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mabuerele

Posted on 14.12.2021

„...Meine Tochter hat sich trotz allem entschieden, die Geschicke der Mandelli AG in die Hand zu nehmen und das Erbe unserer Familie in die Zukunft zu führen...“ Mit diesen Worten macht Rosalba zu Silvester 2014 klar, wer in der Firma jetzt das Sagen hat. Eleonore, ihre 33jährige Tochter, aber wartet mit einer weiteren Überraschung auf. Sie hat ihren Namen geändert: aus Albrecht wurde Mandelli. Mit diesem Band übernimmt die dritte Generation die Baufirma. Das Leben ist nicht leichter geworden, eher im Gegenteil. Die Autorin hat erneut in einer spannenden Handlung gezeigt, wie sich selbst heute Frauen nur schwer in Männerberufen durchsetzen können. Hinzu kommt, dass Eleonore, obwohl in der Schweiz geboren und aufgewachsen, immer wieder auf ihre italienischen Wurzeln reduziert wird. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er passt sich der jeweiligen Situation an. Neben den Freuden und Sorgen der Protagonisten findet die Autorin Platz, um mit passenden Metaphern alltägliche Kleinigkeiten einzufügen. „… Es vergingen drei Wochen, wo sich der April verhielt wie ein trotziges Kind, an manchem Tag verzückt strahlte und an anderen tränenreich tobte...“ Schon der Beginn ist für Eleonore nicht einfach. Die langjährige Buchhalterin geht in Pension. Mit Urs Heber findet Eleonore einen neuen Mitstreiter. Buchhalter ist ein Vertrauensjob. Doch der Mann wirkt am Anfang irgendwie übereifrig. Große Baufirma übernehmen zunehmend die Herrschaft am Markt. Für kleine Unternehmen wird es hart. Immer wieder fragt Eleonore sich: „...Wo sollte sie ihre Mitarbeiter in absehbarer Zeit hinsenden, wenn nicht bald neue Aufträge ins Haus flatterten? Wer bezahlte all die Rechnungen?...“ Auf einer Tagung lernt Eleonore Flurin kennen. Der leitet selbst ein Baufirma. Zwischen beiden beginnt es zu knistern. Eleonore, die mit Männern bisher keine guten Erfahrungen gemacht hat, ist vorsichtig. Berührend ist das letzte Gespräch zwischen Eleonore und ihren Großvater. „...“Weißt du, Kind“, begrüßte Lornzo sie nachdenklich, „Das Leben kann so schnell zu Ende sein. Manche Herzen hören plötzlich uf zu schlagen. Du solltest deine Zeit wirklich nicht damit verschwenden, Dinge zu bauen, die dir selber nicht gefallen.“...“ Noch reagiert Eleonore sauer. Was ihr Großvater ihr sagen wollte, begreift sie erst nach seinem Tod, als ihre Firma immer mehr Richtung Abgrund gleitet. Werden ihre Mitarbeiter zu ihr halten, wenn es hart auf hart kommt? Zahlt sich der menschliche Umgang mit ihnen aus? Oder gibt man ihr die Schuld an der Misere? Ab und an wird Eleonore mit Meinungen konfrontiert, die von gestern sind. Bei einem Unternehmerstammtisch wird, wo die Herren der Schöpfung über eine Unternehmerin herziehen, reagiert sie deshalb heftig und redet Klartext:. „...Marna hat sich entscheiden, Mutter zu werden, weil ihr Partner offensichtlich kein Kind gebären kann. Dafür sollte ihr die Menschheit, auch die männliche, dankbar sein und sie unterstützen...“ Der nächste Winter wird die Entscheidung bringen. Bei einer Auszeit in Italien findet Eleonore zurück zu ihren Wurzeln. Plötzlich weiß sie, wie sie zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Andrea, der Grafiker ist, ihre Firma umstrukturieren wird. Auch im privaten Bereich sorgt sie für klare Verhältnisse. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Eines wird deutlich: Urlaubsland Schweiz und Arbeitsland Schweiz sind zwei völlig andere Paar Schuhe. Alte Vorurteile können sehr hartnäckig sein.

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