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Babscha

Posted on 3.3.2020

Vier Geschwister sind es, die sich hier als mehr oder minder flügge Vögelchen ums warme Nest versammeln. Nur dass sie nicht mehr von ihrer Mutter gefüttert und versorgt werden, das hat´s nie gegeben, alldieweil diese leider von Anfang an weder sowas wie elterliches Verantwortungsbewusstsein gespürt hat noch von irgendeiner Sozialkompetenz gebeutelt wurde und sich stattdessen lieber um sich selbst und ihr eigenes Leben gekümmert hat. Und das Nest ist natürlich auch kein kuscheliges, Sicherheit spendendes Refugium aus Stroh für die Kleinen, sondern ein Treuhandfonds, den der inzwischen verstorbene Vater der vier als kleines finanzielles Zubrot für seine Kinder vor langer Zeit mal angelegt hatte. Bedauerlicherweise mit der Maßgabe, dass seine Nachkommen hierüber erst verfügen dürfen, wenn der Jüngste von ihnen 40 Jahre alt ist. Noch bedauerlicher ist allerdings, dass seine zweifelhafte Gattin nach seinem Tod für "Notfälle" über das Vermögen verfügen durfte, wozu es natürlich auch gekommen ist, da sie hiermit still und leise ihrem Ältesten aus einer prekären Notlage geholfen hat. Und während die drei anderen nichtsahnenden Geschwister, in ihrem fünften Lebensjahrzehnt angekommen, alle selbst finanziell schwer unter Druck, davon ausgehen, in Kürze jetzt endlich satten Mammon abgreifen zu können, wissen nur Bruder und Mutter, dass sich im Nest nur noch ein kleiner kaum erwähnenswerter und nicht gerade zur allgemeinen Problemlösung geeigneter Bodensatz befindet. Das hat natürlich Folgen. Und wer sind die vier? Da ist Melody, die Jüngste, geistig eher einfach strukturiert, die mit Mann und zwei halbwüchsigen Töchtern in der Vorstadt lebt und so gerne gesellschaftlichen Status und Anerkennung erlangen möchte, aber leider nicht mal weiss, wie sie die Collegegebühren der Kids demnächst bezahlen soll. Dann Jack, seit einiger Zeit mit seinem langjährigen Lebensgefährten verheiratet, dem das Wasser auch bis zum Hals steht, da sein kleiner Antiquitätenladen seit Jahren ein Zuschussgeschäft ist und er sich deshalb bereits am ehelichen Immobilienvermögen vergriffen hat. Bea, Möchtegernschriftstellerin, die seit Ewigkeiten an ihrem ersten Roman laboriert und auf den großen Durchbruch hofft, aber im Grunde bei fehlenden Einkünften nur Ausgaben produziert, eine langfristig eher ungesunde Entwicklung. Und dann noch Leo, der Älteste, der Star, der mit allen Wassern gewaschene Typ, zu dem die anderen immer aufgeblickt haben, der im richtigen Moment sein florierendes Medienunternehmen verkauft, Kasse gemacht und dann gemeinsam mit einer gelangweilten Luxusehefrau alles wieder verprasst hat. Die Scheidung läuft, Zukunftsperspektiven sind mau, und der vierzigste Geburtstag seiner Schwester steht kurzfristig an, somit der langerwartete große Geldverteilungstermin, an dem er notgedrungen Butter bei die Fische tun muss. Soweit die Ausgangslage des Buches, das mit einer flotten, witzigen Story, einigen guten Ideen und Wendungen, viel New Yorker Lokalkolorit, und gut gebastelten, lebensnahen Figuren aufwartet. Damit stört dann auch das zuletzt etwas konstruiert wirkende Ende und die leicht überhastete Verknüpfung der zunächst geschickt gelegten Handlungsfäden nicht sonderlich. Erfrischende Dialoge unter den Geschwistern, von denen jeder sein ganz eigenes Süppchen kocht, runden das Ganze ab. Insgesamt habe ich mich hier gut unterhalten gefühlt. Gelungener Debütroman der Autorin.

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