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sursulapitschi

Posted on 18.3.2023

Dieses Buch hat mich beeindruckt. Es erklärt sehr anschaulich die verzwickte Situation in der Ukraine anhand einer bewegenden Familiengeschichte. Sie haben viel mitmachen müssen, die Krasnovs. Nikolaj musste miterleben, wie der elterliche Bauernhof konfisziert wurde. Seine Tochter Aleksandra wurde von den Nazis als Ostarbeiterin eingezogen und seine Enkel sind plötzlich durch eine Landesgrenze getrennt. Niemand konnte damit rechnen, dass es eine Volksrepublik Lugansk geben könnte. Es geht hier episodenhaft kreuz und quer durch die Zeit und die Familie, von 1905 bis 2015, und es kommen unterschiedlichste Figuren zu Wort, sogar die Geister verstorbener Donkosaken, von denen man hierzulande bislang nur wusste, dass sie singen können. Der Text ist sperrig und zauberhaft. Es wird ganz wundervoll erzählt, zart, einfühlsam, kunst- und auch humorvoll, allerdings fordern die vielen Zeitsprünge höchste Aufmerksamkeit. Die Figuren wachsen einem schnell ans Herz, selbst wenn sie eher knorrige Charaktere sind, Donkosaken mit Traditionen und Familiensinn, herzlich, loyal und abergläubisch. Die Geschichte erzählt von sehr viel Leidvollem, Schicksalsschlägen und irrwitzigen politischen Verwicklungen und macht einem klar, dass dieses Land schon sehr lange unterschätzt, unterdrückt und ausgebeutet wird. Sie ist nicht ganz leicht zu lesen, aber es lohnt sich, dran zu bleiben. Ich bin begeistert, berührt und habe viel gelernt.

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