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stricki

Posted on 21.3.2023

Ein Unfall mit weitreichenden Folgen Die Geschichte beginnt mit spielerischer Leichtigkeit, sprachlich tänzelt Daniel Glattauer über die Seiten und erfreute mich mit so schönen Sätzen wie: "Sophie Luise hockt auf einer Steinbank und surft. Sie ist 14 Jahre alt, also volljährig, glaubt sie."(S.8) Ich war auf eine gesellschaftskritische Sommerurlaubskomödie eingestellt, hatte die Stimmung aus "Gut gegen Nordwind" im Hinterkopf. Aber dann! Den beiden gut betuchten Familien, die samt Flüchtlingskind Aayana in die Toskana gereist sind, passiert ein schreckliches Unglück. Schluss mit Urlaub, Schluss mit lustig. Aber gut, nichts was man mit genug Geld und den richtigen Beziehungen nicht ganz schnell aus der Welt schaffen könnte. Schließlich kandidiert die Frau Berufspolitikerin, sie kann sich keinen Skandal leisten. Alle wollen das Geschehene schnellstmöglich vergessen, anstatt miteinander zu reden wird versucht "die Sache" unter den Teppich zu kehren. Und unter Verschluss gärt alles gar nicht gut vor sich hin. Die Konflikte in den Beziehungen der beiden Elternpaare spitzen sich zu, die gereizte Stimmung sorgt auch unter den befreundeten Paaren für große Spannungen. Dabei verlieren sie die eigenen Kinder aus den Augen, was gerade für die 14-jährige Sophie Luise fatale Folgen hat. Sie sucht Trost im Internet und lernt Pierre kennen, einen eigenwilligen Künstler, der sie tröstet und für sie da ist. Die beiden verlieben sich in der digitalen Welt, und er verspricht ihr zu helfen ... Auf dem Weg zurück in eine Schein-Normalität taucht plötzlich ein dubioser Anwalt auf, der Schadensersatz in irrwitziger Höhe für die Familie von Aayana fordert. Es kommt zur Verhandlung, das Ganze wird zur Medienschlacht. Plötzlich steht die Familie mit Asylstatus und ihrer ganzen traurigen Geschichte im Fokus. Gekonnt flicht Glattauer immer wieder Kommentare aus den Sozialen Medien ein, die das Geschehen aus allen Blickwinkeln kommentieren. Daniel Glattauer kann über Beziehungen schreiben, er haucht seinen Figuren viel Tiefe und Lebensechtheit ein. Ich habe mit allen mitgefiebert, ständig gab es neue überraschende Wendungen, Gedanken, packte er den Finger in die Wunde, und bohrte noch ein bisschen. Die Geschichte hallt nach, beschäftigt mich. Meine klare Leseempfehlung!

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