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FrauFrohmann

Posted on 8.4.2019

Annie Ernaux geht zurück zu einer Zeit in ihrem Leben, als sie schon ziemlich viel über Philosophie, aber praktisch nichts über Liebe und Sex wusste. Es sind die späten 1950er-Jahre. In einem Ferienlager, wo Annie noch nicht ganz volljährig als Betreuerin arbeitet, gerät sie in eine gewaltvolle Affäre mit einem Mann, die ihr emotional nachhaltig Schaden zufügt und sich erheblich auf die weitere Lebensführung auswirkt. Spannend ist, wie Hardcore das Innenleben eines jungen Mädchens zwischen Tagtraum, intellektuellen Reflexionen und gesellschaftlich geschuldeter, existenzbedrohender Unbedarftheit geschildert wird. – Loner-Psychopathen-Romanfiguren, ihr könnt Mädchen nicht das Wasser reichen, denn bei ihnen ist das NORMAL! – (Wer kennt es nicht: rasend verliebt sein, bereit zur kompletten Selbstaufgabe, aber sich nicht zum Objekt machen dürfen, weil man de Beauvoir gelesen hat ...) Ein weiteres Buch zum Aufatmen für Leserinnen, weil man als Frau plausibel repräsentiert wird. Ein weiteres Buch zum Horizonterweitern für alle anderen. Und literarisch so gelungen, dass man darüber nicht mal diskutieren muss.

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