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mabuerele

Posted on 18.5.2021

„...Ancos ist erwacht. Ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll. Die Server sind runtergefahren und Ancos hat sich gewehrt und die Kontrolle übernommen. Er hat uns ausgesperrt und ist wieder hochgefahren...“ Ancos ist ein Computersystem, was Nanopartikel steuert. Als sich die Erfinder einige technische Parameter nicht mehr erklären konnten, haben sie beschlossen, einen Server kurzzeitig vom Netz zu nehmen. Das löste eine Katastrophe am Berliner Flughafen mit mehr als 4000 Tausend Toten aus. Wenige Stunden später setzt der zweite Band der Geschichte ein. Der Autor hat erneut eine fesselnde Geschichte geschrieben. Sie hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Das betrifft selbst die Schriftgröße. Für die Verantwortlichen gilt es, die Ergebnisse zu analysieren. Jeder von ihnen zieht Konsequenzen für sein privates Leben. Die öffentliche Meinung stellt die Forscher Terroristen gleich und inszeniert in den sozialen Medien eine Hetzjagd ohnegleichen. Andrea sorgt dafür, dass ihre Schwester Stephanie untertauchen kann. Sie ahnt Andreas psychische Verfassung: „...Eine Welle der Übelkeit überkam sie und flackernde Punkte tanzten vor ihren Augen. Die Panik traf sie aufs Neue wie ein Vorschlaghammer...“ In sogenannten Randnotizen, die in kleineren Schrift und serifenloser Schriftart gedruckt sind, kommen die politisch Verantwortlichen zu Wort. „...Milliarden flossen in die Erforschung der Schwarmintelligenz. Der Fehler war jedoch, dass niemand auf die Idee kam, das viel naheliegendere Thema, die Schwarmblödheit, zu erforschen...“ Diese sarkastische Bemerkung bezieht auf die Spezies Mensch, speziell Politiker. Ganz Europa war sich einig. Ab sofort kommt man ohne Nanotechnologie aus. Das gesamte System wird komplett stillgelegt von denen, die es entwickelt haben. Nur wenige ahnen, dass damit die nächste Stufe der Katastrophe vorprogrammiert ist. Einer, der die Gefahren sieht, ist ein österreichischer Oberstleutnant. Er ordnet für den Tag der Abschaltung eine Übung an. Er rechnet mit zwei Szenarien: Einerseits könnte es technische Probleme geben, andererseits könnte es zu Unruhen in der Bevölkerung kommen, weil mit Versorgungsengpässen zu rechnen ist. Was dann wirklich passiert, schockiert ihn für sein Leben. Da jedes Kapitel einem anderen Protagonisten zugeordnet ist, habe ich einen guten Einblick in die Gedankenwelt und die Gefühle der einzelnen Personen. Stephanie resümiert in einer Stunde der Ruhe: „...Zusammen waren sie in den Olymp der Technologieunternehmer aufgestiegen und wie Ikarus von der Sonne von ihrer eigenen Überheblichkeit verbrannt worden. Zurückgeblieben war nichts als ein Trümmerfeld...“ In kursiver Schrift erhalte ich einen Einblick in das Verhalten von Ancos. „...Er reagierte instinktiv und schützte sich, legte alle verfügbare Energie in den Verteidigungsschlag...“ Neben den technischen Raffinessen und zwischenmenschlichen Fragen klingt ab und an ein feiner Sarkasmus an wie hier von einem Wiener Reporter: „...Das Europäische Parlament hat entschieden – ab sechzehn Uhr wird das Ende der Nanosysteme eingeläutet. […] In nicht einmal fünfzehn Jahren ging von hier eine technische Revolution um die Welt und wurde gleichermaßen an die Wand gefahren. Ich bin schon gespannt, ob mein Automechaniker fähig sein wird, mein E – Mobil zu reparieren!...“ Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Fast schlagwortartig folgen die Kapitel aufeinander und zeigen den Weg zur Katastrophe auf.

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