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Wordworld

Posted on 24.3.2022

Die Abenteuer von Kleinkünstler Marc-Uwe Kling und seinem kommunistischen Mitbewohner habe ich ja schon als Hörbücher sehr gefeiert. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie gibt es das witzige Duo auch in einem neuen Format: als täglichen Comic-Strip auf ZEIT-Online. Diese Woche Dienstag, am 22. März, erschein nun ein großformatiger Sammelband, der all diese in Zusammenarbeit mit dem Zeichner Bernd Kissel entstandenen Comic-Strips zusammenfasst. Einige Strips kannte ich zwar schon, da ich mich aber sehr darauf gefreut habe, sie als Ganzes und in der richtigen Reihenfolge nochmal zu lesen, habe ich mir ein Exemplar bei Carlsen Comics angefragt. Hier kommen jetzt also ein paar Gedanken zu und Eindrücke aus dem Sammelband: Beginnen wir doch wie immer mit dem Cover. Dieses zeigt Comic-Marc-Uwe, wie er an der Schreibmaschine sitzt und neue Entwürfe tippt, während das Känguru offensichtlich von keinem davon überzeugt ist - wie die zusammengeknüllten Papiere beweise, die um die beiden verstreut liegen. Dazu passt auch der Untertitel "Also ICH könnte das besser". ganz im Stil dieses Lebensmottos des Kängurus sind innerhalb des Sammelbandes auch mehr oder wenig konstruktive Anmerkungen des Kängurus auf gelben Klebezetteln zu finden. Sehr gut gefällt mir auch, dass die letzten 12 Seiten Bonusmaterial über die Entstehung der Comics bereithalten. Unter dem Titel "Känguru-Genese" können wir die Evolution des Aussehens des Hintergrunds, Marc-Uwes und des Kängurus gemeinsam mit witzigen Kommentaren des Kängurus begutachten. Denn wie es schon auf der Rückseite des Sammelbandes steht: "Yeah! Bonusmaterial! Alle lieben Bonusmaterial!" Auch innerhalb der Buchdeckel ist die Gestaltung sehr ansprechend. Die auf ZEIT-Online erschienenen Comic-Strips sind in chronologischer Reihenfolge in angenehmer Größe auf hochwertigen Seiten abgedruckt, wobei immer auf sechs vierteilige Comic-Strips in Schwarz-Weiß ein seitenfüllender Comic in Farbe folgt. Die Zeichnungen von Bernd Kissel sind im klassischen Cartoon Stil gehalten und haben eine sehr angenehme Balance zwischen Schlichtheit und Detail gefunden. Besonders die Mimik, Gestik und Körperhaltungen der Figuren finde ich wahnsinnig gut getroffen. Ein großes Kompliment also an den Zeichner, der die schon in Buch, Hörbuch, Podcast und Film verarbeitete Figuren auf passende Art zum Leben erweckt. Die Comicstrips beginnen im Dezember 2020 und ziehen sich nach Monaten gruppiert und mit passenden Deckblättern abgegrenzt bis zu Silvester 2021. Mit 7 Ausgaben pro Woche und abzüglich einer kurzen Sommerpause ergeben sich so 318 Comicstrips zu den unterschiedlichsten Themen: von Corona über den Wahlkampf und die Klimakrise über Marsmissionen der Überreichen bis hin zu Verschwörungsmythen und Badputzen ist mal wieder alles dabei. Inhaltlich hält "Die Känguru-Comics" also einen vielseitigen Gang durch das Jahr 2021 bereit. Gewohnt pointiert und scharfzüngig dürfen Marc-Uwe und das Känguru auf 224 Seiten zu politischen Nachrichten, gesellschaftlichen Krisen, brandneuen Trends und natürlich dem Wahnsinn des Lockdowns Stellung nehmen und den LeserInnen dabei den ein oder anderen Lacher entlocken. Einige Insiderwitze und natürlich auch die auftauchenden Figuren sind schon aus der Känguru-Reihe bekannt, weshalb ich die Comics nur an Fans eben dieser empfehlen kann. Die Comics bauen jedoch nur lose auf der Handlung der Trilogie auf und erzählen von neuen Abenteuern der Chaos-WG, welche mit tagesaktuellen Themen verknüpft werden. Zusätzlich zum WG-Leben von Marc-Uwe und dem Känguru gibt es hier auch Einblicke in das Familienleben von Nachbar Friedrich-Wilhelm, der zusammen mit seiner Frau drei quirlige Kindern durch den Lockdown manövrieren muss. Neben vielen interessanten Gedanken, Wortwitzen und cleveren Kommentaren zum aktuellen Geschehen ist also auch viel Alltagsleben dabei, in dem man sich identifizieren kann. Zudem entführen einzelne Folgen des Formats "Elon and Jeff on Mars" in das Leben zweier Megareicher, die mit ihrem Geld nichts Besseres anfangen zu wissen, als den Mars zu bevölkern und die Mona Lisa zu essen.... Sehr gut gefällt mir auch, dass die Metaebene der Comics clever miteinbezogen wird. So streiten sich Zeichner, Autor und Känguru auch innerhalb des Comics gerne mal über die Gestaltung des Comics und lösen auch aus Versehen eine internationale Glubschi-Pandemie aus.... Wer sich die 22€ für diesen Sammelband sparen möchte, kann die einzelnen Comicstrips natürlich auch auf der Seite von ZEIT-Online lesen (der Vorteil dessen ist, dass auch die Kommentare unter den Strips häufig sehr lesenswert sind). Da die Gestaltung des Sammelbandes wirklich ihresgleichen sucht und die gesammelte Darstellung das Lesen ungemein erleichtert, kann ich Fans des Kängurus aber trotzdem empfehlen, über einen Kauf nachzudenken. Auch als Geschenk kann ich mir diesen Sammelband vorstellen - vor allem, da es bestimmt auch einen zweiten Band geben wird, wenn Marc-Uwe Kling und Bern Kissel die Kooperation weiterhin aufrechterhalten. Mich würde das auf jeden Fall freuen - ich habe mich schon an den täglichen Input von Marc-Uwe und dem Känguru gewöhnt und würde ihn sehr vermissen, falls die Aktion eingestellt werden würde! Fazit: Gewohnt pointiert und scharfzüngig dürfen Marc-Uwe und das Känguru auf 224 Seiten zu politischen Nachrichten, gesellschaftlichen Krisen, brandneuen Trends und natürlich dem Wahnsinn des Lockdowns Stellung nehmen und den LeserInnen dabei den ein oder anderen Lacher entlocken. Ich kann diesen vielseitigen und wunderbar illustrierten Gang durch das Jahr 2021nur weiterempfehlen! --> 4,5 Sterne. Die 0,5 Sterne Abzug gibt es dafür, dass durch das Seitenformat zwei Comicstrips pro Seite gelayoutet sind und man sich zunächst daran gewöhnen muss, dass die Geschichte mitten auf der Seite aufhört und dann eine neue startet.

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