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Marc Lippuner

Posted on 27.1.2019

Diese Anmerkungen beziehen sich auf beide Bände des Romans. Murakamis wundersame Erzählungen waren für mich - mein halbes Leben ist das her - was für andere Hermann Hesses Geschichten waren: Rätselhafte Begleiter, die einem helfen, ins Erwachsensein zu stolpern oder sich in den ersten Jahren darin zurecht zu finden. Nun, 20 Jahre später, befremden mich die schlichte Sprache, die kurzen Sätze, die Redundanz, die auch Murakamis neuem Roman zu eigen sind. Weglegen konnte ich das Buch deswegen jedoch nicht, zu mysteriös war die Geschichte, als dass ich nicht wissen wollte, wie sie weitergeht. Ein Portraitmaler findet auf dem Dachboden eines Hauses ein rätselhaftes Bild, das, als "Die Ermordung des Commendatore" betitelt, Bezug auf eine Szene aus Mozarts Oper DON GIOVANNI nimmt. Die Entdeckung des Gemäldes löst eine Kette merkwürdiger Ereignisse aus, die hin und wieder an skurrile Momente aus David Lynchs TWIN PEAKS erinnern: Figuren entsteigen dem Gemälde, Menschen verschwinden auf wundersame Weise, andere finden sich in Parallelwelten wieder und nur schwer dort wieder hinaus. Wenngleich die Malerei als Kunstform im Mittelpunkt des Romans steht, so spielen Musik, Geräusche und Stille - wie so oft bei Murakami - eine wesentliche Rolle im Roman. Über den Titel hinweg hört der Protagonist, während er arbeitet, Schallplatten mit klassischer Musik, während er Auto fährt, Jazz- und Popklassiker, ein Glockenspiel leitet die mysteriösen Vorgänge ein, absolute Stille beendet sie. Nichts davon kann zufällig sein, möchte man glauben, leider lässt sich vieles nicht entschlüsseln. Mich ließ der Roman daher, und auch seines überraschend unspektakulären Endes wegen, ziemlich ratlos und ziemlich enttäuscht zurück.

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