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Simone Scamander

Posted on 1.2.2020

Worum geht's? Als kleines Mädchen wurde Grace von Wölfen in den Wald verschleppt und beinahe getötet - wäre da nicht der Wolf mit den strahlend goldenen Augen gewesen, der sie rettete. Seitdem wartet Grace jedes Jahr sehnsüchtig auf den Winter, in dem auch ihr Wolf in die Wälder zurückkehrt. Währenddessen lebt Sam ein Leben, das von Sommer und Winter beherrscht wird. In der warmen Jahreszeit verbringt er seine Tage damit, Grace als Mensch zu beobachten. Immer darauf bedacht, eine für Sam unerträgliche Distanz einzuhalten. Aber auch im Winter, wenn die Kälte ihn in seine Wolfsgestalt drängt, lässt er Grace nicht aus den Augen. Doch dieses Jahr ist alles anders: Durch einen "Unfall" findet Grace eines Abends einen blutenden Jungen auf ihrer Veranda. Sie kann es nicht fassen, als sie die goldenen Augen ihres Wolfs erkennt. Sie rettet ihm das Leben, so wie er einst das ihre gerettet hat. Zusammen verbringen sie die letzten warmen Tage des Jahres und verlieben sich in einander. Und Sam weiß, dass dies sein letzter Sommer sein wird, bevor er sein restliches Leben in Wolfsgestalt verbringen wird... Kaufgrund: Ich habe das Buch durch die "Nicht weit vom Stamm"-Aktion des script5-Verlags bekommen. Cover und Klappentext haben mir gut gefallen, sodass für mich ganz klar war, welches Buch ich mir aussuchen würde! Meine Meinung: Bereits nach der ersten Seite merkt man: Die Autorin Maggie Stiefvater ist ein wirklich großes Schreibtalent! Durch ihren grandiosen Schreibstil verfällt man sofort in einen derart großen Lesefluss, dass es fast unmöglich erscheint, das Lesebändchen zwischen die Seiten zu legen und eine Pause zu machen. Einfach alles an der Geschichte wirkt natürlich, niemals aufgesetzt oder oberflächlich. Außerdem nutzt Stiefvater viele bildhafte Beschreibungen und Metaphern, die augenblicklich das Herz des Lesers zum schmelzen bringen und nicht ein einziges Mal den Eindruck erwecken, es wäre mit Details überladen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Grace und Sam erzählt, zwischen den Kapiteln wechselt also oftmals die Perspektive und wir erfahren die Gedanken und Gefühle der beiden Protagonisten von ihnen selbst. Gerade bei einem so emotionalen Roman wie "Nach dem Sommer" ist dies ein großer Pluspunkt, denn durch die persönlichen Eindrücke wirkt die Beziehung zwischen Grace und Sam noch authentischer, noch liebevoller und noch tiefgründiger, ohne dabei in einen Schnulzenroman abzurutschen. Zugegebenermaßen bringt die Handlung an sich nichts herausragend Neues mit sich. Es handelt sich um eine phantastische Liebesgeschichte mit einem typischen paranormalen Beziehungspärchen (Mädchen = Mensch, Junge = Werwolf). Die Autorin hat ihre Wölfe zwar abgewandelt, sodass sie sich durchaus von anderen unterscheiden, aber das war es auch schon an innovativen Ideen. Trotzdem hat "Nach dem Sommer" das gewisse Etwas, das vielen Romanen des Genres fehlt, und hebt sich dadurch von der breiten Masse ab. Selten hat mich ein Buch so berührt und mitgerissen! Die Charaktere überzeugen auf ganzer Linie - besonders natürlich die beiden Protagonisten Grace und Sam -, allerdings auf völlig andere Weise, als ich vermutet hätte. Obwohl sie sehr an den Ereignissen wachsen, ist es nicht so, dass sie am Ende des Romans anders handeln würden als zu Beginn. Charakterstark sind sie beide bereits ab dem ersten Lesemoment. Es ist mehr der emotionale Teil von ihnen, der den Wandlungsprozess vollzieht. Stück für Stück werden sie ehrlicher zu sich selbst und gestehen sich ein, dass die schlechten Erfahrungen, die sie in ihrem Leben haben, sie mehr belasten, als sie zugeben möchten. Durch die Liebesbeziehung werden Grace und Sam mehr und mehr eine Stütze für den anderen. Obwohl sich die Geschichte sehr auf die Protagonisten fixiert, kommen die Nebencharaktere nicht zu kurz und bieten dem Leser eine gewisse Tiefe, die es zu ergründen gibt. Ich hoffe sehr, dass die Autorin die Nebenfiguren in den Folgeteilen noch weiter ausbauen wird. Das Ende ist einfach perfekt. Es gibt viele offene Fragen, die sich während des Lesens angesammelt haben, und selbst in den letzten Momenten entstehen noch einige mehr. Trotz dieser ganzen Fragen erscheint der Cliffhanger nicht nervig oder unangebracht, sondern - so widersprüchlich es sich auch anhören mag - abgerundet. Das Ende bietet den bestmöglichen Einstieg in die Fortsetzung und lädt zum Träumen ein. Und zu guter Letzt ein wohl gemeinter Rat an alle, die das Buch lesen möchten: Nehmt euch Zeit und beginnt nicht erst abends mit dem Lesen, denn sonst habt ihr eine schlaflose Nacht vor euch. Ihr werdet es nicht zur Seite legen können! Cover: Das Cover gehört definitiv zu meinen Lieblingscovern. Es ist insgesamt sehr schlicht gehalten, versprüht durch die winzigen, wunderschönen Elemente einen herbstlichen Charme, der super zur Geschichte passt. Fazit: "Nach dem Sommer" ist ein wunderbares Buch. Es berührt mit jedem einzelnen Kapitel und ich konnte es nicht aus der Hand legen. Als ich die letzte Seite erreicht hatte, konnte ich nicht fassen, dass es schon vorbei sein sollte. Sehnsüchtig erwarte ich die Fortsetzung und vergebe volle 5 Lurche für einen Roman, der direkt in das Herz geht und dem Leser noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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