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gino-alessandro

Posted on 31.7.2020

Der Auftakt des Buches las sich spannend und flüssig. Anfangs sind die Kapitel nur wenige Seiten lang, was bei mir den Eindruck erweckte, rasch voranzukommen. Zudem fand ich den Protagonist Louis interessant, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Auch die Schilderung des düsteren, unheimlichen Tierfriedhofs ist mehr als gelungen. Tatsächlich fiel es mir zu diesem Zeitpunkt schwer, das Buch beiseitezulegen. Dabei blieb es allerdings nicht. Der Mittelteil des Romans las sich genauso zäh, wie sich der Beginn unterhaltsam gestaltet hatte. Das lag vielleicht auch daran, weil sich der Autor wiederholt eines Stilmittels bedient, das nur mit Bedacht und vereinzelt zum Einsatz kommen sollte: der Vorausdeutung. Richtig eingesetzt kann es helfen, gerade über weniger spannende Phasen des Buches hinwegzuhelfen, wenn es gelingt, im Kopf des Lesers Fragen aufzuwerfen, die dringend einer Antwort bedürfen. Stephen King gelang dies jedoch nicht. Stattdessen verriet er offenkundig, welchen weiteren Verlauf die Handlung nehmen würde. Doch wie soll noch Spannung aufkommen, wenn schon absehbar ist, was passieren wird? Auf meinen Lesefluss wirkte sich das ausschließlich negativ aus. Hinzu kommt, dass der Buchtitel suggeriert, dass dem Tierfriedhof eine zentrale Rolle zukommt. Dem ist aber nicht so. Zudem häufen sich Passagen mit seitenlangen Rückblenden und Monologen, die für den Fortgang der Geschichte keine nennenswerte Bedeutung haben. Und zwischen den Charakteren wird auf einmal auch munter hin und her gewechselt, wo davor durchgehend aus Louis' Sicht erzählt wurde. Auf den letzten 50 Seiten wird es zwar dann wieder spannend, stellenweise sogar brutal. Hier macht der Autor seinem Ruf alle Ehre. Doch kam die Kehrtwende in meinem Fall viel zu spät. Fazit: Leider haben mir die inhaltlichen und handwerklichen Schwachstellen, die sich zunehmend häuften, das Lesevergnügen gründlich verdorben. Bei einem Debütroman hätte ich über solche Unzulänglichkeiten noch hinwegsehen können. Dies gilt aber nicht für einen Bestsellerautor, der zu diesem Zeitpunkt bereits jahrelang im Geschäft war. Derlei Patzer sind mehr als ärgerlich. Die anfänglich, mühsam aufgebaute Spannung verpufft einfach ungenutzt. Erst gegen Ende finden zögerlich Horrorelemente Eingang in die Geschichte. Daher war „Friedhof der Kuscheltiere“ für mich eine große Enttäuschung.

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