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Fina

Posted on 3.9.2022

Gestaltung: Die Gestaltung des Buches hat mich hier sehr angesprochen. Ich mochte bereits das Design der Klappe von "Ghostwalker" gerne, und auch diese Klappenbroschur hier ist sehr hochwertig aufgemacht. Die vielen Pflanzen versprechen Urwald-Feeling, dunkle Augen schauen bedrohlich aus dem Dickicht hervor. Insgesamt finde ich die Illustrationen in Zusammenspiel mit den wenigen Worten, die hinten verraten werden, sehr geheimnisvoll. Ich wusste kaum etwas über die Geschichte und konnte mich prima hineinfallen lassen. Nach dem Lesen kann ich sagen, dass die Optik hervorragend zu der Geschichte passt und auch die Pflanzen an den Kapitelanfängen Buch aufgegriffen werden - ein schönes Detail! Darum geht's: Nachdem die Erde mehrere Naturkatastrophen erfahren hat und ein Virus die Menschen zu Bestien werden lässt, lebt die junge Kaia gesichert in einem Stadtgebiet. Dort herrscht der Kampf ums Überleben, um genug Nahrung und Wasser, um Medikamente. Regelmäßig wird sie zu militärischen Aufträgen geschickt, bei denen sie in der Sperrzone außerhalb der Stadt Infizierte töten muss, sodass die Stadt vom Virus verschont bleibt. Doch bei einem ihrer Aufträge stößt sie auf eine unglaubliche Entdeckung, die ihr bisheriges Weltbild ins Wanken bringt... Idee/ Umsetzung: Ich lese grundsätzlich alle Neuerscheinungen von Rainer Wekwerth, weshalb ich mich hier in die Geschichte fallen gelassen habe, ohne viel dazu zu wissen. Es handelt sich um eine Jugenddystopie mit Endzeit-Feeling. Ich habe mich in dem Setting der Stadt nicht nur einmal an "The Walking Dead" erinnert gefühlt. Natürlich einerseits wegen des Virus, das die Menschen zu kopflosen Hüllen werden lässt, aber auch wegen der Dynamik in der Stadt, in der Kaia lebt. Es herrscht unter den Bewohnern ein rauer Ton, niemand gönnt dem anderen etwas, jede Leistung verlangt eine Gegenleistung. Schwarzmärkte regieren den Handel, Strom ist unbeständig vorhanden, das Internet schon lange tot. Allein diese wenigen Schlagworte lassen vor meinem inneren Auge schon einen Ort entstehen, sodass ich in diesem Buch von Beginn an das Gefühl hatte, mit Kaia in der Stadt zu sein. Wie die Dschungel-artige Gestaltung vermuten lässt, haben wir in der Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt einen Settingwechsel, als Kaia sich in die Sperrzone begibt. Hierzu möchte ich nicht zu viel vorweg nehmen, doch dieser neue Schauplatz steht in direktem Kontrast zu der dreckigen und trostlosen Stadt- es wird natürlich, grün, lebendig und staunenswert. Handlung: Der Aufbau der Handlung war interessant, da ich schon von Beginn an dachte: Diese Stadt hier kann nicht alles sein. Wir lernen erst einmal Kaia und die Stadt kennen, das System, das dort vorherrscht, und die strengen Regeln und Restriktionen. Hier zeichnet der Autor ein erschreckendes Bild einer möglichen Zukunft, da wir uns hier im Jahr 2069 befinden, gar nicht allzu weit von uns entfernt. Auf die Katastrophen, die in der Zwischenzeit eingetreten sind, wird nicht allzu tief eingegangen, hier hätte ich gerne noch mehr zu erfahren, aber es wird sehr deutlich, dass es mit dem Verhalten der Menschen, ihrem Umgang mit der Natur und dem Klimawandel zusammenhing. Auch das Virus scheint damit in Zusammenhang zu stehen und lässt die Menschen nach und nach aggressiv, gedankenlos und animalisch werden. Ich habe die Geschichte zu Anfang sehr gerne gelesen und fand es aber auch spannend und gut umgesetzt, als die Geschichte in eine andere Richtung abdriftet und der Fokus komplett verlagert wird. Zwischenzeitlich plätscherte die Geschichte etwas dahin und ich hatte das Gefühl, dass gerne der rote Faden wieder aufgenommen werden kann, aber insgesamt habe ich die Handlung als dynamisch und spannend erlebt. Mit einigen Wendungen habe ich absolut nicht gerechnet, andere fand ich dagegen etwas vorhersehbar. Ich hätte mir im 2. Teil des Buches noch einige Informationen zu bestimmten Gegebenheiten gewünscht, die ich aus Spoiler-Gründen hier nicht im Detail nenne. Doch in Anbetracht der Seitenzahl und vielleicht auch der Zielgruppe war es wahrscheinlich einfach nicht möglich, hier noch mehr Erklärungen einzubauen. Charaktere: Die Figuren des Buches haben mir gut gefallen, auch wenn mir an mancher Stelle ein bisschen die Tiefe fehlte. Kaia empfand ich als sehr sympathische Protagonistin, die durch die Stadt stark und rau gemacht wurde. Sie hat eine militärische Ausbildung genossen, was man daran merkt, dass sie sehr pragmatisch denkt und handelt. Nach und nach beginnt sie, ihre Lebensrealität, die Stadt und ihre Anführer zu hinterfragen und macht hier eine sehr schöne Entwicklung durch. Es gibt noch einige andere wichtigen Charaktere, die ich hier gar nicht genauer beschreiben möchte, lernt sie am besten selbst kennen. Ich fand die meisten sehr sympathisch, einige waren mystisch und schwer zu durchschauen, andere einfach sehr freundlich und humorvoll. Die Mischung hat der Autor hier wunderbar hinbekommen. Einzig die hier eingeflochtene Liebesgeschichte hätte es für mich nicht gebraucht, da die Haupthandlung hier genügend Stoff für ganz viel Action, aber auch Emotionen geboten hat. Doch für Romantasy Fans sicherlich ein Plus: Hier gibt es eine Liebesgeschichte, die manchmal auch an ein Love-Triangle erinnert. Ende: Das Ende war rasant, spannend und hat für mich keine Fragen offen gelassen. Ich mochte hier besonders Kaia in ihrer Rolle als starke Kämpferin, die in ihre Heimat zurückkehrt. Auch wenn einige Taten etwas überstürzt wirkten, mochte ich die Auflösung hier gerne und freue mich, dass es mal wieder einen gelungenen Einzelband in der Jugendfantasy gibt. Fazit: "Shadow Land" ist eine gelungene Jugenddystopie, die auf spannende und faszinierende Weise auf die Klimaproblematik und den Wert der Natur aufmerksam macht. Ich habe Kaia auf ihrer Reise sehr gerne begleitet und kann das Buch Fans von dystopischen Jugendromanen und Endzeit-Thrillern empfehlen. Für mich kommt es wegen der genannten Kritikpunkte nicht ganz an die anderen Bücher des Autors heran, ist aber dennoch sehr lesenswert.

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