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lujoma

Posted on 29.6.2020

„Wenn alles um dich herum zerbrochen ist, dann ist es Zeit, etwas wieder zusammen zu setzen.“ s.S. 87 Im Leben von Robert Bliss ist vieles zerbrochen, der 2. Weltkrieg hat Spuren hinterlassen. Doch er kämpft gegen die Trauer indem er ein Gedicht schreibt und eine Bitte äußert. Die Reaktionen darauf kommen bald, denn seine Zeilen berühren… und so beginnt Robert zu bauen… Viele Jahre später wird Annie Bliss in den kleinen Küstenort gerufen, denn ihr Großonkel Robert ist sehr krank. In seinem Haus findet Annie unzählige Kartons voller Steine. Gemeinsam mit Jeremiah Fletscher, dem hilfsbereiten und doch unnahbarem Postboten der Bucht, begibt sie sich auf Spurensuche. Stück für Stück erfahren sie die Geschichte Als Robert aus dem Koma erwacht, will Annie etwas Wichtiges für ihn tun, doch da überschlagen sich plötzlich die Ereignisse…. „Der Wind und Wellen lenkt“ ist der 1. Roman von Amanda Dykes. Ich wurde durch das schöne Cover auf das Buch aufmerksam. Die Laterne zieht die Blicke auf sich und die Lichtpunkte im dunklen Blau funkeln. Das passt sehr gut zum Buch. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Roberts Geschichte umfasst den Zeitraum zwischen 1944 und 1962, erzählt von Krieg und Verlust, vom Überleben und Beginnen, von neuer Hoffnung und Wundern. Der andere Teil spielt 2001 als Annie in die kleine Bucht kommt um sich um den kranken „GrandBob“ zu kümmern. Die Geschichte hat mich schnell gefesselt. Der Schreibstil ist angenehm und ich konnte mir den kleinen Ort und die Bucht und seine Bewohner gut vorstellen. Robert war mir sofort sympathisch, ein hilfsbereiter junger Mann, der gern für andere da ist. Der Verlust des Zwillingsbruders hat ihn sehr getroffen, doch er bleibt nicht da stehen, sondern tut etwas. Das finde ich bewundernswert. So hat mich die „alte Geschichte“ auch erst mal mehr gefesselt als die in 2001. Annie war mir anfangs etwas rätselhaft. Wieso war sie 20 Jahre nicht bei ihrem Großonkel, obwohl sie sich als Kind da so wohl gefühlt hat? Warum arbeitet sie in einem Job, der ihr keine Freude macht? Erst so nach und nach erfährt man Hintergrunde und ich konnte sie verstehen. Jeremiah, der auch eine wichtige Rolle spielt, ist ebenso geheimnisvoll. Aber Annie tut ihm gut und er Annie und gemeinsam finden sie viel über die Vergangenheit heraus. Ob es für sie eine Zukunft gibt, verrate ich noch nicht… aber mir gefiel Jeremiahs Satz: „Das PS – das kommt immer dann, wenn man denkt, die Geschichte wäre zu Ende…… und manchmal…. hofft man dann, die neue Geschichte wird nie enden.“ (s.S. 367) Sehr gut gefiel mir auch, dass Hoffnung und Glaube, in dem Roman eine wichtige Rolle spielen. Es wirkte auf mich aber nie aufdringlich. Leider kam das Ende des Geschichte sehr schnell und es war für mich nicht nachvollziehbar. Ein alter Mann, der nach Wochen im Koma aufwacht, geht nicht am 1. Tag nach Hause und steigt dann auf einen Leuchtturm. Außerdem erstaunt mich, dass so ein heftiges Unwetter aus dem Nichts plötzlich da ist. Und wie kommen Annie und ihre Mitfahrer plötzlich zu Robert? Abschließen möchte ich mit einem Zitat, dass mir sehr gut gefällt und das Mut macht: „ Wenn man Scherben aufsammelt und auf Versagen und Zerbruch etwas Neues, dann ist das ein Erfolg, der einen demütig macht. Und der umso kostbarer ist.“ (s.S. 421) Dieses Buch hat mir gut gefallen und ich empfehle es gern weiter.

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