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anastasia_b

Posted on 12.6.2021

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause – von Carol Rifka Brunt ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Der Roman spielt in den späten Achtzigern, was für die Thematik der Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Erzählt wird aus der Sicht von June, einem 14-järigen Mädchen, die mit ihrer Familie in der Nähe von New York lebt. Mit ihrer älteren Schwester, Greta, verbringt sie einige Zeit bei ihrem geliebten Onkel, einem zurückgezogenen Künstler, der von den Mädchen ein letztes Porträt malt, bevor er an den Folgen einer HIV-Infektion stirbt. Daraufhin bricht Junes Welt zusammen, denn sie und Onkel Finn verband eine besondere Liebe. Sie fühlt sich mit ihrer Trauer alleine gelassen. Von Vorurteilen geprägt muss das Mädchen ihre Gefühle neu sortieren, denn über den Grund von Onkel Finns Tod wird nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Als June nach der Beerdigung auf jemanden aus Finns Leben trifft, bekommt sie die Chance die ganze Geschichte aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Der Klappentext deutet eine Geschichte über Trauer und Verlust an, doch das war für mich persönlich gar nicht so zentral. Vielmehr ging es um den Konflikt zwischen June und ihrer älteren Schwester, die emotionale Distanz zu ihren Eltern und die Definition von Liebe. Letzteres war für mich auch tatsächlich das Highlight dieser Geschichte. Ich bin wirklich sehr beeindruckt, wie die Autorin es geschafft hat, dieses Thema aus Sicht einer 14-järigen zu beschreiben. Ich erinnere mich kaum an meine Pubertät, trotzdem konnte ich Junes Gefühle nachvollziehen, ihre Unsicherheit und Selbstzweifel verstehen. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Carol Rifka Brunt hat einen sehr angenehmen Schreibstil – lebendig und klar. Obwohl die Geschichte aus Junes Sicht in der Ich-Perspektive erzählt wird, ist es nicht übertrieben emotional. Ganz im Gegenteil, das Mädchen mach auf mich einen sehr reifen Endruck. Ich kann schlecht beurteilen, ob Jugendliche in diesem Alter wirklich in der Lage sind so rational zu denken, ich kann nur sagen, was mein persönlicher Eindruck war. Auf mich wirkte June durchaus authentisch. Die einzige Sache, die ich nicht so ganz nachvollziehen konnte, war die Gefühlswelt um Greta, Junes Schwester. Gerade weil sie älter ist, hätte ich mir bei ihr etwas mehr Tiefgang gewünscht. Für mich war der Kontrast zwischen den Schwestern ein wenig zu stark. Am Ende wird zwar erklärt, warum Greta so ist, wie sie ist, aber im Laufe der Geschichte hat mir die Nähe zu ihr ein wenig gefehlt. Allgemein sollte man vielleicht vorher wissen, dass man bei dem Roman die US-amerikanische Kulisse deutlich spürt. Ich konnte gut darüber hinwegsehen, denn der Kern der Geschichte war für mich überzeugend.

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