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monerl

Posted on 15.2.2018

Dass einen beim Verlieben schlagartig der Pfeil Amors treffen kann, beweist dieses Buch und die Liebesgeschichte der Autorin. Ebenso, dass Liebe Berge versetzten kann! Das grobe Gerüst der Geschichte war mir vor dem Lesen bereits bekannt, da das Buch damals nach der Veröffentlichung große Wellen geschlagen hatte. Es gab auch eine Verfilmung, die ich mir anschauen wollte und es am Ende doch nicht geschafft hatte. Eine weiße Frau verlässt im Urlaub ihren Lebensgefährten für einen Massai-Krieger, in den sie sich von jetzt auf nachher schlagartig verliebt. Es klingt ein bisschen wie ein Märchen. Zu Anfang hat Corinne Hofmann dies wahrscheinlich auch so gefühlt. Die Liebe war so intensiv und allumfassend, sodass sie ihr altes Leben in der Schweiz, für diesen Mann aus einer einfachen Welt und einer völlig fremden Kultur als auch Lebenseinstellung, komplett aufgegeben hatte und mit ihm in den Busch zog. Dass diese Liebe nicht ein Leben lang gehalten hat, ist auch kein Geheimnis. Ich begab mich also gedanklich mit Corinne auf die Reise nach Kenia und begleitete sie durch die vier Jahre Abenteuer, die sie als Ehefrau des Massai Lketinga erlebte. Ich war sprachlos, auf was alles ein Mensch verzichten kann, wenn er tief und ehrlich liebt. Sie verzichtete nicht nur auf Luxus, sondern sogar auf das Mindeste an einfachen Lebensumständen, die wir uns vorstellen können. Ihr Leben bestand aus Mahlzeiten, überwiegend Fleisch, Wasser musste aus dem etwas entfernt liegendem Fluss geholt werden, geschlafen wurde auf dem Boden in einer kargen, kleinen Hütte, in der man nicht stehen kann und diese Hütte mussten sie sich eine Weile mit der Schwiegermutter und der Nichte teilen. Die Außentoilette war im Busch, es gab kaum Waschmöglichkeiten und Töpfe wurden durch das Auskratzen der Reste mit den Nägeln gesäubert. Doch all das und noch viel mehr konnte sie nicht erschrecken, um zurück in die Schweiz zu gehen. Corinne Hofmann schaffte es sich anzupassen, war mutig genug mit ihrem Mann einen Shop aufzubauen und auch für den Lebensunterhalt zu sorgen. Kaufte ein Auto und versorgte das Dorf mit wichtigen Lebensmitteln, die sie auf waghalsigen Fahrten aus den weit entfernten Städten kaufte. Sie überstand mehrfach Malaria, Hepatits und brachte sogar eine gesunde Tochter auf die Welt. Je mehr ich las, desto erstaunter wurde ich! Kann man so sehr und so intensiv lieben und sein Leben immer und immer wieder aufs Spiel setzen? Aber auch hier wird deutlich, Liebe kann nur gedeihen und fortbestehen, wenn zwei Menschen sich vertrauen und respektieren. Lketingas zunehmende Eifersucht und die Vorwürfe, Corinne würde ihn betrügen, ließen die Liebe bröckeln. Als auch noch Zweifel dazukamen, ob die Tochter Napirai seine wäre, zerstörte Corinnes Liebe zu ihrem Massai unwiederbringlich. Letztendlich war dieses karge Leben ohne Liebe nicht zu ertragen und die Autorin schaffte es mit ihrer Tochter das Land zu verlassen und zurück in die Schweiz zu fliehen. Letztendlich denke ich, das war ein großes Glück für die Tochter, die nun ein selbstbestimmtes Leben führen kann, dem grausigen Ritual der Mädchenbeschneidung entkommen ist und sich ihren Lebenspartner ebenso aus Liebe aussuchen darf. Ich bin nicht sicher, ob Corinne Hofmann sich bei all diesen, für uns Europäer wichtigen Punkten, erfolgreich gegen die Regeln, Gesetze und Traditionen der Massai hätte durchsetzen können. Dieses Buch hat mir das Land und die Menschen Kenias näher gebracht. Ich war noch nie dort und doch habe ich nun eine kleine Ahnung, wie Menschen damals in den Städten und Dörfern gelebt haben und welche Unterschiede die Kenianer selbst zwischen den Stammesleuten, wie den Massai, und Menschen aus den Städten, machen. Zum Hörbuch: Das Hörbuch ist wundervoll! Die Sprecherin trifft genau den richtigen Ton und lässt den Zuhörer tief in das Leben, die Liebe und das Scheitern der Autorin eintauchen. Ich ließ mir so gerne vorlesen, um die Distanz zu überbrücken und Teil der Geschichte zu werden. Dieses Hörbuch ist, wie auch das Buch mit den tollen Bildern, absolut empfehlenswert! Fazit: Ein Buch, das mich fasziniert und vereinzelt abgestoßen hat. Eine interessante Lebensgeschichte einer damals sehr jungen Frau, die sich als Weiße kopflos in den afrikanischen Busch verpflanzt und für die Liebe ihres Lebens gekämpft hat. Die spannendsten Geschichten sind die, die das Leben so schreibt. Und diese hier war keine einzige Minute langweilig! Es war mutig, das schöne und leichte Leben aufzugeben. Es war mutig, dem Tod mehrfach ins Auge zu sehen. Aber es war auch sehr, sehr mutig, sich einzugestehen, dass man gescheitert ist! Ich sage hier DANKE für die Offenheit und den Mut, diese Geschichte mit uns, der Welt, geteilt zu haben.

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