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Posted on 17.3.2020

Buchgestaltung Egal wohin hat eine wunderschöne Aufmachung, die auch perfekt zu Franziska Molls Debüt „Was ich dich träumen lasse“, passt. Das der Verlag bei den Einzelbänden der Autorin dem Stil treu bleibt, finde ich wunderbar. Das Cover spiegelt auch schön den Inhalt wieder, weil die Vögel und der klare Himmel für mich für Freiheit und Träume stehen. Der Titel ist super gewählt und wird im Roman oft aufgegriffen. Meinung Was ich dich träumen lasse konnte mich letztes Jahr vollends überzeugen und deshalb war ich sehr auf das neue Buch von Franziska Moll gespannt. EGAL WOHIN erzählt die Geschichte von Jo, die ihrem Leben entfliehen möchte und das Ziel nach Kreta zu gehen verfolgt. Franziska Moll hat auch in diesem Buch einen sehr außergewöhnlichen Schreibstil, der sich deutlich von der Masse an Jugendbüchern abhebt. Mit klaren, kraftvollen Sätzen trifft sie den Leser mitten ins Herz. Dieses Buch ist im Gegensatz zu ihrem Debütroman noch mal eine Ecke melancholischer, von der Atmosphäre her fast düster und erdrückt einen hin und wieder auch mal. Das Jo sich gefangen fühlt, in ihrer Situation, ihrem Leben, wird dadurch glasklar. Gefühle zu beschreiben hat die Autorin einfach drauf und genau dadurch wird man auch schnell in die Geschichte hineingezogen. Zu Beginn war ich mir nicht ganz sicher, was ich eigentlich vom Buch erwarten sollte. Es wird schon ein wenig, wie eine Liebesgeschichte vermarktet, aber meiner Meinung nach, liegt der Schwerpunkt doch mehr an anderen Stellen. Das Buch zeigt viele Szenen, in denen Jo bei ihrem Therapeuten sitzt und ausgequetscht wird, aber auch das aktuelle Geschehen, während sie in einem Restaurant arbeitet. Hin und wieder werden die Kapitel, die hier als verstreichende Tage bis zu ihrem Geburtstag aufgebaut sind, von seltsamen Erinnerungen oder Botschaften unterbrochen. Erst ganz spät, kurz vor Ende, weiß man, was diese Unterbrechungen bedeuten. Die Mischung kombiniert mit dem tollen Schreibstil hat mich doch enorm fasziniert, auch, wenn es der Inhalt bis dahin noch nicht so wirklich konnte. Zeitweise habe ich die Ereignisse im Buch als unvollständig empfunden. Das Buch ist ein kleines Rätsel. Man merkt schnell, dass Jo sich nicht mit ihren Eltern versteht und stattdessen eine enge Beziehung zu einem der Mitarbeiter des Restaurants hat, mit dem sie ihren Traum, nach Kreta zu gehen, verfolgen möchte. Koch war im Buch allerdings nur anfangs präsent, denn die Suche nach seinem Verbleib nimmt eine große Rolle im Plot ein. Allgemein ist das Buch sehr minimalistisch und konzentriert sich stark auf Jo und ihr kleines Umfeld. Viele Dinge werden nur angeschnitten und der Vorstellungskraft des Lesers überlassen. Das hat mich doch ein wenig gestört. Man bekommt immer nur Happen vorgesetzt und Erklärungen an einem Stück sind ganz selten. Dadurch habe ich beim Lesen manchmal das Ziel des Buches aus den Augen verloren, was etwas schade war. Jo hat auch eine ganz spezielle Art zu Denken und ihr Humor war nicht immer mein Fall. Man könnte sagen, dass sie recht abgebrüht und gefühlskalt ist. Durch eine Sache in der Vergangenheit ist sie ziemlich abgestumpft und sieht die Flucht nach Kreta als einzige Möglichkeit, ihrem Leben wieder Sinn einzuhauchen. Die Liebesgeschichte zwischen Jo und Amar hingegen hat mir wieder gefallen. Man denkt zunächst gar nicht darüber nach, wie diese zwei unterschiedlichen Menschen jemals zusammenpassen könnten, aber die Dinge im Buch schweißen die beiden zusammen. Es war auch einfach toll, einen Love-Interest mit vielen Problemen (und auch einer kleinen Sprachbarriere) zu haben, anstatt den nächsten Schönling, die mir in Jugendbüchern schon echt zum Hals raushängen. Die beiden Figuren und ihre etwas seltsame Beziehung waren sehr echt beschrieben und mal was anderes. Besonders zum Ende hin hat mich das Buch einfach richtig umgehauen. Das Geheimnis, welches dort ans Licht kommt, hatte ich absolut nicht erwartet. Fast wehmütig kam der Abschluss daher und hat mich tief beeindruckt und zum nachdenken angeregt. Leider war die Handlung im Großen und Ganzen mit ihren knappen Dialogen und oberflächlichen Details nicht durchgehend so einnehmend gestaltet, auch, wenn der Schreibstil nicht zulässt, dass man die Geschichte zur Seite legt. Eines muss man Franziska Moll aber lassen, sie kann ziemlich abgedrehte, erschreckend echte Szenarien beschreiben, die vom üblichen Weg der normalen Jugendbücher aus dem realistischen Genre stark abweichen. Fazit Egal wohin bleibt seinem Titel meistens sehr treu, denn stellenweise weiß man gar nicht „wohin“ die ganze Geschichte eigentlich geht. Die Mitte des Buches konnte mich nach dem interessanten Einstieg leider nicht überzeugen, zu viele Fragen blieben ungeklärt oder wurden nur angerissen. Dennoch ist der zweite Roman von Franziska Moll ein gut geschriebenes Buch, das durch handwerkliches Geschick und fantastische Formulieren packen kann. Gegen Ende kann man gar nicht anders, als mit offenem Mund da sitzen und die spannende Wende verarbeiten. Mich konnte das Buch nicht so sehr begeistern wie „Was ich dich träumen“ lasse, dennoch sucht ein solches Buch in seinem Genre noch Werke, die mithalten können. Realität. Gefühle. Träume. Darin ist die Autorin wirklich gut.

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