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hermunduh

Posted on 27.10.2020

Mishima und der Sinn des Lebens Viel Freude bereiten uns gegenwärtig Yukio Mishima (posthum) und der Kein & Aber Verlag aus Zürich. Nichts weniger als ein möglicherweise komplette Neuübersetzung aller Werke des strangen japanischen Meisterdichters, scheinen die Herren und Damen aus Zürich im Sinn zu haben. Wohlan, wir wünschen Gutes Gelingen und viel Puste. Jedenfalls legt man mit Leben zu verkaufen den inzwischen 3. Band vor. Nora Bierich hat das Buch feinnervig übersetzt. Es erschien zuerst 1968 als Fortsetzungsroman im Weekly Playboy in Japan. Gebunden in rotes Leinen und mit Lesebändchen lassen die schlanken Bände schon beim Betrachten Lesefreude aufkommen. In Leben zu verkaufen geht Mishima neue Wege. Man kann das ungewöhnliche Buch durchaus als eine mittelschwere Komödie mit Tiefgang beschreiben. Hanio ist schreckliche siebenundzwanzig Jahre alt und hat die Schnauze voll. Er sieht keinen Sinn mehr darin, im Hamsterrad der Konformität weiterhin seine Tage abzuspulen. Um etwas vermeintlich Sinnvolles zu tun, bietet er sein Leben in der Zeitung zum Verkauf an. Schnell melden sich diverse Menschen, die nicht nur Gutes mit Hanios nobler Geste im Schilde führen. Gangster, Vampire und unglückliche Ehemänner bestürmen den jungen Helden, der fortan durch drollige und bitterböse Abenteuer purzelt, bis ihm am Ende sein Schicksal in Form eines schrulligen Provinzkriminologen die Karten zeigt. Große Lektüre für den November!

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