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gachmuret

Posted on 19.11.2021

Anelie Andersson ist Polizistin im Norden Schwedens. Dorthin ist sie der Liebe wegen nach einer erfolgreichen Karriere als Mordermittlerin in Stockholm gezogen. Ihre kleine Polizeidienststelle steht vor der Schließung - die Kriminalitätsrate ist niedrig, ihrer Vorgesetzten ist sie ein Dorn im Auge und die Vermieterin hat eine kräftige Mieterhöhung angekündigt. Da verschwindet ein siebzehnjähriger Junge. Dass sie aus dessen kurz darauf erfolgtem Unfalltod eine größere Ermittlung macht, indem sie die besonderen Umstände seines Todes in Beziehung zu mehreren ad acta gelegten Vermisstenfällen in der Umgebung setzt, wird ihr höheren Ortes sehr schnell als Übermotivation ausgelegt. Und so kämpft sie nicht nur mit teils sehr störrischen Zeugen, sondern auch noch gegen den Widerstand der Polizeiadministration. Der Plot ist genretypisch, aber durchaus spannend. Was mir hingegen gar nicht gefällt ist, ist die Figurenzeichnung. Das ist alles sehr holzschnittartig, die Menschen sind entweder sehr nett oder sehr abstoßend. Die Beweggründe der regionalen Polizeichefin, ihre Ermittlungen zu behindern, sind plump dargestellt und wirken dadurch nicht sehr überzeugend. Was mich aber besonders abgestoßen hat, ist der kaum verhohlene Rassismus, der sich durch den ganzen Roman zieht. In Stockholm herrscht das Verbrechen - natürlich wegen der vielen Ausländer. Die auftretenden Sami sind durchweg negativ gezeichnet, treten herrisch, arrogant und abweisend auf (es wird ständig betont, wie hilfreich und unterstützend »die Menschen hier« zueinander sind - außer natürlich, es sind Sami, die wollen die Leute im Wald verrecken lassen). Das Aussehen der behandelnden Ärzte wird nur in einem Fall thematisiert und da denkt die Protagonistin über die großen weißen Augäpfel nach. Etc. etc. Man nenne mich überempfindlich, aber ich empfand das als sehr unangenehm und abstoßend und es macht den Roman in meinen Augen völlig unerträglich.

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