Beiß- und speichelfest

Die Deutsche Pappebuch Gesellschaft zeigt, dass gestalterische Leidenschaft und ein soziales Gewissen sich befeuern können. Ein Porträt von yvonnefranke.

VerlagPappebuchgesellschaft_SarahSettgast_Interview — Traditionsverbunden: Ein Stempel mit den Verlagslettern | Bild © Stephan Zwickirsch / Karoshiphoto

Wenn sich Träume in Greifbares verwandeln sollen, warum dann nicht gleich in Kinderbücher? Wenn man Sarah Settgast anruft und zu ihrem Verlag, der Deutschen Pappebuch Gesellschaft, befragt, gerät sie vom ersten Moment an in eine derart euphorische Erzählgeschwindigkeit, dass man zum einen seine Notizen nur in einer Art Mikro-Stenographie aufs Papier bringen kann und zum anderen sofort selbst in einen Begeisterungsstrudel gerät.

In der Erzählung ihrer Erfolgsgeschichte schlägt sie Bögen, die nur so rund sein können, wenn wirklich alles so gekommen ist, wie es kommen sollte. Die Kinderbuchautorin aus Kyritz an der Knatter: Das klingt ja schon wie ein Lebensentwurf aus dem Notizbuch einer Astrid Lindgren.

VerlagPappebuchgesellschaft_SarahSettgast_Interview — Hier fing alles an - das Verlagsteam in der Gartenidylle: Sven Slazenger und Sarah Settgast | Bild © Sarah Settgast

Mondän und unterhaltend

Die Deutsche Pappebuch Gesellschaft selbst erblickte das Licht der Welt an einem See in Brandenburg, an dem an diesem Sommertag vor drei Jahren eine andere Gesellschaft ein Picknick veranstaltete: die „Gesellschaft für mondäne Unterhaltung“, die sich auch gern mal für Ausflüge auf historischen Fahrrädern verabredet, immer in feinstem Zwirn.

Es war also geschlemmt und parliert worden, als sich die Kinderbuchautorin und Illustratorin Sarah Settgast mit Zeichenpapier und Aquarellfarben zurückzog, um an einer neuen Idee zu arbeiten.

Ihr Erstlingswerk Das Mädchen und die kleine Wolke war kurz zuvor beim Rostocker Mutmacher Verlag erschienen. Für ihr zweites Projekt wünschte sie sich nun eine größere Reichweite. Am allerschönsten wäre es natürlich, wenn Der Junge und die kleine Blume in einem eigenen Verlag erscheinen könnte. Wenn bei ihr selbst alle Fäden zusammenlaufen würden.

VerlagPappebuchgesellschaft_Logo — Logo des Verlages

Wir gründen einen Verlag

Kaum einmal laut ins Universum hineingedacht, nimmt der Wunsch Formen an. Sven Slazenger, ein IT-ler mit großer Sehnsucht nach dem Haptischen, setzt sich neben die Malende, ist begeistert von ihrer Kunst und schon nach einem kurzen Austausch ist klar: „Wir machen das zusammen. Wir gründen einen Verlag.“ Klingt erfunden. War aber so. Ein Konzept, ein Name, Sarahs schwarzer Pudel mit klassischer Löwchenschur als Modell für ein Logo. Eines ergab sich fließend und stimmig aus dem anderen. Die Herstellung der Bücher übernimmt die Firma Sachsendruck in Plauen. Dort arbeitet man mit nachhaltigen Materialien und nach der Spielzeugnorm DIN-EN 71, also beiß- und speichelfest.

https://www.youtube.com/watch?v=qx7mHVXdHr4

Schneckbert hat die Ruhe weg

Das Autorinnen-Team erweiterte sich um Susanne von Halem, die - im Gegensatz zu Sarah Settgast - digital zeichnet. Von Halem arbeitet zur Zeit an einer Fortsetzung ihres Pappebuch-Erstlings +Schneckbert liebt die Ruhe.

Noch im Kindergartenalter scheint die Deutsche Pappebuch Gesellschaft einfach alles richtig zu machen. Am 3. Juli erhielt Sarah Settgasts „Der Junge und die kleine Blume“ das KIMI Siegel für Vielfalt in der Kategorie Bilderbuch. Und entschieden hat das eine Jury aus Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Diskriminierungserfahrenen.

„Das ist die schönste Auszeichnung, die ich mir hätte wünschen können“, sagt Sarah Settgast.

Sarah Settgast hat im Rahmen der egoFM Buchentdeckung - einer Kooperation von mojoreads mit dem Radiosender egoFM - Lesetipps gegeben. Hier sind sie zu hören.