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naraya

Posted on 5.9.2022

Yingzhi ist eine zielstrebige junge Frau. Nach dem Ende ihrer Schulzeit entscheidet sie sich gegen ein Studium und fängt als Sängerin in einer Band an. Schnell merkt sie, dass die Männer nicht nur an ihrem Gesang, sondern auch ihrem Körper interessiert sind und macht sich dies finanziell zunutze. Doch dann wird sie von einem ihrer Verehrer schwanger und heiratet. Damit landet Yingzhi nicht nur bei lieblosen Schwiegereltern, sondern auch in einer Abhängigkeit von einem Ehemann, der Geld lieber verspielt, als es zu verdienen. Die Wut in ihr wächst... In ihrem zweiten ins Deutsche übersetzten Roman „Wütendes Feuer“ erzählt Fang Fang die Lebensgeschichte ihrer Protagonistin, mit dem Fokus auf deren Ehe und Mutterschaft, in der Vergangenheits- und Sie-Form. Yinghzhi sitzt zu Beginn der Handlung im Gefängnis und blickt auf die Momente zurück, die sie zu diesem Schicksal geführt haben. Vor ihrer bevorstehenden Hinrichtung will sie noch ihr Gewissen erleichtern und vertraut sich ihrer Zellengenossin an; dieses einführende Kapitel ist auch das einzige im Präsens verfasste. Aufgrund dieser Erzählsituation ist die Sprache des Romans eher einfach gehalten und widmet sich ausführlich den Gefühlen und Gedanken Yinghzhis. Dem Nachwort zufolge ist die Handlung in den frühen 90er Jahren in der Provinz Hubei in Mittelchina angesiedelt. Für diese Zeit zeigt die Protagonistin eine ausgesprochen feministische Einstellung. Sie wünscht sich Gleichberechtigung, Eigenständigkeit, finanzielle Unabhängigkeit, versteht auf der anderen Seite aber auch nur zu gut, dass dies – vor allem in ihrer ländlichen Gegend – nicht zu realisieren ist. Sämtliche Versuche, sich aus diesem Leben zu befreien, schlagen fehl; die Gesellschaft ist noch nicht so weit, Yinghzhi in diesem Vorhaben zu unterstützen. So steuern die Ereignisse unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu. Der Ausgang der Geschichte ist von Beginn an klar und dennoch konnte sie für mich bei Weitem nicht dieselbe Dringlichkeit entfalten, wie Fang Fangs Roman „Weiches Begräbnis“, der zu meinen absoluten Highlights im vergangenen Jahr gehörte. Yinghzhi blieb mir bis zum Ende fremd.

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