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joberlin

Posted on 17.5.2021

In diesem Buch geht es um das glamouröse Ehepaar Scott und Zelda Fitzgerald. Die Autorin Joséphine Nicolas legt dabei den zeitlichen Schwerpunkt auf den Côte d'Azur-Aufenthalt der beiden in den Jahren 1924-26, erzählt wird aus der Sicht der Zelda Fitzgerald. Ihr gehören auch die Sympathien der Autorin, wie sie im Nachwort schreibt. Die Ehe ist zu dieser Zeit bereits von Scotts Alkoholismus und Zeldas stets fordernder Wesenart gekennzeichnet. Man lebt auf recht großbürgerliche Weise, allerdings unter ständigem Geldmangel, was den Produktionsdruck Scotts zur nervenaufreibenden Belastung werden lässt. Umgeben von der anstrengenden, stets auf Scotts Erfolge und Ansehen eifersüchtelnden Ehefrau, sicher keine leichte Aufgabe. Und doch arbeitet er beständig an seinem Roman "The Great Gatsby", der 1925 zunächst mit nur mäßigem Erfolg veröffentlicht wird. Zelda fühlt sich hinter ihrem bekannten Mann zurückstehend, ständige Streitereien und Vorwürfe charakterisieren den Alltag. Sie möchte selbstständige Künstlerin sein. Und sie hat Talent, schreibt für Magazine, Kurzgeschichten und Romane und ist dabei für Scott in Ausdruck und Idee sicherlich Inspiration. Viele ihrer Arbeiten wurden unter beider Namen veröffentlicht – doch ist das nun Bevormundung durch den Ehemann, seine Angst vor Konkurrenz und Einflussverlust? Wir wissen nicht so genau, inwieweit die Arbeiten Zeldas einer Überarbeitung Scotts bedurften; die Veröffentlichungen dürften mit Scotts Namen sicher mehr dringend benötigtes Geld eingebracht haben. Ich jedenfalls kann der Autorin in ihrer Interpretation des unterdrückten Talents nicht ganz folgen. Eine egomanisch-selbstbewusste Frau (wie Zelda) hätte doch sicher eigenständig veröffentlichen können, nein? Der Aufenthalt in Südfrankreich ist überschattet von Scotts Trinkerei, Zeldas mangelndem Interesse für Tochter Scottie und ihrer Affäre mit einem Piloten. Sie will die Ehe beenden, doch zeigt sie auch hier nur halbherzige Initiative. Zu einer Scheidung kommt es nicht, das Ehepaar versöhnt sich und feiert – hauptsächlich in der Villa America des Künstler-Ehepaars Murphy – rauschende Feste. Die Murphys haben stets prominente Gäste und der künstlerische Austausch war für die Fitzgeralds sicher von großer Bedeutung. Joséphine Nicolas schreibt gut - doch aus meiner Sicht zu elaboriert, insbesondere was die vielen Dialoge des meist streitenden Ehepaares angeht. Doch wer Scott Fitzgerald liebt, wird an diesem Buch sicher Gefallen finden.

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