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Sarang

Posted on 7.2.2020

Inhalt: Der Roman „Gezeitenstern-Saga (1) - Der unsterbliche Prinz“ von Jennifer Fallon handelt von Arkady einer angeheirateten Fürstin, geboren in den Slums, deren Ehemann homosexuell ist, was außer ihr und wenigen Eingeweihten niemand wissen darf. Arkady lebt in Glaeba, wo es üblich ist eine Kreuzung zwischen Mensch und Tier, die Crasii, als Sklaven zu halten. Diese Welt ist durchdrungen von Magie, was über die Jahrtausende bis auf rare Ausnahmen und die Crasii alle vergessen haben. Die Crasii wurden gezüchtet von und für die unsterblichen Gezeitensternfürsten, um ihnen in blindem Gehorsam zu dienen. Doch die Macht der Gezeitensternfürsten hängt von den Gezeiten, also Ebbe und Flut ab. So kommt es, dass ein Gefangener in den Kerkern behauptet, einer der legendären, unsterblichelichen Gezeitensternfürsten zu sein, weil er nicht erfolgreich gehenkt werden konnte. Für eine Frau unüblich ist Arkady Historikerin, die sich mit ebenjenen Legenden um die besagten, angeblich Unsterblichen auskennt. Deswegen soll sie beweisen, dass der Gefangene Cayal entweder wahnsinnig ist oder lügt, dass er der unsterbliche Prinz sei. Dabei kommen sich die Beiden näher und Arkady ist fasziniert von den Geschichten Cayals. Geschichten aus aller Welt, die Jahrtausende zurückliegen, an Orten, die aktuell nicht mehr existieren. Arkadys Studien bleiben erfolgslos, weswegen Cayal nun gefoltert werden soll. Aus irgendeinem Grund kann Arkady diesen Gedanken nicht ertragen und wendet einen Trick an, um Cayal zu befreien, beziehungsweise zu beweisen, dass er nicht der unsterbliche Prinz ist, wie er behauptet. Doch dieser Trick kommt sie teuer zu stehen, denn Cayal beweist seine Unsterblichkeit. Die Crasii folgen ihm blind und Arkady ist nun mit ihm allein und seiner Gnade hilflos ausgeliefert. Währenddessen intrigiert der Liebhabers ihres Mannes am Hofe und verfolgt ganz eigene Pläne. Sie haben einen Feind in ihren eigenen Reihen. Eine Person, die grausamer und mächtiger ist, als Arkady und alle anderen sich vorzustellen vermögen. Meine Meinung: Endlich mal eine Fantasy-Saga, in der Unsterbliche oder generell unsterbliche Vampire nicht verherrlicht, sondern die Schattenseiten eines nicht endenden Lebens aufgezeigt werden. Wie der unsterbliche Prinz im Roman einmal sinngemäß sagt: „Die Menschen sind nicht für ein Leben ohne Tod geschaffen“ Oder „Die Menschen sind nicht dafür geschaffen ewig zu leben." Eingebunden ist das Ganze in eine hoch komplexe, hoch intensive und sehr lesenswerte Geschichte. Es tut gut, hin und wieder daran erinnert zu werden, dass es noch richtige Fantasy Bücher mit Tiefgang gibt und keine billigen, schlecht gemachten Kopien. Ich will nicht zu viel verraten, denn diese großartige Fantasy-Saga kann man nur genießen, wenn sich alle Wirrungen und Irrungen komplett entfalten können. Doch um es zu Verallgemeinern und dennoch einen guten Gesamtüberblick über das Buch zu liefern, will ich es folgendermaßen formulieren: Dieser Roman erzählt die Geschichte derjenigen Menschen, die unter den Folgen ihrer Unsterblichkeit zu leiden haben. Einigen ist das noch nicht bewusst, aber letztlich ist die Unsterblichkeit nichts anderes als ein nicht endendes Leid. Denn ein ewiges Leben, kann kein glückliches sein! Ungünstigerweise lassen die mächtigen Gezeitensternfürsten ihre Frustration an den Menschen aus, die dadurch in den Konflikt der Unsterblichkeit und des Krieges hineingezogen werden. Ohne Rücksicht auf die im Vergleich schwachen Menschen, bekämpfen sich einige Unsterbliche, was ein auswegsloser Kampf ist, da nie einer von ihnen stirbt. Ihre Wunden heilen schnell und abhanden gekommene Gliedmaßen wachsen nach. Wenn ihr machtlose Periode, die Ebbe herrscht, verkriechen sie sich unter den Menschen und hoffen nicht aufzufallen. Doch mit der Flut werfen sie ihr Schneckenhaus ab und präsentieren ihr wahres Gesicht. Ich wünsche keinem Menschen während der Flut zu leben, denn es ist die gefährlichste und grausamste Zeit für Tier, Natur, Crasii und Menschheit. Die Komplexität und den Ideenreichtum der Autorin finde ich sehr faszinierend. Jennifer Fallon besitzt die Gabe sämtliche Handlung, verschiedenen Perspektiven und Wirrungen dermaßen logisch und fesselnd miteinander zu verknüpfen, so dass ich vor ihr den Hut ziehen muss. Ich hatte erwartet bei über 600 Seiten geballte Fantasy auf einige Ungereimtheiten oder zumindest Langeweile zu stoßen, doch es war genau das Gegenteil der Fall. Mein Fazit: Jennifer Fallons erster Teil ihrer Gezeitensternsaga entfaltet seine Wirkung ganz langsam, aber umso bannender. Ehe ich es mich versah, steckte ich mitten in der Geschichte und konnte, wollte nicht mehr hinaus, so sehr angezogen hat sie mich. Sie verknüpft das Leiden verschiedener Lebewesen und von Menschen auf unterschiedlichen Entwicklungsstuphen wortgewaltig und präzise, so dass ich allen LeserInnen nur wünschen kann, einmal einen Blick in diese hinreißene Geschichte zu wagen. Zu schade, dass mich die Spannung dieses Buches vermutlich umbringen wird, bis ich endlich die Fortsetzung werde lesen können. Ein intrigantes Buch, dass selbst den gewieftesten Leser mit Fallstricken zum Sturz bringen wird.

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