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bine

Posted on 19.3.2023

Bissige Gesellschaftssatire Zwei wohlhabende Familien aus Österreich verbringen eine Urlaubswoche in einer edlen Villa mit Swimmingpool in der Toskana. Sophie-Luise, die 14jährige Tochter der einen Familie, hat durchgesetzt, dass ihre somalische Mitschülerin Aayana sie begleiten darf. Das scheue Mädchen ist mit der ihm unbekannten Situation völlig überfordert, und es kommt zu einem tragischen Unglück. Wie die Erwachsenen versuchen, sich aus der Verantwortung für den Unfall zu stehlen, wie sich die vorhandenen Gräben zwischen den Eheleuten und den Freunden vertiefen, und wie die Kinder mit dem Trauma allein gelassen werden, das alles beschreibt Daniel Glattauer mit spitzer Feder. Gekonnt karrikiert er zum Beispiel den schmierigen Anwalt, der mit Geld und Beziehungen die Westen seiner Mandanten wieder rein waschen will. Der Fokus der Geschichte liegt auf den Gefühlen und Handlungen der Österreicher. Die Familie des somalischen Mädchen kommt nur am Rand vor. Wie es ihr nach dem Tod der Tochter geht, bleibt im Dunkeln. Erst am Ende erfährt man von den grausamen Umständen ihrer Flucht. Mit diesem Roman zeigt Daniel Glattauer mal wieder, wie virtuos er mit Sprache und mit den Gefühlen seiner Leserschaft umgehen kann. Er wechselt zwischen verschiedenen Erzähltechniken, schreibt sehr unterhaltsam und trifft mit seinen bissigen Beschreibungen den Nagel auf den Kopf. Lediglich das Ende der Geschichte kam für mich zu plötzlich und war mir auch zu glatt.

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