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bibliomarie

Posted on 13.10.2021

Das Berliner Nachtleben ist 1958 quirlig und aufregend. Wer auf sich hält und das nötige Geld hat, geht gern in Harry’s Ballroom feiern. Der Treff für Stars und Sternchen und erlebnishungrige Touristen. Dann wird der Barkeeper nach dem Dienst vor dem Lokal erschossen. Die Waffe ist ungewöhnlich: eine Armbrust. Rasch gerät der Besitzer der Bar, Harry Renner in Verdacht, doch Fred Lemke, der jüngste Zugang in der Dienststelle hat Zweifel. Unmittelbar nach der erfolgreichen Lösung seines ersten Kriminalfalls ist Fremd Lemke wieder gefordert. An seiner Seite die undurchschaubare Ellen von Stain, an der Loyalität Fred immer noch ein wenig zweifelt. Zudem hat er es auf der Dienststelle nicht leicht, jüngster Mitarbeiter in der Probezeit und noch nicht Kommissar, ist seine Stellung nicht gesichert. Gegen die alt eingefahrenen, im Denken noch in den 40ger Jahren verharrenden Vorgesetzten hat er einen schweren Stand. Besonders wenn seine Ermittlungen in politische Kreise reichen. Da hält das alte Netzwerk noch sehr fest zusammen. Der kalte Krieg ist im geteilten Berlin besonders zu spüren und Fred sitzt zwischen den Fronten. Wieder ist es dem Autor gelungen Berlin in den 50ger Jahren lebendig werden zu lassen. Der Autor glänzt auch in diesem Band wieder mit genauer Kenntnis des Zeitbilds. Das macht den Krimi, genau wie den ersten Band „Der Petticoat-Mörder“ so unverwechselbar und spannend. Weil ich inzwischen die Hauptfiguren Fred und Ellen ein wenig besser kenne und der Fall unmittelbar an den Vorläufer anschließt, hat mich dieser Krimi noch mehr begeistert. Die Protagonisten sind vielschichtig gezeichnet, man lernt sie noch ein wenig besser kennen und ihre Handlungsweise erschließt sich immer mehr aus ihren Persönlichkeiten. Wobei Ellen von Stain noch ein wenig geheimnisvoll erscheint. Warum hält der Polizeidirektor die Hand über sie und stattet sie mit vielen Sonderrechten aus? Zwar profitiert Fred davon, ist aber immer auch ein wenig irritiert. „Sie ist eine von den Guten, weiß es aber noch nicht.“ Das sagt Fred einmal zu einem Kollegen und mir scheint das auch ein Schlüsselsatz zum Verständnis ihres Charakters. Das Buch ist wieder eine gelungene Mischung aus Kriminalroman und sorgfältig recherchierter Zeitgeschichte. Beiden Genres wird der Autor dabei bestens gerecht. Dieser historische Krimi gehört zu den besten, die ich in letzter Zeit gelesen habe und ich kann den Autor nur wärmstens empfehlen.

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