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gachmuret

Posted on 29.10.2021

Wenn ich mich recht entsinne, habe ich Bülent Ceylan das erste Mal Anfang der 2000er Jahre bei Nightwash gesehen. Wirklich verfolgt habe ich seine Karriere und seine Auftritte seither nicht. Aber mit Sympathie nahm ich seinen kometenhaften Aufstieg und und nehme jedes Plakat für eine Show von ihm in der Nähe war. »Fan« weder der ersten noch einer späteren Stunde kann ich mich also nicht nennen, »Kenner« auch nicht. In »Ankommen« erzählt Ceylan seinen Werdegang, durchaus persönlich, aber ganz klar aus der beruflichen Perspektive. Das ist keine Homestory, kein skandalöses Enthüllungsbuch, hier wird nicht durchs Schlüsselloch gespäht und keine schmutzige Wäsche gewaschen, sondern hier erzählt ein Mensch aus seinem Leben. Freimütig, wenn es um ihn geht, behutsam, soweit er über andere berichtet. Es ist berührend, wie Bülent Ceylan empathisch die Fluchtgeschichten seiner Eltern erzählt und wie sie diese Erfahrungen sie und ihn geprägt haben. Hildes Obstkorb, der ihr als Flüchtlingskind versagt war und den sie als Erwachsene manisch gefüllt hält, ist ein starkes Symbol für die Traumata, die so nachhaltig sind, dass sie nicht nur das eigene Leben prägen. Es kann nicht unberührt lassen, wie Ceylan seine eigenen Mobbingerfahrungen schildert (ohne sie je explizit so zu nennen) und welch starker Antrieb für seinen Ehrgeiz daraus wuchs. Mich hat sehr beeindruckt, wie offen, wandlungs- und lernfähig sich auf seinem Weg zum Erfolg zeigt, wie er sich selbst permanent weiterentwickeln will. »Ankommen« ist ein sehr gut gewählter Titel, denn der hier geschilderte Weg ist der Weg eines Suchenden und Getriebenen. Der aber innerlich angekommen zu sein scheint - im Einklang mit sich und der Welt, die ihn umgibt, in einem Zustand, der es ihm ermöglicht, Kraft zu schöpfen. Und damit bereit, einen neuen Weg zu gehen.

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