gachmuret
Was ist toll am Leben als Tiger oder Eisbär? Was eher nicht? Nun, wie könnte das leichter in Erfahrung zu bringen sein als durch Nachfragen? Und zwar bei denen, die das am Besten wissen dürften: Den Tieren selbst. Diese charmante Grundidee setzt Andy Seed um, in dem er sich in die Rolle des Interviewers begibt und zehn Tiere befragt. Da sind große, räuberisch lebende Säugetiere klar in der Überzahl, aber das dürfte auch der angepeilten Zielgruppe von Kindern ab 3 Jahren geschuldet sein. Fragen und Antworten sind kurz gehalten und beschäftigen sich mit zentralen Fragen des Tierlebens: Futtersuche, Nachwuchs, Lebensräume. Dass gerade bei letzterem der menschliche Einfluss erheblich und problematisch ist, kommt nicht zu kurz, ist aber auch nicht aufdringlich vordergründig. Sehr sympathisch finde ich zudem, dass männliche und weibliche Tiere zu Wort kommen, deren Perspektiven ja unterschiedlich sein können. Die kurzen Zusammenfassungen am Ende des jeweiligen Interviews dürften den jungen Zuhörer:innen helfen, sich an wesentliche Punkte zu erinnern. Etwas geärgert hat mich allerdings an einigen Stellen die Vermenschlichung der Tiere. Stört es die weibliche Großkatze wirklich, allein für den Nachwuchs zuständig zu sein? Oder ist das nicht eher eine sehr menschliche Sicht, das ungehörig zu finden, weil wir eben nicht einzelgängerisch, sondern in Sozialverbänden leben? Das mag aber eine persönliche Befindlichkeit sein, insgesamt ist das ein sehr unterhaltsames Buch, das sicherlich mehrfach gelesen werden wird und gute Chancen auf den Status »Lieblingsbuch« hat. :)
