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Lenislesestunden

Posted on 12.9.2020

Die 1930er Jahre in Britisch-Malaya: Der elfjährige Houseboy Ren arbeitet für seinen englischen Herrn, einen Arzt namens McFarlane. Kurz bevor dieser verstirbt, nimmt er dem Jungen ein Versprechen ab: er soll seinen Finger, den er vor Jahren verloren hat, wiederfinden und innerhalb von 49 Tagen mit ihm begraben, damit seine Seele nach chinesischem Glauben Frieden finden kann. Pflichtbewusst wie er ist, macht Ren sich auf die Suche und stößt dabei auf ungesühnte Verbrechen, Geister, Aberglaube und nicht zuletzt die junge Ji Lin, die mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hat, jedoch untrennbar mit Ren und seiner Jagd nach dem verschollenen Finger verbunden ist. "Nachttiger" hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen und bis zur letzten nicht mehr losgelassen. Was für eine Sogwirkung! Die außergewöhnliche Mischung aus Kriminalfall, Historik, Mystik, dem atmosphärischem Setting und den sehr sympathischen Protagonist*innen, mit denen man einfach mitfiebern muss, hat mich sehr überzeugt. Die Grenzen zwischen Realität, Aberglaube und Übersinnlichem verschwimmen hier, was man natürlich mögen und sich darauf einlassen muss. Schockiert hat mich beim Lesen immer wieder, wie Ji Lin bzw. Frauen im Allgemeinen behandelt wurden, ebenso natürlich die chinesische Bevölkerung von den Kolonialisten. So habe ich beim Lesen zusätzlich zu der tollen Geschichte selbst noch einiges über die damalige Zeit mitnehmen können. Ich kann euch "Nachttiger" wirklich nur empfehlen!

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