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schokoflocke

Posted on 16.2.2020

"Gequälte Seelen " Es ist nicht einfach für mich ,meine Gedanken und Empfindungen zu diesem Buch in Worte zu fassen,weil mich die Geschichte schlicht und einfach sprachlos gemacht hat.Dabei waren meine Erwartungen durch die vielen positiven Meinungen schon ziemlich hohgeschreubt und trotzdem übertroffen,ich bin von dem Buch einfach überweltig worden. Im Fokus stehen hier zwei baskische befreundete Familien(die Familien von Bittori und Miren,die Frauen sind auch die treibende Kraft in dem Roman ),die durch die Unruhen im Land auseinander gerissen werden und sich plötzlich als Feinde gegenüber stehen.Dabei (abgesehen von Mirens Sohn Jaxe Mari,der von Zuhause weggelaufen und ein Mitglied der ETA geworden ist) waren die Familien nicht politisch aktiv.Der Kleinunternehmer Txato,Bitttoris Ehemann,wird von der ETA bedroht und ais Volksfeind und Spitzel beschimpft und plötzlich will niemand im Dorf etwas mit der Familie zu tun haben,auch die besten Freunde wenden sich ab.Als Txato auf der Straße erschossen wird,verlässt Bittori das Dorf und kehrt erst 20 Jahre später zurück,kurz vor dem Lebensende will Bittori die Wahrheit erfahren,war Joxe Mari,der mittelweile stadtbekannter und seit Jahren schon inhaftierter Terrorist damals der Schütze? Fernando Aramburu erzählt diese bewegende Geschichte einfach meisterlich.Als Autor bleibt er distanziert und zeigt alle Seiten des Problems,alle Beteilgten kommen hier gleichermassen zur Wort.Natürlich ist es einfach den Terrorismus zu verurteilen und Mitleid mit den Opfern zu haben,das ist auch selbstverständlich,Aramburu zeigt aber ,wie vielschichtig das Problem ist,dass der Terrorismus viel mehr Schaden einrichtet,als "nur" die Todesopfer,und das alle Beteiligten (auch die Täter) gequälte Seelen sind.Das macht den Roman besonders tiefgründig und bewegend.Die Sprache ist relativ einfach gehalten.an den Schreibstil musste ich mich aber erst gewöhnen,der ist nämlich sehr speziell.Die Erzähl- und Zeitperspektive wechselt oft und unerwartet,manchmal mitten in einem Satz,manche Sätze wirrken abgehackt,oder werden nicht zu Ende gebracht...Nach paar Kapiteln aber findet man den Rathmus rau und man kann dann der Geschichte gut folgen.Ich hatte das Gefühl,als ob jemand dringend eine Geschichte erzählen wollte und ihm ständig etwas Neues einfallen würde...und irgendwie passt das auch perfekt. Egal aus welcher Sicht man dieses Buch betrachtet-den Inhalt,die Schreibweise oder die Wirrkung auf dem Leser-ist Patria für mich ein Meisterstück und ein Hihglight.Ein Buch das man unbedingt lesen sollte!

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