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Sarang

Posted on 2.2.2020

Der Frust war wieder da und versperrte mir jetzt sogar den Weg. In Gestalt der verdammten Scarlett O'Hara aus Vom Winde verweht. Seufzend schob ich die Hand durch ihren Bauch und spürte keinerlei Widerstand. S.9,10 Der Inhalt: Emerson ist Vollwaise und lebt bei ihrem Bruder und seiner Frau. Als ob ihr Leben ohne ihre Eltern nicht schon schlimm genug wäre, sieht sie immer häufiger Menschen aus anderen Zeiten, die außer ihr keiner wahrnimmt und die bei nur einer Berührung zerplatzen. Ihre so genannten Halluzinationen hatten sich zwischenzeitlich durch eine regelmäßige Medikamenteneinnahme gebessert, doch Emerson hat die Tabletten heimlich abgesetzt. Denn sie spürt, dass diese Menschen nicht einfach nur Wahnbilder sind, sondern für sie einen tieferen Sinn haben. Dann trifft sie auf Michael und alles ändert sich. Denn er sieht diese Menschen ebenfalls und hat sogar eine Bezeichnung für sie: 'Zeitlose'; und noch viel wichtiger: Wenn Michael Emerson berührt, scheint Etwas in ihr zu explodieren. Sie sind miteinander verbunden und durch was, das wird Emerson noch herausfinden und dabei auf lebensgefährliches Wissen stoßen. Ein „ausreichend“-Niveau ohne das gewisse 'Etwas' „Hourglass – Die Stunde der Zeitreisenden“ ist eines jener Werke, das einige magische Momente zu bieten hat, insgesamt jedoch nur an der Oberfläche kratzt und es an Tiefe vermissen lässt. So gibt es beispielsweise keine Unschlüssigkeiten im Aufbau und in den Zusammenhängen, allerdings bleibt das Niveau überwiegend auf einer (in Schulnoten ausgedrückt) „ausreichend“-Ebene. Durch kurz gehaltene Kapitel entsteht das Gefühl eines schnellen Lesefortschritts, der für mich bei manchen Durststrecken auch bitter nötig war. Es stellte sich bei mir oft nicht die richtige Atmosphäre zum Abtauchen ein. Obgleich am sprachlichen Umgang Myra McEntires und dem Handlungsverlauf nichts Auffälliges auszusetzen ist, fehlt es dieser Geschichte an dem gewissen 'Etwas'. Der nach 'Schema-F' bekannte Selbstaufopferungstrieb der Kerle In den Liebesszenen zwischen den Protagonisten Emerson und Michael entstand gelegentlich dieses beim Lesen so einzigartige Kribbeln. Doch auch dieser Punkt birgt einen negativen Faktor. Denn die Beziehung der beiden, anfangs holprig, stockend und von diesem inzwischen schon überstrapazierten, heldenhaften, Selbstaufopferungstrieb geprägt, sprüht im letzten Drittel nur so vor Liebesschwüren und überkochenden Gefühlen. Folglich hat Myra McEntire es da an der glaubwürdigen Ausgeglichenheit mangeln lassen. Eine lohnenswerte fantastische Seite Die 17-jährige Hauptfigur Emerson Cole erzählt aus der Ich-Perspektive ihr Schicksal, das durch den doppelten Verlust ihrer beiden Elternteile, ein traurigeres Leben ist. In diesem Charakter hat die Autorin ihr Erfindungsreichtum auf Hochtouren laufen lassen und die schwere Vergangenheit Emersons in Verbindung mit fantastischen Elementen gebracht. Zumindest soll man als LeserIn zunächst wohl gewisse Tatsachen glauben, die sich im weiteren Verlauf in einer ganz anderen Richtung entblättern und immer wieder Spannungen beisteuern. Leider nahm ich Emerson ihre harte Schale nicht immer ab und bekam teilweise Probleme, mich in die Problematiken und ihre Gefühlswelten hineinzuversetzen und mein Interesse an „Hourglass – Die Stunde der Zeitreisenden“ drohte zu erlöschen. Andererseits sorgten die Gegensätze Michaels und Emersons immer mal wieder für unerwartete Höhen und trieben die interessante Thematik rund um Zeitreisen ordentlich an. Mein Fazit: Myra McEntire wartet mit einer neuen und recht spritzigen Idee auf, die in der Umsetzung einiges von ihrem Charme einbüßt und deswegen von mir als Standardbuch eingestuft wird. Eine Empfehlung ist „Hourglass – Die Stunde der Zeitreisenden“ für heiße Sommerstunden, wenn eine leichte Lektüre genau das richtige scheint, weil kein großes Mitdenken erfordert ist und das Handlungsgeflecht recht einfach durchschaut werden kann. Das sind alles in allem 3,5 Sterne und eine Reihe, die ich wohl nicht fortsetzen werde.

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