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mabuerele

Posted on 29.11.2022

„...Konkreter bitte, Rudi. Das mit dem Herzen nehmen wir ernst, ja. Die Knochen sind das eine, die Pumpe ist dein Lebenselixier...“ Das Zitat könnte durchaus von einer Ärztin zu einem betagten Herrn gesagt werden. Dem ist auch so. Nur ist die Ärztin eine Elfe und der betagte Herr das Rentier Rudi. Auch Rentiere kommen in die Jahre und brauchen kurz vor Weihnachten eine Frischekur. Und dann erscheint noch ein junges Rentier, was dieses Jahr am Flug teilnehmen soll. Rudi ist sauer. Deshalb lässt er sich eine Menge einfallen. Die erste Geschichte in der Anthologie wird humorvoll erzählt. Parallelen zur Menschenwelt sind nicht zu übersehen. Und das Fazit ist wie so oft: Man hätte gleich miteinander reden sollen. „...Menschen sind halt nicht so gebildet wie Hunde. Dafür habe ich Verständnis, aber es nervt...“ Der Mops ist sauer. Er fühlt sich als Beschützer seines Herrchens und kann nicht verstehen, dass der jeden Auftrag seines Chefs erfüllt, auch wenn er eigentlich schon Dienstschluss hat. Also darf er seinem Herrchen erneut durch den Ort hinterherhecheln, denn auf dem Fahrrad ist kein Platz für in. Die Geschichte wird aus Sicht des Hundes erzählt. Es gibt manch amüsante Episode und ein unerwartetes Ende. „...Peter hätte mitrauchen sollen. Dann hätte sich die Situation beruhigt, und alles wäre gut gewesen...“ Hat er aber nicht! Er hat Rohrreiniger Eymer wegen Rauchens von Haschisch entlassen. Das Arbeitsamt hat ihn den Job eines Weihnachtsmannes vermittelt. Doch die Adresse ist falsch. Statt im Kinderheim landet er bei einer Familie, bei der es sehr steif zugeht. Hier zieht der Autor alle Register eines Humors, der fast an Slapstick erinnert. Das kann man nicht beschreiben, das muss man auf sich wirken lassen. „...Wisst ihr eigentlich, wie magisch Weihnachten für mich damals war?...“ Diese Zeilen stehen in einem Brief, den Melissa an ihre Eltern schreibt. Wegen einer politischen Streitigkeit aber ist seit Jahren Onkel Walt nicht mehr zur Familienweihnacht dabei. Der aber sorgte für die Magie der Weihnacht. Hier dominieren besinnlichen und melancholische Töne. Melissa macht unbewusst einen Fehler beim Versenden der Post und sie erlebt erneut eine magische Weihnacht. „...Wie zwei kleine Jungs waren sie mit Feuereifer dabei, jedes einzelne Stück auszupacken und aufzustellen...“ Julia hat sich in den Dänen Thore verliebt. Kurz vor Weihnachten ziehen sie zusammen. Julia freut sich auf gemeinsame Stunden. Sie ahnt nicht, was eine dänischen Weihnacht bedeutet. Das geht schon damit los, dass Thores Bruder Lasse mehr bei ihnen als in seiner Wohnung ist. Aber die Verwandtschaft ist wesentlich umfangreicher. Hier wird mit feinem Humor erzählt, wie schwierig es sein kann, sich von jetzt auf gleich an andere Sitten und Gebräuche anzupassen. „...Auch Olafur ließ traurig die Zweige hängen, da traf ihn der Strahl einer Taschenlampe...“ In der letzten Geschichte wird Weihnachtsbaum Olafur doch noch gekauft. An der Heizung aufgestellt, kommt er heftig ins Schwitzen. Kurzerhand verlässt er die Wohnung. Die Reise eines Weihnachtsbaums führt mich bis an die See. Mir hat die Idee und die Umsetzung gefallen. Wie die Rezension zeigt, bietet die Anthologie für jeden etwas. Gerade diese unterschiedlichen Geschichten machen sie zu einem gelungenen Buch.

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