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WriteReadPassion

Posted on 22.5.2021

Anfang und Mitte klar, das Ende plötzlich ein verwirrender Strudel! Bewertung: Das Buch ist leider ein Buch, dass ohne etwas Spoiler nicht bewertet werden kann. Es bleibt sonst sehr oberflächlich und nicht greifbar, wie ich selbst in den anderen Rezensionen lesen durfte. Daher versuche ich etwas tiefer zu gehen, ohne arg zu viel zu verraten. Wir lesen Veritys Autobiografie, die von Lowen für uns vorgelesen wird. Eine Geschichte in einer Geschichte. Es werden dadurch zwei Handlungsstränge lebhaft. Der Anfang gefällt mir unheimlich gut, ist wirklich was anderes und es geht auch direkt schockierend los. Das scheint für das ganze Werk System zu sein. Lowen ist eine zarte Person, die scheinbar ihren Platz im Leben sucht. Sie wohnt bei einem fremden Mann ohne Bedenken. Jeremy ist am Anfang so interessant und wird im Laufe der Geschichte nur noch blass und einfach nur ein Opfer. Außer seine Sexqualitäten und seinen Familiensinn scheint er nichts fesselndes an sich zu haben. Mein Interesse an ihm flaute schnell ab. Lowen und Jeremy bleiben charakteristisch sehr blass neben Verity. Die Beziehung zwischen den beiden konnte mir nicht glaubhaft präsentiert werden. Ich konnte die angebliche Anziehungskraft nicht spüren. Für mich war das ein unnötiges Dazutun. Verity hat die Autorin sehr gut ausgearbeitet. Der Titel passt wie Spiegelei in Pfanne, denn Verity dominiert über alles hinweg. Das Cover ist scheinbar willkürlich gewählt, da nichts davon etwas mit der Geschichte zu tun hat. Verity schreibt in ihrer Biografie unglaublich schreckliche und widerliche Dinge, die kann ich hier vor Ekel nicht wiedergeben. Diese Frau widert mich an. Die Autorin wollte scheinbar eine richtige Narzisstin, extrem Co-Abhängige - ja sogar Soziopathin - erschaffen, die in manchen Momenten Mitleid erzeugen soll ... tut es nicht! Ich bin einfach nur angewidert und genervt!Für meinen Geschmack ist die Biografie von Verity zu vulgär erzählt. Darauf hätte ich gut verzichten können, es kommt auf mich übertrieben gezwungen konstruiert rüber. Einige Kapitel wiederholen sich etwas und ich musste hin und wieder pausieren, auch weil mich Verity so genervt und angewidert hat. Könnte für manche Leser ein bisschen Spoiler sein: Wo ich während des Verlaufs genau wusste, was Sache ist, werde ich vom Ende total verwirrt, sodass ich nicht genau weiß, was real ist und was nicht. Echt nervig! Am Ende wird nämlich alles, was bisher war, auf den Kopf gestellt und anders ausgelegt. Ich blieb mit "Hä???" zurück. Ich dachte, ich hätte alles verstanden, aber ich bin nur noch verwirrt, was Fiktion ist und was nicht. Letztendlich bleiben Veritys Emotionen und Gedanken Jeremy und den Kindern gegenüber undurchsichtig, da alles, was wir bis dahin erfahren, in Fragezeichen gestellt wird. Dies wäre anders, wenn die Autorin beide Seiten von Verity niedergeschrieben hätte ... so bekommen wir nur eine Version zu lesen, die man infrage stellt. Ich verstehe zusätzlich auch nicht, wie man so eine abgedrehte Buchidee gestalten kann, wenn es so schnell schief gehen kann ... egal, welche Verity wir vor uns haben, sie ist definitiv eine gestörte Person - auf die eine oder andere Weise. Auf jeden Fall hat die Autorin diesen Charakter sehr genau und intensiv erstellt. Ich habe so eine Geschichte überhaupt nicht erwartet. Aber während ich diese hörte, war ich beeindruckt und fand es toll, dass auch mal dieses Tabu-Thema in die Öffentlichkeit kommt. Es gibt viele Frauen, die so narzisstisch veranlagt sind und ihre Kinder nicht lieben und/oder sie sogar umbringen, weil sie eifersüchtig sind, nicht mehr der Mittelpunkt des Mannes zu sein. Ebenso gibt es viele, ich denke, sogar viel mehr, dass Frauen ihr Muttersein bereuen. Das ist ein ganz großes Tabu-Thema, über das sehr scharf geurteilt wird. In den letzten Jahren wurden Anstrengungen unternommen, dieses Thema in die Öffentlichkeit zu bringen - es gibt auch ein paar Bücher dazu, aber es ist immer noch im Tabu-Deckel verborgen. Dabei gibt es mit Sicherheit mehr Frauen, die ihre Mutterschaft bereuen, als man ahnt. Leider setzt die Gesellschaft dies mit Nichtliebe gleich, aber das ist falsch. Diese Mütter lieben ihre Kinder trotzdem, sie würden sie nur nicht nochmal haben wollen. Meiner Mutter geht es genauso. Sie ist Alleinerziehende mit drei Kindern gewesen und würde nicht Mutter werden, wenn sie die Zeit nochmal zurückdrehen könnte. Sie liebt uns aber trotzdem - das eine hat nichts mit dem anderen zu tun! Das versteht die Gesellschaft nicht, daher ist es ein so extremes Tabu-Thema. Lange Rede ... daher war ich begeistert, dass die Autorin dieses Thema aufgegriffen hat. Leider enttäuschte mich die Umsetzung! Diese Buch ist auf jeden Fall kein Liebesroman! Es ist eher ein Familiendrama! Und harte Kost! Hier fehlt mir eine kleine Warnung zu Beginn, da es mich echt unvorbereitet getroffen hat. Die Sprecherinnen fand ich sehr eindrucksvoll und haben die Figuren lebendig für mich gemacht. Fazit: Welche Version ist die Realität? Was fühlt Verity ihren Kindern gegenüber? Wie war Verity denn nun wirklich? Mich ärgert die unnötige Verwirrung am Ende. Die ganzen Stunden Hörzeit ist alles klar und die letzten Minuten verwerfen alles in Fragezeichen. :-( Das Thema ist sehr gut durchdacht und ich finde es super, dass endlich so ein Tabu-Thema literarisch ans Licht kommt. Leider driftet das Ganze zwischen Realität und Fiktion hin und her, sodass es nicht richtig hilfreich ist, dieses Thema etwas enttabuisieren. Sehr schade! Es fehlt auch eine richtige Auflösung. Daher kann ich nicht mehr als 3 Sterne vergeben. Sehr schade und ärgerlich! :-( Dieses verstörende Werk ist nichts für schwache Nerven und definitiv kein Liebesroman oder Erotikroman, trotz vulgärer Sex-Szenen.

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