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nina 🌸

Posted on 5.8.2021

Etwas langatmig, aber dennoch einnehmend und vor allem wunderschön erzählt. Zur Geschichte: Obwohl ich am ersten Band im Nachhinein doch einiges auszusetzen hatte, habe ich sehnsüchtig auf dieses Buch gewartet und war überglücklich, es nach der langen Wartezeit endlich in den Händen halten zu können. Ich bin leicht in die Geschichte reingekommen und wurde schnell von ihr gefesselt. Obwohl sie insgesamt eher ruhig ist und meist gar nicht allzu viel passiert, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Leider lässt der Höhepunkt der Handlung ziemlich auf sich warten und bis dahin kommt es immer wieder zu Längen, welche ich beim Lesen aber meist aktiv nicht als solche empfunden habe. Rückwirkend macht dieses Buch viel Wind um nichts, bauscht Kleinigkeiten auf und hält seine Leserschaft hin, aber wie gesagt: Ich bin trotzdem nur so durch die Seiten geflogen und habe das Lesen sehr genossen. Es ist ein Paradoxon, ich weiß, aber durch Kim Nina Ocker's wundervollen Schreibstil wurde ich einfach mitgerissen und durchweg gut unterhalten, auch wenn die Geschichte inhaltlich gerade nicht allzu viel zu bieten hatte. Etwas mehr Tempo, Schwung und ein paar mehr Überraschungsmomente wären dennoch wünschenswert gewesen. Zudem gibt es einen klischeehaften dramatischen Plot Twist, den man sich in meinen Augen gut hätte sparen können und auch sollen. Die Geschichte hätte ihn nicht gebraucht und so schafft er nur unnötig Drama. Ansonsten wurden die angesprochenen sensiblen Themen in meinen Augen aber gut umgesetzt und lebensnah gestaltet. Bei der Liebesgeschichte habe ich so ein bisschen das Gefühl, dass sie erst richtig angefangen hat, als das Buch schon zu Ende war. Wir begleiten ihre Anfänge und die ersten zarten Gefühle, aber nichts darüber hinaus, was für einen New Adult-Roman meiner Erfahrung nach eher ungewöhnlich ist. Dieses Buch las sich für mich durch seinen Aufbau eher wie die Verschriftlichung eines Teenie-Films (was nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss! Ich hatte es hier nur nicht erwartet). Dafür mochte ich die Dynamik zwischen den beiden Protagonist:innen umso lieber. Ava und Dexter necken und streiten sich in einer Tour, liefern sich hitzige Wortgefechte und fordern einander heraus. Wie bei einer typischen Haters-to-Lovers-Geschichte knistert und brodelt es gewaltig zwischen den beiden, was ich auch sehr, sehr gerne mag, jedoch hätte ich mir zusätzlich etwas mehr Gefühl bzw. tiefere Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten beider Protagonist:innen gewünscht, da diese für mich leider nicht immer ganz so greifbar und nachvollziehbar waren wie erhofft. Achtung, minimaler Spoiler! Ein Aspekt, der mich generell immer stört und da bildet diese Geschichte keine Ausnahme sind die lieblosen Beziehungen eines Charakters vor der eigentlichen Liebesgeschichte des Buches, bei denen man bereits auf den ersten paar Seiten deutlich spürt, dass sie zum Scheitern verurteilt sind. Sobald dann auch noch Fremdgehen ins Spiel kommt, bin ich komplett raus. Und warum müssen diese Beziehungspartner:innen eigentlich immer die letzten Idioten sein? Ich habe Nathan und sein Verhalten Ava gegenüber auch gehasst, aber hätte sein Charakter nicht etwas sympathischer und vielschichtiger sein können? Für mich wirft das Ganze so nämlich die Frage auf, wieso Ava überhaupt mit ihm zusammen war. Natürlich kommt dann diese "Er war früher ganz anders"-Rede, aber kann sich ein Charakter wirklich so schnell um 180 Grad drehen? Oder soll es nur das Fremdgehen rechtfertigen (was es meiner Meinung nach übrigens trotzdem definitiv nicht tut)? Das alles ist für mich einfach hochgradig unlogisch und nicht nachvollziehbar. Mini-Spoiler Ende. Insgesamt hätte ich mir bei dieser Geschichte etwas mehr Tiefe, Romantik, Authentizität und Gefühl gewünscht. Sie hat mich auf emotionaler Ebene einfach nicht richtig abgeholt. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Ava's und Dexter's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Beide Protagonist:innen sind in meinen Augen naiv und unvernünftig. Ich mochte sie zwar in gewisser Weise, aber sie blieben mir insgesamt einfach zu blass. Weder sie selbst noch ihre Gefühle waren für mich gänzlich greifbar. Ava war mir zwar sympathisch, aber ihre trotzigen, kindischen Reaktionen haben mich oft genervt. Zudem hat mich ihr teilweise verantwortungsloser Umgang bezüglich einer gewissen Sache massiv gestört. Ich denke, sie sollte dadurch lebensfroh und mutig erscheinen, aber so hat es auf mich leider nicht gewirkt. Dexter verhält sich Ava gegenüber abweisend und besitzergreifend und hat einen toxischen Beschützerinstinkt. Er rastet schnell aus und verliert leicht die Kontrolle, was mir im Verlauf der Geschichte immer mehr auf die Nerven fiel, da es unnötiges Drama schafft. An dieser Stelle möchte ich auch anmerken, dass beide Liebesgeschichten toxische Züge beinhalten und ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll, da es nur bei einer von ihnen wirklich angeprangert wird... Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich locker-leicht und flüssig lesen, ist dabei sehr einnehmend und fesselnd, aber auch erfrischend und lebendig. Dank des wundervollen Schreibstils der Autorin bin ich nur so durch die Seiten geflogen und habe das Lesen sehr genossen. Ihre Beschreibungen sind anschaulich und bildhaft. Lediglich die partiellen Wiederholungen in der Wortwahl haben mich ein bisschen gestört. Manchmal waren ganze Sätze gleich und riefen bei mir als Leser:in ein Déjà-Vu-Gefühl hervor. Weitere Anmerkungen: Leider hat die Autorin mehr als nur einmal die Namen ihrer Protagonist:innen vertauscht, was mich zwar nicht verwirrt hat, aber ich finde es einfach schade, dass es wohl niemandem aufgefallen ist. Jamie statt Ava, Carter statt Dexter - so etwas sollte in meinen Augen einfach nicht passieren, schon gar nicht wiederholt. Das Cover ist dafür ein absoluter Traum - ich liebe die Farben und das Pinselstrich-Design. Fazit: Mir fällt es sehr schwer dieses Buch zu bewerten... Einerseits habe ich es unheimlich gerne gelesen, wurde gefesselt und gut unterhalten, anderseits habe ich - wie schon beim ersten Band - einige Kritikpunkte. Ich weiß nicht, ob es allein Kim Nina Ocker's tollem Schreibstil zu verdanken ist, aber ihre Bücher gefallen mir während des Lesens immer viel besser als im Nachhinein, wenn ich noch einmal über die Geschichten nachdenke. Letzten Endes hat mich so viel an diesem Buch gestört und trotzdem habe ich es während des Lesens geliebt und konnte es kaum aus der Hand legen. Dadurch kann ich euch jetzt nicht einmal sagen, ob ich es nun empfehlen kann oder nicht... 3,5-4/ 5 Sterne ⭐️

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