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Posted on 25.10.2020

Ich bin weiß, deutsch, eine Frau. Dies nur, damit du weißt, ich habe keine Rassismuserfahrung in der Opferrolle. Vermutlich habe ich eine oder mehrere Erfahrungen gemacht im Bereich des unbeabsichtigten Rassismus. Ich habe Menschen nach ihrer Herkunft gefragt, wenn sie z. B. nicht deutsch mit ihren Kindern gesprochen haben. Vielleicht auch, wenn sie deutlich nicht weiß waren. Mir war nicht bewusst, dass hiermit Menschen verletzt werden, oder sich in die Enge gedrängt fühlen. Zu behaupten es gäbe keinen Rassismus in meinem Umfeld, ist vermutlich so wahr, wie die Behauptung der Schulen meiner Kinder es gäbe kein Mobbing. Es ist schlicht falsch. Es ist da. Selbst, wenn es sich in diversen Vorurteilen spiegelt, die beinahe jeder kennt. Der eine rennt immer schneller als der andere, weil... Die oder jene Frau wäre in der 'Heimat' längst verheiratet, Männer aus dem oder dem Land wären wie auch immer ausgestattet etc. Das kann beliebig fortgeführt werden. Auch dir fällt bestimmt etwas ein. Für mich war schwierig abzugrenzen was rassistisch ist und was diskriminierend. Es bleibt schwierig. Die Autorin hat in ihrem Buch zu Anfang sehr technisch beschrieben, wie und woher Rassismus kommt und es war sehr anstrengend für mich. Auch wegen der vielen Anglizismen und Fremdwörter. Denn als deutsche weiße Frau ist das, was sie als falsch beschreibt dein Alltag, deine Erziehung und dein Leben. Das zu hinterfragen ist anstrengend. Zum Ende hin wird das Buch praktischer, heißt, sie und andere erzählen von ganz alltäglichen Situationen in ihrem Leben und spätestens hier wurde mir ganz anders. Ich stand einfach da und hab geweint, weil es mir so unfassbar leid tut, dass Menschen diese Erfahrung machen. Machen müssen und aus der Situation nicht heraus können. Die gelebten Strukturen sind alt. Diese zu durchbrechen wird dauern. Hier kann ich anfangen. Du kannst damit anfangen und das Buch lesen oder hören und du kannst mir mit unsere Kinder anders erziehen. Ich fange für mich mal klein an und versuche bekloppte Vorurteile zu entlarven und nicht zu verwenden. Ich werde Menschen nicht nach ihrer Herkunft fragen und falls wir irgendwie doch auf ein Thema kommen, werde ich zuhören und nicht verteidigen. Ich will nie sagen "Ja das Gefühl kenne ich..." es wäre gelogen. Ich kenne Sexismus und Mobbing, das war es.

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