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monerl

Posted on 23.3.2022

Meine Meinung Ich hatte vor diesem Buch noch nichts von Gianni Jovanovic gehört. Zufällig wurde sein gerade erschienenes Buch in meine Timeline gespült und da solche (Auto)Biografien genau mein Ding sind, habe ich sie mir gleich als eBook gekauft und angefangen zu lesen. Einmal angefangen, konnte ich nicht mehr aufhören. In drei Tagen hatte ich alle Seiten durch und kann immer noch nicht glauben, wie aus einem Menschen, mit solch einer Vergangenheit, so ein fröhlicher, humorvoller, Energie sprühender, reflektierter und lernwilliger Mensch werden konnte! Gianni Jovanovic wendet sein Innerstes nach außen und macht sich wiederholt verletzbar. Das Buch wird von unterschiedlichen Menschen gelesen werden und nicht alle werden Gutes darüber berichten. Schon allein die Form der gendergerechten Schreibweise wird vielen aufstoßen und sie werden sich nicht mehr auf den Inhalt konzentrieren können. Was natürlich sehr schade ist, da Gianni sehr viel zu erzählen und zu berichten hat. Die Leserschaft lernt viel über Bräuche und Traditionen der Rom*nja und Sinti*zze, die sehr stark patriarchalische Strukturen aufweisen. Der Autor klärt uns auf wie er als Rom in Deutschland aufgewachsen ist und welche Erwartungen an ihn gestellt wurden, die er erfüllen musste und zum Teil wollte, um Teil der Familie zu sein (bleiben). Dabei war es kein Vorteil, dass er recht früh merkte, dass er schwul ist und auf Männer steht. Gefangen in einer nicht gewollten Ehe mit zwei Kindern, selbst gefühlt noch ein halbes Kind, mit der Verantwortung für seine kleine wie auch erweiterete Familie erlebte er gewalttätige und erniedrigende Zeiten, innerhalb wie außerhalb der Familie. Gianni Jovanovic zeigt auf, wie er aufgrund seiner Herkunft rassistisch beschimpft und strukturell von Behörden diskriminiert wurde. Mit Förderunterricht startete sein Schulleben, umso erstaunlicher ist es, dass er aus eigener Kraft heute einen Bachelorabschluss vorweisen kann und als erfolgreicher Unternehmer und politischer Aktivist tätig ist. Hier ist ein Mensch, der zeigt, wie er alle Steine, Felsen, ja – sogar Berge überwinden konnte und sich für Therapie und Vergangenheitsbewältigung öffnete, sein Leben und sich reflektierte und eigene Wege gehen konnte. Einfach bewundernswert! Sein starkes Selbstbewusstein war ihm dabei sicherlich ein guter Wegbegleiter. Fazit Ich ziehe den Hut vor so viel Mut und Lebenskraft sein Schicksal anzunehmen, es dann zu wenden und dies auch noch zum Guten! Der Autor kämpfte einst für sich und nun auch für andere. Wer mehr über Gianni Jovanovic, seine Familie, seine schreckliche Kindheit in Hessen und Bayern wissen möchte, der sollte unbedingt dieses Buch lesen! Es ist eine echte Bereicherung!

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