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SternchenBlau

Posted on 17.4.2021

Mir ging bei jeder Zeile das Herz auf Mit diesem Band findet die absolut empfehlenswerte Reihe um Enni und ihre „Unausstehlichen“ ihren fulminanten und würdigen Abschluss. Mit viel Humor und noch mehr Einfühlungsvermögen löst Vanessa Walder einige offene Rätsel und liefert zudem wieder eine spannende Geschichte. Beim Lesen habe ich lauthals gelacht und ich hatte Tränen in den Augen. Auf dieses Buch habe ich mich gefreut wie auf eine Schachten mit wundervollen, oberleckeren und edlen Pralinen. Ein Hochgenuss und doch stieg auch mit jeder Seite ein klein wenig die Wehmut, weil damit auch der Abschied näher rückte. Eine Protagonistin wie Enni, aber auch ihre Freund:innen, die möchte ich einfach nicht ziehen lassen. Schon auf der ersten Seite fühlte es sich an, als wäre Enni nie aus meinem inneren Ohr weggewesen. Diese Mischung aus Abgeklärtheit und kindlichem Blick finde ich so herzzerreißend und gleichzeitig ist Enni klug und witzig. Diesmal schreibt Enni an ihren Vater im Gefängnis, wieder kann sie ihren Hang zu Schimpfwörter nicht ganz im Zaum halten, die allerdings wie schon gehabt erneut zensiert werden. Ach ja, Ennis Stimme in meinem inneren Ohr klingt wie die wundervollen Sprecherin Maximiliane Häcke. Das ist der einzige Wermutstropfen bei diesem Buch, dass es nicht wie bei den vorangegangenen zusätzlich noch gibt Hörbuch erscheint. Dafür sind die Illustrationen einfach wundervoll. Mein 9jähriger Sohn steht schon für die Reihe in den Startlöchern und so wird mein Abschiedsschmerz bald gelindert werden, wenn ich mir gemeinsam mit ihm einen Re-Read gönnen kann. Kurz zur Altersempfehlung: Die setzt der Verlagsempfehlung ab 9 an und das finde ich sehr passend. Gerade, weil mein Sohn auf reale, ernste Hintergründe sensibler reagiert, habe ich die Bände zuvor und nun auch diesen zunächst alleine gelesen. Walder schafft es allerdings ausgezeichnet, die ernsten Zusammenhänge genau ins richtige Lot zu bringen. Jugendamt, Sorgerechtsentzug und Polizei sind Teil von Ennis sehr ernster Hintergrundgeschichte und wir dürfen so in ihren Kopf schlüpfen, dass wir verstehen können, warum Enni immer wieder „rot sieht“. Ich bin fest überzeugt, wenn mehr Menschen genau diese Empathie entwickeln würden, dann wäre die Welt eine bessere. Und genau darum fügt es sich so wundervoll, dass Walders Geschichte nie zu ernst wird und sie mit „Die Unausstehlichen“ in erster Linie Hoffnung vermittelt. Mit ganz viel Fingerspitzengefühl erfahren wir nun endlich von Ennis Familiengeschichte. Und auch die anderen „Unausstehlichen“ zeichnet Walter mit viel Respekt und Liebe in ihrer Einzigartigkeit. Besonders imponierte mir, dass Dante wieder in seiner ganzen Persönlichkeit gesehen und geschildert wird. Ich wünsche mir mehr Bücher, die so souverän und gekonnt mit dem Thema Diversity umgehen und das auf so vielen Ebenen. Viele Schul- und Internatsbücher „behandeln“ bspw. realen Lernstoff und meist finde ich das ziemlich dröge. Walder flicht hier wie schon in den beiden Bänden ein Thema ganz organisch in die Geschichte ein, so dass ich auch als Erwachsene noch etwas lernen durfte. Diesmal setzte sie allerdings nochmal eins drauf: Denn was Enni als Vorwand beginnt, um sich aus der Schule schleichen zu können, wird zu einem wundervollen Neuinterpretationen eines Bühnenklassikers – und ich wünsche mir, dass die „Unausstehlichen“-Reihe ein Kinderbuchklassiker wird. PS: Dieses Buch möchte ich mit meiner 500sten Rezension ganz besonders feiern. Zunächst hatte ich aus Spaß wegen einer Buchverlosung für meinen Sohn angefangen Buchrezensionen zu schreiben und, da schreiben Teil meines Berufs ist, hätte ich nicht gedacht, dass ich hier viel machen werden. Ich blieb dabei, weil es irgendwie eine Fingerübung ist, aber vor allem wegen solcher Bücher wie „Die Unausstehlichen & ich“ – weil ich genau solch wundervolle Bücher vielleicht ein Bisschen mehr sichtbar machen möchte. Danke für dieses Buch!

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