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Sarang

Posted on 1.2.2020

Wenn der letzte Regen fällt… Der Inhalt: Elsa flüchtet aus ihrem New Yorker Leben mit Job und Freund. Ihre Beziehung zu ihrem Vater ist nie leicht gewesen, doch nun, als er in einem 'seiner' Stürme umgekommen ist, erträgt Elsa die alltägliche Enge nicht mehr. Sie packt ihre sieben Sachen und reist in die Kleinstadt Thunderstown, weit entfernt von Zivilisation und Großstädten. Dort wird sie bei einem Fremden für unbestimmte Zeit wohnen. In Thunderstown bemerkt Elsa schnell, dass die Einwohner einem merkwürdigen Aberglauben anhängen und dass sie dem Wetter eine größere Bedeutung beimessen, als sie, Elsa, es je tat. Dann begegnet sie hoch oben in den Felsen dem Einsiedler Finn. Finn, den etwas Mysteriöses wie Nebelschwaden zu umgeben scheint. Elsa wird gewarnt, sich mit ihm abzugeben, doch etwas zieht sie immer wieder zu ihm und sie begreift, dass in dem Aberglauben der Menschen vielleicht doch ein Funke Wahrheit stecken könnte. Schwere Prüfungen zwischen Blitz und Gewitter kommen auf die beiden zu. Werden die beiden der Natur trotzen? Emotionen in schillerndsten Formen In „Der Mann, der den Regen träumt“ heißt es, dass Menschen genauso wie  Wolken ihre Form verändern. Genau das hat Ali Shaw mit diesem erneuten Geniestreich von Werk ebenfalls getan. Mit etwas komplett Neuem, „Umgeformten“ hat er sich über meine Erwartungen geschraubt, Vielseitigkeit bewiesen und ein zartes sowie kostbares Lesegebilde kreiert, das Emotionen in den schillerndsten Formen garantiert. Jedes Kapitel ein Sturm Meisterhaft werden in „Der Mann, der den Regen träumt“ zwei Hauptgeschichten erzählt, die parallel ineinander verlaufen und dabei ebenso von der Gegenwart wie von der Vergangenheit leben. Hierbei werden Verbindungen erzeugt, Gefühle erschaffen und Verästelungen gebildet, die in tiefste Tiefen vorstoßen. Diese Tiefen entstehen durch die so unterschiedlichen Typen von Mensch, und den Dingen, die in der etwas verschrobenen Kleinstadt Thunderstown von Bedeutung sind und die Ali Shaw charakterisiert. Jede Seite scheint dabei so flüchtig und belebend wie ein niederprasselnder Regentropfen, jeder Satz wie eine sich im Auflösen begriffene Wolke und jedes Kapitel wie ein Sturm, der direkt in mich fuhr und einen emotionalen Höheflug auslöste. In den Charakteren wüten grundverschiedene Probleme, Selbstzweifel und Konflikte. Mit dem einen oder anderen wird sich ein jede/r wohl identifizieren können. Ali Shaw fügt diesem eine Prise seiner unverwechselbaren, fantastischen Elemente hinzu, von denen man gar nicht weiß, wie man sie überhaupt definieren kann. Obwohl dieser Autor das Wetter in eine - in der Realität unmögliche Form gießt - hebt er nicht ab, sondern bewegt sich immer an der Grenze dessen, was ich als Leserin  einerseits als packend, berührend, spannend, neu und erstaunlich empfinde und andererseits dennoch als realistisch einstufen kann. Inmitten dieser Komplexität stehen zwei Individuen, die eigentlich nicht mehr möchten, als sich selbst zu verstehen. Das scheint ihnen durch den jeweils anderen zu gelingen, wodurch eine zarte und zerbrechliche Romanze ihren Lauf nimmt, die letztlich aber keine Zukunft oder Hoffnung zu haben scheint. Hoffnung zwischen Poesie und Melancholie Das wirklich Glanzvolle an „Der Mann, der den Regen träumt“ stellt für mich die zwanglose Offenheit dar, in derer ich für mich entscheiden kann, wie ich diese Geschichte betrachten möchte. Obgleich über allem ein Hauch der Poesie und Melancholie liegt, kann gleichwohl eine Hoffnung bleiben, die mir sogar noch mehr zusagt, als es bei „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ der Fall war. Dieses Kunstwerk von Roman besticht durch eindrucksstarke Bilder, die Ali Shaw in den Kopf hineinmalt, als wäre dieser eine Leinwand und er würde den Pinsel schwingen. Am Liebsten würde ich jeden Satz, jede der unzähligen Weisheiten innerhalb dieses Werkes zitieren, um zu demonstrieren, wie magisch dieses Leseerlebnis sich gestalten kann. Mein endgültiges Urteil: Sobald es regnet, werde ich von jetzt an immer mit einem Lädcheln an diese stürmische Lesereise zurückdenken. Es ist schön, wenn man bei einer Geschichte eine solch vollkommene Glückseligkeit empfinden kann. Innenteil Ali Shaw verbindet eigentlich Unmögliches miteinander und das mit einer treffenden Präzision, die Schauer erzeugt und Bewundern auslöst: Beständiges wird mit Veränderlichem verbunden, Stoffliches mit Substanzlosem kombiniert, Vergängliches mit Ewigem gepaart. Dieses Werk trotzt inhaltlich allen natürlichen Gesetzen und folgt keinem Schema, was ich je zuvor irgendwo schon einmal entdeckt hätte und schlägt dennoch alle anderen um Längen. Bannend vom ersten bis zum letzten Wort: Ein zarter Einstieg, der sich zu einem Gewitter steigert; ein berührendes Highlight direkt zu Beginn des Jahres, das man aufgrund seiner unvergleichlichen Außergewöhnlichkeit nicht verpassen darf!

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