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JulisTeestübchen

Posted on 9.11.2021

"Talus" wird aus der Perspektive dreier Figuren erzählt. Ein bisschen mehr als die anderen sticht dabei Erin hervor. Eigentlich ist sie zum Studieren in Edinburgh, geht aber lieber ihrem Job als Touristenführerin auf Geistertouren nach. Dabei hat sie ein Auge auf ihren Kollegen Leo geworfen, der sich jedoch stets sehr distanziert verhält. Neben Erin, für die Hexen und Geister nur in der Fantasie exisitieren, nehmen wir als Leser auch die Perspektive von der Hexe in Ausbildung Lu und vom Schattenjäger Noah ein. Als Erin auf einer ihrer Geistertouren dann einem richtigen Geist begegnet, stellt sich ihr Weltbild komplett auf den Kopf - und sie schöpft Hoffnung, dass es mit Magie vielleicht einen Weg gibt, um ihrer kranken Tante das Leben zu retten. Zu Beginn mochte ich Erin als Protagonistin sehr gerne. Sie war mal nicht so typisch naiv wie häufig in Urban-Fantasy und wirkte gerade mit ihrem Job sehr taff und aufgeweckt. Leider wandelte sich ihr Charakter dann irgendwann zur weinerlichen, ängstlichen Erin. Dass sie auf mich später nur noch so rüberkam, mag aber vielleicht auch an der Sprecherin liegen, die irgendwann begann Erin stets eine weinerliche Stimme zu verleihen. Tatsächlich taff und aufgeweckt war dagegen Lu, deren rebellische Ader ich sehr gerne mochte. Mein Lieblingscharakter ist hier allerdings Noah. Über ihn hätte ich gern noch viel mehr erfahren, nimmt er doch die meiste Zeit eher eine Randposition in der (bisherigen) Geschichte ein. Hier hoffe ich auf noch mehr von ihm in Band 2. Romantische Gefühle werden hier nur ganz am Rande behandelt, was auch gut so ist. Schon den wenigen Hauch von Romantik habe ich den Figuren nicht wirklich abgekauft, weswegen ich mir hier auch keine größere Liebesgeschichte hätte vorstellen können. Der Sprecherin Corinna Dorenkamp konnte ich gut lauschen und auch die verschiedenen Figuren habe ich ihr abgekauft. Wie schon weiter oben angemerkt, hat mich allerdings die Art und Weise gestört, wie sie Erin rübergebracht hat. Das Magiesystem hinter dem Buch gefiel mir sehr gut. Dabei gibt es die verschiedensten Arten von Hexen, jede mit ihrer eigenen Stärke, die unbemerkt unter den Menschen leben, diese allerdings verachten, da die Menschen sie früher bekanntlich gejagt haben. Daneben gibt es auch ein höheren Adel unter den Hexen sowie Schattenjäger wie Noah, die Hexen und Hexer aufsuchen, die unter einer ansteckenden und tödlichen Seuche leiden. Beim Spannungsaufbau hat das Buch allerdings noch etwas Nachholpotenzial. Auch wenn mir der Einstieg leicht fiel, so dauerte es doch relativ lange bis wir gemeinsam mit Erin wirklich in Berührung mit der Hexenwelt kommen. Das Buch war schon halb rum und trotzdem war noch nicht viel passiert. Auch mit dem Wissen, dass es eine Fortsetzung gibt, ist das insgesamt doch etwas wenig Handlung. Mein zweiter Kritikpunkt: die Tiefe der Charaktere. Diese war nämlich quasi so gut wie nicht vorhanden. Am ehesten habe ich Lu daher noch ihren Charakter abgekauft, am schlimmsten war jedoch Leo. Dieser blieb mir als Leserin stets fremd und ohne irgendeine nennenswerte Charaktereigenschaft. Und auch Erin hätte defintiv sehr viel mehr Tiefe vertragen können, um tiefergehend mit ihr mitfühlen zu können. Hätte ich nicht das Hörbuch gehört, sondern das Buch gelesen, wäre es mir vermutlich schwerer gefallen, an der Geschichte dran zu bleiben. Daher kann ich leider nur drei Sterne für eine eigentlich richtig gute Idee vergeben.

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