Profilbild von derduftvonbuechernundkaffee

derduftvonbuechernundkaffee

Posted on 28.3.2023

Inhalt: In „Saueinfach Zeichnen“ geht es darum witzige Figuren und Tiere mit Charakter schnell und einfach aufs Papier zu bringen. Eigene Meinung: Meine Erwartungen an „Saueinfach Zeichnen“ waren anfangs gar nicht so hoch. Ich hatte die Hoffnung zu lernen, wie ich schnell und einfach niedliche Figuren aufs Papier bringen kann. Doch Magdalena Wiegners Versprechungen weckten sogleich hohe Erwartungen. Diese wurden zweifelsfrei erfüllt, sogar übertroffen. Auf den ersten Seiten erläutert die Autorin die Grundlagen. Sie berichtet von empfehlenswerten Materialien, lässt es dem Zeichner frei, welche Stifte er wählt, nennt aber zugleich auch Marken, die sich für sie selbst bewährt haben. Kleine Tipps und Tricks helfen, sich selbst zu motivieren. Eine Ecke, in der die Materialien zum Zeichnen unaufgeräumt und griffbereit herumliegen dürfen, aber auch ein Ringordner mit Blättern, die man jederzeit leicht entnehmen kann wirken motivierender, als eine Malecke, die erst noch aufgebaut werden muss oder ein hübsches Skizzenbuch, in das man am Liebsten nur schöne Zeichnungen verewigen möchte. Darüber hinaus finden sich in diesem Teil des Buches Tipps, wie du deinen eigenen Stil findest und kleine Skills, wie man sich zum Beispiel seinen eigenen Patronengürtel für zwanzig Stifte in einer Hand basteln kann. Es folgen die Basics. Magdalena Wiegner erklärt hier, wie viel einfacher das Zeichnen ist, wenn man in Gegenständen Formen erkennen kann. Fast jede Zeichnung lässt sich aus den Grundformen Kreis, Dreieck, Ellipse und Viereck zusammensetzen. Das zu erkennen, macht es so viel einfacher! In dem Abschnitt Basics bekommt der Anwender ein Verständnis für Perspektive und Komposition, für Präzession und Größenverhältnis anhand von sehr einfachen Übungen vermittelt. Was mir an diesem Abschnitt unter anderem sehr gefallen hat ist, dass die Autorin die These vertritt, dass man beim Zeichnen möglichst kein Lineal verwenden sollte. Stattdessen gibt es hier Übungen, um das Zeichnen von geraden (und da Freihand gezeichnet, auch lebendig wirkenden) Linien zu verbessern. Warum ist es verkehrt, wenn man die Öffnung einer gezeichneten Tasse wie eine Linse zeichnet? Das war mir neu. Die Autorin erläutert geschickt, warum Ellipsen die wahren Helden unter den Urmüttern der Formen sind. Wie wichtig es ist in Zeichnungen eine gute Balance aus Schwarz-Weiß-Tönen zu treffen, das wurde mir erst durch dieses Buch bewusst. Als ich bereits die Überschrift für das Kapitel, „Keine Angst vor Fluchtpunkten“, las, wurde mir ganz anders. Tiefenverständnis ist etwas, an dem es mir nach wie vor fehlt. Magdalena Wiegner betrat hier also mit mir Neuland. Allein war man dabei nie, denn die Autorin nimmt ihre Leser fast buchstäblich an die Hand. Aber nicht nur kleine Tricks, um einem Motiv Tiefe zu verleihen, helfen das Bild lebendig wirken zu lassen. Auch Schatten und Lichtpunkte sind ein wichtiger Kniff, den man beherrschen sollte. Die Autorin beschreibt hier unterschiedliche Techniken, die allesamt funktionieren. Als kleiner Bonus wird hier auch das Randlicht (die Rückreflektierung von Licht auf der Schattenseite eines Motives) erläutert. Auch das war mir neu. Ein kurzer Abschnitt über die Farbenlehre erläutert, worauf man achten muss, um eine fürs Auge angenehme Komposition zu wählen. Es folgt eine Übersicht der drei Regeln für das schnelle Zeichnen (Formverständnis, Selbstsicherheit und grafisches Verständnis). Beherrscht du diese, so kannst du, laut Magdalena Wiegner, jedes Motiv einfach und schnell aufs Papier bringen. Hierfür bedarf es natürlich einiges an Übung, Übung, die du mit Hilfe der leicht umzusetzenden Lektionen im Buch erhalten kannst. Nach den Basics und Grundlagen geht es dann an die Projekte. Im ersten Teil dieses Abschnittes lernst du anhand von Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die jeweils in fünf Stufen aufgeteilt sind, wie du Gegenstände zu Papier bringst. Motivbeispiele: Blatt und Stift, Buch, Tasse, Blumenvase, Monstera, Früchte, Kopfhörer, verschiedene Varianten von Robotern (mit hohem Niedlichkeitsfaktor). Es folgt der Abschnitt, „saueinfach Charaktere zeichnen“. Hier lernst du, wie du mit den Grundformen (Kreis, Viereck, Dreieck, Ellipse) arbeiten kannst und wie diese Formen auch auf die Ausstrahlung, die deine (Comic-)figur letztlich haben soll, wirken kann. Verwendest du zum Beispiel hauptsächlich Kreise, so wirkt deine Figur vermutlich wesentlich gemütlicher und netter, als würdest du den Fokus auf Vierecke legen. Frisuren, Klamotten, Accessoires … Mit diesen Stilmitteln kannst du jeden Charakter zu einem Unikat machen. Gerade bei den Frisuren helfen dir wieder die Grundformen bei der Umsetzung. Die Form des Mundes, Falten und eine kleine Versetzung der Augenbrauen können so viel bei der Übermittlung von Bedeutungen durch Mimik bewirken. Die Autorin zeigt auf vielen Seiten einige Möglichkeiten auf, die sich leicht umsetzen lassen. Auch hier folgen wieder einige Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Motivbeispiele: Dame mit Ballon, der Guru, der Farmer, die Königin. Ein kleines Zwischenkapitel zeigt, wie man mit Schwerkraft und Bewegung Dynamik in seinen Charakter bringen kann. Eine stoisch dastehende Figur mit hängenden Armen und stocksteifer Statur, wirkt auf Dauer langweilig. Das wird an weiteren Projektideen deutlich. Motivbeispiele: Die Raverin, die Schwertkämpferin, der Drummer, die Spaziergängerin. Letztlich kommen wir zu meinem persönlichen Lieblingsabschnitt des Buches: Tiere zeichnen. Auch in diesem Kapitel wird schnell klar, wie wichtig es ist, die Grundformen zu beherrschen und diese in Motiven erkennen zu können. Gelingt dir das, kannst du mit Veränderungen der Proportionen ganz einfach aus jedem Motiv ein ziemlich cooles Unikat mit Wiedererkennungswert zaubern. Es folgen auch hier Projekte, anhand derer die Autorin erklärt, auf was du besonders achten musst. Welche Formen stehen bei welchem Motiv im Fokus? Verleihe mit Accessoires auch diesen Motiven Individualität. Projektbeispiele: Chihuahua, Katze, Eule, Ziege, Alligator, Lama, Schildkröte, Tiger, Eisbär. Das Buch endet mit motivierenden Worten der Autorin. Denn mit dem Zuklappen des Buches hast du zwar einiges gelernt, aber deine Reise ist hier noch längst nicht zu Ende. Sie beginnt vielmehr ab diesem Punkt. Geh auf die Jagd nach Motiven, stagniere nicht, sondern sei offen für Neues. Schau dir an, wo es noch Übung bedarf. Fazit: Madalena Wiegner setzt in ihrem Buch den Fokus gekonnt auf effektive Lernmethoden. Unglaublich niedrigschwellig und praxisnah fächert das Buch ein breites Spektrum an Themen auf. Spielend einfach lernt der angehende Künstler hier, wie er seinen Motiven den letzten Schliff verpasst, wie er seinen Motiven zu mehr Tiefe und Lebendigkeit verhilft. Kompositionen, Randlicht, Fluchtpunkte, all das entpuppt sich im Endeffekt nicht als Hexenwerk. Magdalena Wiegner erklärt, worauf man hierbei achten muss. Das Ganze nimmt sofort an Fahrt auf und Aha-Momente sind garantiert. „Saueinfach Zeichnen“ ist hier nicht nur ein Buchtitel, sondern ein Versprechen, das die Autorin auch einhält.

zurück nach oben