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doreen

Posted on 28.3.2020

Vor circa sechs Jahren habe ich die ersten beiden Bände »Kirschroter Sommer« und »Türkisgrüner Winter« von Carina Bartsch begeistert gelesen. Die Lovestory um Emely und Elyas hat mir damals zwar einiges an Lesegeduld abgefordert – gerade was Emelys Charakterentwicklung betrifft. Dennoch hatte ich immer viel Spaß beim Lesen und schloss die beiden schlussendlich in mein Leserinnenherz, vor allem nach »Türkisgrüner Winter«. Nun, da Carina Bartsch endlich eine Fortsetzung niedergeschrieben und veröffentlicht hat, war für mich natürlich klar: »Sonnengelber Frühling« will und muss ich lesen! Es geht auch sofort vielversprechend los. Denn die Handlung knüpft nahtlos an den Vorgängerband »Türkisgrüner Winter« an und sorgte bei mir gleich zu Beginn für zuckende Mundwinkel, was die gewohnten Wortgefechte zwischen Ich-Erzählerin Emely Winter und Sonnyboy Elyas Schwarz betrifft. Natürlich fragte ich mich vorab schon: Was soll nach dem Happy End des zweiten Teils noch alles passieren? Ich hatte so eine Vorahnung, die sich dann (leider!) bestätigte. Doch Entwarnung! Zum Glück gibt es keine unnötige Herz-Schmerz-Trennung und Emely und Elyas geben schon ein unterhaltsames Gespann ab. Überdies erfährt man, wie es mit Jessica nach den dramatischen Silvester Ereignissen weitergeht und was Elyas seiner Emely eigentlich zu Weihnachten schenken wollte – zweiteres baut quasi den Spannungsbogen mit auf und könnte in der Auflösung ein wenig unspektakulär erscheinen (liegt im Auge der Betrachter/in). Einige kritische Gedanken über den Literaturbetrieb und unser Gesundheitssystem fließen ebenfalls mit ein. Eine Story-Auffrischung ist vorab übrigens nicht unbedingt notwendig. Es gibt nämlich immer wieder Gespräche und resümierende Gedanken, die das Gedächtnis unterstützen. Sogar der verschwundene Liebesbrief taucht wieder auf und verdeutlicht, dass hier, trotz Versöhnung, emotional noch einiges im Argen liegt und Verzeihen nicht gleich Vergessen bedeutet. Ja, und dann dreht sich die Handlung für meinen Geschmack leider zu stark im Kreis. Denn wiederholt geht es um das defekte Vertrauen zwischen Emely und Elyas. Was dazu führt, dass sich in diesem Roman vieles um Sex dreht bzw. darum, keinen haben zu wollen. Wie Cameron Diaz es in der romantischen Kömödie »Liebe braucht keine Ferien« so schön zusammenfasst: »Sex macht alles kompliziert. Selbst, wenn man keinen Sex hat. Ihn nicht zu haben, macht auch alles kompliziert«. Dieses Zitat fasst das Disaster von Emely und Elyas recht gut zusammen. Es ist eben kompliziert. Und eigentlich ist das auch völlig in Ordnung. Ich muss keinen Roman lesen, in dem sich alles nur um das eine dreht. Aber einen Roman zu lesen, in dem sich doch irgendwie alles um das eine dreht (weil ständig darüber geredet wird), darüber hinaus aber wenig passiert, überschattete mein persönliches Lesevergnügen. Elyas unerschütterliches Selbstvertrauen (oder ist es Selbstverliebtheit?) und seine verständnisvolle Geduld Emely gegenüber sind durchaus liebenswert, erschöpfen sich mit fortschreitender Handlung (meiner Meinung nach) aber total. Zwar schaffte es Carina Bartsch, dass ich Emelys innere Blockade ansatzweise nachvollziehen konnte, aber auch das nur bis zu einem gewissen Grad. Das Problem liegt für mich persönlich darin, dass Emelys Charakterentwicklung einen ordentlichen Kratzer abbekommen hat. Immerhin hat sie am Ende von »Türkisgrüner Winter« endlich die Kurve gekriegt und begonnen auf ihr Herz zu hören. In »Sonnengelber Frühling« ist sie nun wieder völlig verkopft und macht Rückschritte. Deshalb hätte ich es schöner gefunden, wenn komplett andere Probleme auf die beiden zugekommen wären und die Beziehung daran hätte wachsen können. Aber das ist Geschmackssache! Kurz gesagt: »Sonnengelber Frühling« ist eine nicht ganz unkomplizierte Fortsetzung der Liebesgeschichte um Emely und Elyas, mit der man wiederholt viel Spaß haben kann. Für meinen Geschmack dreht sich die Geschichte allerdings zu stark im Kreis und arbeitet alte Probleme (teils unnötig) neu auf. Als Fan von »Kirschroter Sommer« und »Türkisgrüner Winter« wird man an diesem Roman aber ohnehin nicht vorbei kommen und sollte sich seine eigene Meinung bilden. Für mich eine Geschmacksfrage!

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