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thrillerleser

Posted on 8.7.2021

Haavard Fougner arbeitet als Arzt im Krankenhaus Ulleval in Oslo. In seiner Abteilung werden Kinder aufgenommen und gepflegt, bei denen der Verdacht besteht, dass sie misshandelt wurden. Eines Abends wird ein vierjähriger Junge mit eindeutigen Spuren der Misshandlung eingeliefert. Der Verdacht liegt nahe, dass der Vater des Jungen dafür verantwortlich ist. Ein paar Stunden nach der Einlieferung wird der Vater im Gebetsraum des Krankenhauses erschossen aufgefunden. Dieser Mord beschäftigt auch Havaards Frau Clara Lofhus, die im Justizministerium arbeitet und daran ist, eine Gesetzesänderung auszuarbeiten. Darin sollen Lehrer, Aerzte, Betreuer usw unabhängig vom Schweigegelübde misshandelnde Angehörige melden dürfen, damit Kinder besser geschützt werden können. Kurz darauf wird erneut eine Frau umgebracht, bei der alle Anzeichen darauf hindeuten, ihre Kinder misshandelt und vernachlässigt zu haben. Sehr schnell gerät Haavard ins Visier der Ermittler …. Das Grundthema, Kinder, die von den eigenen Eltern gequält, geschlagen und vernachlässigt werden, ist bedrückend. Zu Beginn bekommt man als Leser in etlichen Passagen den Klinikalltag, die Aufdeckung von Misshandlungen und den Umgang der Eltern mit ihren Kindern mit. Teilweise haben mich diese Szenen sehr schockiert. Gerade weil ich weiss, dass diese nicht völlig aus der Luft gegriffen sind, sondern tagtäglich in vielen Krankenhäusern auf der ganzen Welt zum Alltag gehören. Dann geschehen die Morde. Es wäre übertrieben zu sagen, dass ich Selbstjustiz billige. Klar ist das nicht in Ordnung, aber irgendwie konnte ich den Täter halt auch verstehen. Vor allem nach dem Einblick in seine Vergangenheit, in der die Autorin die Leser immer wieder entführt. Gänsehaut hat mir auch die Ich Perspektive der später ermordeten Mutter beschert. Zu lesen, was und wie sie über ihre kleinen Kinder denkt, empfand ich als haarsträubend. Nicht immer konnte ich die Protagonisten nachvollziehen. Haavard empfand ich als sehr kühl und distanziert beschrieben. Seine Art, mit seiner Frau umzugehen, hat mich oft genervt. Clara hingegen ist eine Protagonistin mit sehr viel Tiefe, bei der ich ihre Art nachvollziehen konnte. Warum sie agiert und reagiert, wie sie es tut, passt zu ihrer Charakterisierung und ihrer Geschichte. Den Schreibstil der Autorin empfand ich als frisch und leicht zu lesen. Fast in jedem Kapitel wird eine andere Figur in den Mittelpunkt gerückt und die Zeitebenen wechseln sich ab. Was ich zuerst als Bremse angesehen habe, um im Buch anzukommen. Schlussendlich aber sehr wertvoll war, um die Gedanken und das Motiv der mordenden Figur nachvollziehen zu können.

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