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sommerlese

Posted on 24.5.2020

Vivianne fällt aus allen Wolken, als ihr Mann Victor nach fünfundzwanzig Ehejahren einfach verschwindet und sie in ihrem Haus in Aix-en-Provence auf einem Berg Schulden sitzen lässt. Aus der Not macht sie eine Tugend, aus dem verwaisten Schlafzimmer eine Gästeunterkunft. Doch gerade als Chez Madame Vivianne zum heißen Tipp für Touristen wird und Vivianne dem gut aussehenden Félix begegnet, taucht Victor wieder auf ... "Der Trick dabei ist, sich nicht über Mängel aufzuregen, die man nicht beheben kann. Ein etwas üppiger Hintern? Ein Doppelkinn? Schnittlauchhaare oder hängende Lider? Egal. Niemand besteht nur aus einem Hintern...Jede Frau hat etwas Schönes an sich." Zitat Seite 198 In diesem locker und humorvoll geschriebenen Debüt führt uns Brigitte Guggisberg direkt in die zauberhafte Landschaft der Provence. Mitten hinein in das Leben von Endvierzigerin Vivianne, die seit über 25 Ehejahren an der Seite von Victor, seines Zeichens Bankdirektor, ein unbeschwertes, recht luxuriöses Leben führt. Doch damit ist plötzlich von einem auf den anderen Tag Schluss. Victor verschwindet und hinterlässt Vivianne nicht nur ein gebrochenes Herz, sondern auch eine Mengen Schulden. Vivianne macht aus der finanziellen Not eine Tugend und verwandelt ihr großes Haus in eine Gästeunterkunft. Ihr zur Seite stehen unveränderlich ihre Freundinnen, mit denen sie bisher ihre Freuden und nun auch ihre Sorgen und Ängste teilen kann. Im Verlauf der Handlung erfährt man bei einem Blick hinter die Fassaden, dass auch in deren Beziehungen die offensichtliche Harmonie getrübt ist. Die Veränderung in Viviannes Leben ist nicht nur vom Verlust ihres Mannes geprägt, es wird deutlich gezeigt, wie Vivianne mit Tatkraft das Unternehmen Gästehaus durchsetzt. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg, so könnte ihre Devise lauten. Für den Leser ist es sehr kurzweilig zu sehen, welche verschiedenen Gästetypen hier vorgestellt werden. "Chez Madame Vivianne" entwickelt sich zu einem Renner und Vivianne gewinnt neuen Lebensmut zurück. Sie lernt Félix kennen und kann sich plötzlich auch wieder ein Leben ohne Victor vorstellen. Aber so einfach ist das Leben nicht, denn Victor taucht wieder auf. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Mich hat dieser Roman mit seinem wunderschönen Schreibstil mitgenommen auf eine zauberhafte Reise in ein ganz besonderes Gästehaus. Vivianne ist eine tatkräftige Frau, die mir zwar nicht richtig sympathisch wurde, aber doch eine bemerkenswerte Frau darstellt, deren Lebensweg ist gern begleitet habe. Bei dieser Geschichte finde ich die Frauenfreundschaften realistisch geschildert, emotionale Dinge geschehen und dennoch überwiegt der humorvolle Charakter des Ganzen. Einige Sätze sind so schön formuliert, dass man nur vergnügte Leseerlebnisse damit hat. Siehe Zitat oben! Dieser Roman ist ein Mutmach-Buch, ein Wohlfühl-Roman vor sommerlicher Provence-Kulisse, bei dem man abtauchen kann und entdeckt, wie Neuanfänge Wege eröffnen können, von denen man vorher nie geträumt hätte, sie zu betreten.

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