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streifi

Posted on 16.10.2022

Hippolyte Jammet leitet das Le Bristol, eines der besten Häuser in Paris Anfang der 40er Jahre. Als der 2. Weltkrieg ausbricht beginnt der Direktor des Louvre seine Schätze zu evakuieren und ein Teil davon wird von Monsieur Jammet in seinem Hotel versteckt. Und obwohl niemand davon weiß, verschwindet ein Fragonard. Als dann die Deutschen in Paris einmarschieren gelingt es Jammet zunächst sie aus dem Hotel fernzuhalten und somit sein Hotel zu einem sicheren Hafen zu machen. Doch irgendwann muss auch er sich den Deutschen beugen. Hippolyte Jammet war ein sehr engagierter und sympathischer Mensch. Seine Angestellten müssen sich wohl gefühlt haben bei ihm und anhand des Schicksals des Concierges Jean und des Zimmermädchens Coralie wird auch klar warum. Die Geschichte der beiden ist wirklich anrührend, nehmen die beiden doch ein jüdisches Kind bei sich auf und verstecken es so vor den Nazis. Ohne die Unterstützung ihres Chefs wäre das sicher nicht so möglich gewesen. Ines Thorn erzählt mit diesem Buch die wahre Geschichte des Hotels Le Bristols und seines Inhabers in der Zeit der deutschen Besatzung. Hippolyte Jammet hat damals wirklich geholfen jüdische Mitbürger außer Landes zu schmuggeln und war auch bei der Befreiung von Paris maßgeblich an der Sicherung der Stadt beteiligt. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und sehr sympathisch. Und auch die Deutschen werden gut gezeichnet, nicht nur als grausame Besatzer, sondern in der Figur des Gerhard Schön auch als zweifelnde Kunstliebhaber, die eigentlich als Freund der Franzosen wahrgenommen werden möchten. Die Geschichte bietet einiges an Spannung, vor allem als Coralie in die Razzia gegen die Juden gerät und im Velodrome inhaftiert wird. Hier fiebert man als Leser mit, ob sie es wohl schaffen wird, zu entkommen. Und auch das Geheimnis rund um das verschwundene Bild bleibt lange ungelöst. Ich kann das Buch nur empfehlen, es zeichnet ein gelungenes Bild von Paris in der Besatzungszeit. Paris mag von größeren Kampfhandlungen und Bombenangriffen verschont geblieben zu sein, aber die Angst der Bewohner wird deutlich greifbar. Hier wird der Krieg in einer anderen Art spürbar.

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