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Buchdoktor

Posted on 5.2.2021

Willow und ihr Vater Adam sind schon so oft umgezogen, dass die Elfjährige keine Lust mehr hat, schon wieder Kisten auszupacken. Doch der letzte Umzug führt Willow zurück an den Ort ihrer Kindheit. In dem kleinen renovierungsbedürftigen Häuschen hat die Familie schon einmal gelebt, als Willows Mutter noch lebte. Von Großtante Alwina hat Adam das Haus geerbt, Willow den kleinen Wald direkt daneben. Tante Alwina und Willow waren schon früher Seelenverwandte. Allerdings ist Vater Adam seitdem Gesprächen über die sonderbare Alwina immer wieder ausgewichen. Allmählich kehren Willows Erinnerungen zurück: an ihre Mutter und an Tante Alwina, die mit ihrem Amulett, ihrer Eule und dem wolfsartigen Hund Caleb nicht nur hexenhaft wirkte, sondern tatsächlich über magische Kräfte verfügte. Als Willow den Wald ihrer Kindheit neu kennenlernt, indem sie ein Beobachtungsbuch anlegt, spricht dort aus einer Baumkrone Tante Alwina zu ihr. Angeregt durch ein für Muggels verborgenes Häuschen mit Alwinas Heilmitteln und mit Unterstützung des ledergebundenen Zauberbuchs Grimmoor lässt Willow sich durch ihre Initiation als Hexe leiten. Die Entscheidung ihre Gabe anzunehmen und auszubilden fällt ihr nicht leicht. Sie schwankt zwischen Faszination und Ablehnung und ahnt, dass Hexerei Bescheidenheit und Verantwortung von ihr fordern wird. Du wirst zuerst als Hexe gut werden und dann erst berühmt, hatte Alwina ihr eingeschärft. Da die Truhe, in der Willow das Buch Grimmoor gefunden hat, sich deutlich an vier Personen und mit ihnen an die vier Elemente richtet, macht Alwina sich auf die Suche nach Gleichaltrigen, die - wie sie anfangs auch - ihre Berufung noch nicht gespürt haben könnten. Als sich nach einigen Teambildungsproblemen Valentina, Gretchen und Lotti gefunden haben, muss ein drängendes Problem gelöst werden: Der Wald soll abgeholzt und das Grundstück bebaut werden. Sabine Bohlmann schafft mit der bescheidenen, selbstkritischen Willow eine sympathische Heldin, die sich mit ihrer magischen Begabung und deren Sinn erst auseinandersetzen muss. Ihre Selbstfindung und die Bildung des Hexenteams machen das eigentliche Abenteuer aus, der eher unrealistische Konflikt um den Wald spielt eine Nebenrolle. Würde Willow nachhaken, ob es ein Testament gibt und was genau Tante Alwina darin verfügt hat, würde der Konflikt um den Wald sich vermutlich schnell auflösen. Dass Willows Mithexen jünger und kindlicher sind als sie, finde ich für die genannte Zielgruppe so wenig reizvoll wie die Vernachlässigung der realen Welt außerhalb des Hexenuniversums. Als reines Mädchenbuch ohne Identifikationsmöglichkeiten für Jungen richtet der liebevoll illustrierte Kinderroman sich an eine Zielgruppe ab 10 Jahren, für ältere Leserinnen als 9-10 Jahre würde ich ihn nicht mehr empfehlen.

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