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Babscha

Posted on 3.3.2020

Empire Falls, eine nach Schließung der ortsansässigen Industrie vor vielen Jahren immer mehr in Bedeutungslosigkeit versinkende Kleinstadt in Maine, ein Kaff, dessen Name man nicht gehört und das man nicht gesehen zu haben braucht. Miles Roby, zentrale Figur des Buches, ein intelligenter, aber antriebsloser Mann Anfang vierzig mit abgebrochenem College, geschieden und jetzt alleinerziehender Vater einer pubertierenden Tochter, managt hier zusammen mit seinem Bruder den ortsansässigen Diner, der mehr schlecht als recht läuft und den er eines Tages von der korrupten, mit allen schmutzigen Wassern gewaschenen Witwe des die Stadt früher beherrschenden Großindustriellen zu übernehmen hofft. Hier treffen sie sich alle, sein alkoholkranker Vater, seine durchgeknallte Ex samt ihrem neuen Lover, seine früheren Kumpel und all die Gestrandeten, die es nie aus der Stadt heraus geschafft haben. Bis eines Tages etwas passiert, was niemand erwartet hat und auch Miles endlich zu grundlegenden Lebensentscheidungen zwingt. In seinem mit dem Pulitzer prämierten Roman lässt es Russo zumindest in den ersten zwei Dritteln ziemlich gemächlich angehen. Fast schon quälend langsam wird der Leser eingebunden in die komplizierte Geschichte einer Stadt und deren Bewohner einerseits wie auch die nicht minder verworrene story der Familie Roby und ihrer Satelliten. Allen voran natürlich in die Lebensgeschichte von Miles, die hier in diversen Rückblenden bis in tiefste Tiefen aufgerollt wird, und die mal mehr, mal weniger interessant daher kommt. Er ist ein Mann, der nie aus seiner phlegmatischen Haut konnte und der immer von äußeren Einflüssen bestimmt wurde, insbesondere manipuliert von seiner verstorbenen Mutter, die selbst einige Leichen im Keller hatte und ihren Sohn für ihre verquere Lebensphilosophie einzuspannen versuchte. Gut wird das Buch an den Stellen, an denen sich die extrem verwickelte story in vom Leser nicht erwartete Richtungen entwickelt und wenn der Autor seinen durchaus vorhandenen Humor, Wortwitz und Sarkasmus mal durchblitzen lässt. Leider hat mich das Buch irgendwie nicht packen können, zu gesichtslos und blass blieben die ganzen vorgestellten Charaktere und auch die story selbst war für die weit über 700 Seiten letztlich einfach zu dröge. Obwohl ich groß angelegte, epische Familiengeschichten eigentlich gerne lese, machte sich hier aufgrund der endlosen Wiederholungen und der streckenweise fast zum Stillstand kommenden Handlungsstränge mehrfach Langeweile und damit Desinteresse am Fortgang des Geschehens breit. Solcherart Werke kriegt zum Beispiel Stewart O`Nan deutlich besser und kompakter hin. Aber was soll´s.

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