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sursulapitschi

Posted on 21.3.2022

Jan Weiler ist wohl immer gut für Überraschungen. Während mir die Kühn Krimis überraschend gut gefallen haben, ist jetzt dieses Buch überraschend harmlos. Von smartem Humor und sensibler Personenzeichnung ist hier nichts mehr zu spüren. Es wirkt eher wie ein grobgestricktes Rührstück mit planvoller Botschaft, leichte Unterhaltung für Menschen, die es nicht seicht mögen, sich aber auch nicht anstrengen möchten. Es geht um Kim, 15 Jahre alt, die genötigt wird, die Sommerferien bei ihrem bis dato unbekannten Vater zu verbringen. Dort lernt sie die Freuden des einfachen Lebens kennen und einen höchst eigenbrötlerischen Vater lieben. Darüber hinaus entwickelt sie nie geahntes Verkaufstalent und kittet einen Jahrzehnte alten Familienzwist. Das klingt wie ein simples Strickmuster? Genau das ist es auch. Hier handeln Figuren aus der Klischeekiste Klischeeprobleme ab, mit immer und überall ein bisschen Extra. Kim wird von ihrer Familie extra fies behandelt, damit sie extra ekelig ausrastet und eine extra üble Strafe erhält. Ihr Vater lebt tatsächlich in einer Lagerhalle, schlimmer können doch Ferien nicht sein, oder? Zum Glück vermisst sie schon nach einem Tag weder Fernsehen noch Internet und passt sich bewundernswert den frugalen Gegebenheiten an. Die Jugend von heute ist besser als ihr Ruf. Um es kurz zu machen: Das war nix. Ich habe mit Erlesenem gerechnet und Fastfood bekommen. Ein bisschen Problemfamilie to go mit DDR-Vergangenheit, ein hübsch inszeniertes Drama unter der Sonne Duisburgs, um am Ende festzustellen, wir haben uns doch alle lieb. Von mir gibt es leider keine Empfehlung für dieses Werk.

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