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R. S.

Posted on 2.2.2023

Leben oder Tod? - Vielversprechender Thriller mit schwacher Umsetzung 2.5/5 Die renommierte Chirurgin Anna Jones kommt eines Nachts nach Hause und stellt fest, dass ihr Sohn verschwunden ist, ihr Haus verwanzt ist und die Entführer ihr sagen, dass sie den Politiker und möglichen Premierministerkandidaten Ahmed Shabir, während der Operation töten muss, sonst wird ihr Sohn Zack sterben. Die Krankenschwester Margot ist die Einzige, die sieht, was passiert, und wird deshalb in die Entführungsverschwörung verwickelt. Und dann ist da noch die Detektivin Rachel, die als Einzige glaubt, dass Anna etwas im Schilde führt, deren Team aber glaubt, dass sie sich aufgrund ihrer eigenen Tragödie auf das vermisste Kind konzentriert. Wie kann Anna sich und Zack aus dieser Situation befreien? Nach starken Beginn wurde "Die Herzchirurgin" von Jack Jordan zum Ende hin leider immer schwächer und unglaubwürdiger. Zunächst hat mir die Idee, eine Ärztin vor die Wahl zu stellen, ob sie einen Menschen auf dem OP-Tisch tötet, um so ihren Sohn zu retten, aber so auch gleichzeitig den von ihr geleisteten Hypokratischen Eid zu brechen, gut gefallen, ist es doch ein außergewöhnliches und Spannung versprechendes Konzept. Jedoch konnte die Umsetzung mich nicht so sehr begeistern, wie ich es mir erhofft habe. Der Großteil der Handlung spielt sich am Anfang und am Ende ab, in der Mitte passiert vergleichsweise wenig und das Buch beginnt sich zu ziehen. Abgesehen von den Szenen im Operationssaal kam für mich nicht richtig viel Spannung auf für einen Thriller mit einer so vielversprechenden Prämisse habe ich mir hierbei deutlich mehr erwartet. Ebenso abträglich für den Spannungsbogen war auch, dass die Handlung aus drei verschiedenen Perspektiven der Ärztin und Herzchirurgin Anna Jones, der Krankenschwester Margot und der Polizistin Rachel jeweils aus der Ich-Perspektive erzählt wird. Zwar erhält man dadurch einen guten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der jeweiligen Charaktere und kann mehr oder weniger nachvollziehen, was ihre Beweggründe sind und was sie planen. Besonders Annas Gedankengänge, wie sie versucht, das Dilemma, in dem sie steckt, zu lösen, waren anfangs interessant zu verfolgen, jedoch werden gleichzeitig auch manche Handlungspunkte vorweggenommen bzw. doppelt erzählt, sodass es an Überraschungsmomenten fehlt. Zum Ende hinnimmt der Thriller dann zwar wieder an Fahrt auf, doch dafür nehmen dann aber auch Unstimmigkeiten und Unglaubwürdigkeiten in der Handlung zu. Des Weiteren war mir keiner der drei Hauptpersonen wirklich sympathisch, sodass ich nicht wirklich mitfieberte und Interesse daran hatte, wie die Sache für alle drei ausgeht. Alles in allem ist "Die Herzchirurgin" ein Thriller, der sich dank kurzer Kapitel und eines leicht zu lesenden Schreibstils schnell lesen lässt, aber besonders im Mittelteil an Spannung verliert und zum Ende zu unglaubwürdig meiner Meinung nach wird. Auch die Charakterzeichnung ist nicht wirklich überzeugend. Kurz: Das Konzept war gut und vielversprechend, die Umsetzung eher wenig.

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