbstverständlich irgendwo den Cut machen musste und sich somit umso mehr auf den dritten Teil der Reihe freuen kann. Fazit Insgesamt hat mir der Roman wirklich gut gefallen und ich würde trotz kleinerer, oben aufgeführter Kritikpunkte 5 von 5 Sternen vergeben.

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