Ich will Meer! mare – vor 20 Jahren stellte der Verlag sein erstes Programm vor

Vor 20 Jahren, im Herbst 2002, stellte der neu gegründete Verlag mare auf der Frankfurter Buchmesse sein erstes Programm vor. Wir wollen also dieses besondere Ehrenjahr damit beschließen, den Verlag mit seinen inzwischen zahlreichen Publikationen zum Thema Meer zu feiern.

Denn dann können wir das neue Jahr damit beginnen, herauszufinden, welche Meeres-Abenteuer, es noch für uns zu entdecken gibt. Da gibt es Sachbücher über die Arktis und Antarktis, über Nebelhörner und die unglaublichen Routen einer Flaschenpost, Lyrik, moderne Literatur und bibliophil neu gestaltete Klassiker. Eine Vielfalt, die kaum zu überblicken ist.

Darum haben wir mare-mitarbeiter*innen (auch Verlagshund Nanook hat sich dazwischengemogelt) und die beiden mare-Autoren Mathijs Deen und Jan Christophersen gebeten, in die Verlagsarchive abzutauchen und uns einige der wertvollsten literarischen Schätze mitzubringen.

Jan Christophersens Debüt "Schneetage" wird mich immer an meine ersten Schritte bei mare erinnern. Ich wurde 2008 als Lektoratsvolontärin Teil der Crew und kurz nach meinem Einstieg vertraute man mir den Stapel der sogenannten unverlangten Manuskripte zur Prüfung an, also Einsendungen noch nicht etablierter Autorinnen und Autoren ohne Vertretung durch eine Agentur. Ich erhielt den Hinweis, von diesem Stapel würde eigentlich nie etwas veröffentlicht, ich solle aber trotzdem die Augen offenhalten. Das tat ich also und stieß fast unmittelbar auf Schneetage, eine klug konzipierte, hochatmosphärische Familiengeschichte vor der Kulisse der norddeutschen Schneekatastrophe von 1978/79, die ich in den folgenden Tagen nicht mehr weglegen konnte und schließlich mit zitternden Knien meinen Kolleginnen zur Veröffentlichung empfahl. Ein Jahr später verglich die Presse den Debütanten Jan Christophersen mit seinen großen norddeutschen Vorbildern Theodor Storm und Siegfried Lenz, "Schneetage" wurde mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses ausgezeichnet und ich hatte früh gelernt, den Stapel der unverlangten Manuskripte nicht zu unterschätzen.

Trotz eines aufziehenden Unwetters fahren die Zwillingsbrüder Mario und Javier mit ihrem misanthropischen Vater hinaus aufs Meer und geraten unweigerlich in Gefahr. Einzig die Unersättlichkeit des Vaters, der den gewaltigen Mengen an Fisch nicht widerstehen kann, lässt sie nicht umkehren. Im tosenden Sturm erkennen die Brüder dann die Möglichkeit, sich endgültig von ihrem Vater zu trennen. Die Wucht der Sprache in "Was das Meer ihnen vorschlug" von Tomás Gonzáles hat mich auf Anhieb mitgerissen und ohne Umschweife in die Gefühlswelt der beiden Brüder katapultiert. So tief ihr Hass auf den Vater auch sein mag, so abgründig ihre Gedanken, die Sprache rutscht nicht ins Vulgäre ab. Das Wechselspiel von Hass und Loyalität könnte nicht besser beschrieben werden.

Petri Tamminens "Meeresroman" ist ein schmales Buch mit großer Wirkung: Diese 112 Seiten über das Leben eines finnischen Kapitäns im 19. Jahrhundert, dem es nicht an Talent, aber an Seeglück mangelt, enthalten alles, was ein guter Roman braucht. Mit Vilhelm Huurna, dem sympathischen Protagonisten, identifiziert man sich ab dem ersten Satz. Denn wer kennt nicht das Gefühl, das Vilhelm im Lauf seiner Karriere immer wieder beschleicht, „dass alle anderen echte Kapitäne“ sind „und er nur eine Art Missverständnis, das noch einmal ans Tageslicht“ kommen wird? Am Beispiel dieses Kapitäns erzählt Petri Tamminen mit finnischem Charme und Understatement von den Höhen und Tiefen, von der Tragikomik eines jeden Menschenlebens, und darum ist sein Roman zeitlos und universell gültig.

Als jüngstes Mitglied der mare-Crew habe ich noch keinen großen Überblick über das gesamte Programm, aber dieser Titel hier! Der hat mich auf den ersten Blick angesprochen. "Arktis und Antarktis" von Kerstin Viering und Roland Knauer ist Teil der Reihe mareWissen, schöner als die meisten anderen Bücher (riecht auch gut) und enthält neben sehr viel Text (nicht mein Ding) viele wunderschöne Illustrationen. Worum es geht? Um die Polargebiete, um ihr Klima (genau mein Ding), um die Geschichte ihrer Erforschung, um ihre Pflanzen, Menschen und: ihre Tiere. Speziell mit einem der Nordpol-Bewohner habe ich Ähnlichkeit, heißt es, und so bin ich auch an meinen Namen gekommen. In der Sprache der Inuit bedeutet Nanook nämlich: Eisbär.

Dieser kleine Roman wurde uns während einer New York-Reise angeboten, ich las ihn auf dem Rückflug und verliebte mich sofort: in die Geschichte der jungen Japanerinnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts hoffnungsvoll den Pazifik überqueren, um in Amerika zu heiraten – und dann in vielen Fällen ihr blaues Wunder erleben. Noch mehr aber verliebte ich mich in die Form und Sprache, diese ungewöhnliche Wir-Perspektive, den Rhythmus, die Poesie dieses Romans. So etwas hatte ich noch nie gelesen. Bereits beim ersten Lesen hatte ich Musik in den Ohren und den Wunsch, das Buch selbst zu übersetzen. An einen kommerziellen Erfolg glaubte ich dabei übrigens überhaupt nicht, was eine der schöneren Fehleinschätzungen war, die uns in unserem Beruf immer wieder unterlaufen. Jetzt, über zehn Jahre später, liegt der neue Roman von Julie Otsuka vor, "The Swimmers". Weil ich selber keine Schwimmerin bin, beiße ich mir bei der Übersetzung teilweise ziemlich die Zähne daran aus, aber trotzdem kann ich sagen: Ich finde ihn sogar noch besser als "Wovon wir träumten".

Mit diesem Buch war ich als Küstenkind nach ein paar Seiten in der "Tiefsee" und wollte nicht mehr zurück. Dagmar Röhrlich schreibt wunderbar anschaulich und mit den inspirierenden Illustrationen von Jan Feindt ensteht richtig großes Kopfkino. Das Buch ist so spannend, dass ich es im größten Trubel lesen konnte und dennoch in völliger Ruhe in die Tiefsee eintauchen konnte. Ein Wissenschaftsbuch, so poetisch, humorvoll und aufregend – großartig!

Das Thema des Buches fand ich auf Anhieb interessant. Wer würde nicht gerne ein Sabbatjahr machen? Die Geschichte des Paares, das nach einem Sturm auf einer unbewohnten Insel strandet, ist spannend geschrieben und als ihr Überlebenskampf – inklusive all der Geschehnisse auf der Insel – begann, konnte ich "Herz auf Eis" , den Roman der Weltumseglerin Isabelle Autissier, kaum noch aus der Hand legen. Das Gefühlschaos der beiden ist großartig beschrieben und ich habe das Buch förmlich verschlungen: Bis heute eines meiner mare-Lieblingsbücher.

Ian McGuires „Nordwasser“ erschien 2018 in einem der ersten mare-Programme, das ich als Vertriebsleiterin begleitet habe. Aufregende Zeiten, aufregendes Buch! Wir haben damals den Slogan NICHTS FÜR ZARTBESAITETE in jeglichen Ankündigungstexten platziert und das sollte nicht nur Leselust wecken, sondern war auch der Versuch einer Trigger-Warnung. McGuires historischer Roman über Besatzung und Szenerie eines Walfängers ist zutiefst brutal, hässlich und männlich – allen voran der Harpunierer Henry Drax. Ja, Mensch und Tier wird in dieser Geschichte Gewalt angetan; die Welt von „Nordwasser“ ist nicht schwarz-weiß, sondern schwarz-dunkelgrau und entwickelt eine enorme Anziehungskraft für das Abgründige. McGuire schreibt pointiert und weiß doch genau, wann er die Brutalität des Geschehens besser nur andeuten sollte. Eine Handlung mit gelungenen Plot-Twists, die dann auch noch das Nachdenken über die großen Fragen der Menschlichkeit und Gerechtigkeit anregt, lässt mich die Behauptung aufstellen: Wir haben es mit einem Stück großartiger Literatur zu tun!

Wer es noch nicht kennt: Bitte nicht den Easy Way der Serienverfilmung wählen. In meiner Vorstellung kann das eigentlich nur eine Angelegenheit des Scheiterns sein.

"Beinahe Alaska" erzählt die Geschichte einer Frau, die auf einem Expeditionskreuzfahrtschiff nach Alaska aufbricht, das aber wegen der vereisten Bellotstraße ein anderes Ziel ansteuern muss. Mit seiner betörenden Mischung aus konkreten Landschaftsbeschreibungen, frei von Romantisierung, und lustigen, teilweise scharfzüngigen, aber nie bösartigen Menschenbeobachtungen hat mich das Buch sehr beeindruckt. Reisend reflektiert die Erzählerin über das Unterwegssein, über die Vielfalt der möglichen Lebenswege, von denen die meisten Menschen am Ende doch immer nur ähnliche beschreiten. Ein paar Monate nach der Lektüre habe ich Arezu Weitholz dann bei einer Preisverleihung kennengelernt und zu sagen, sie habe mich ebenso beeindruckt wie ihr Buch, wäre untertrieben. Nach ihrer klug komponierten und tiefgehenden Dankesrede gingen wir – in der Kleinstadt hatte keine Bar mehr geöffnet – ins Hotel und nahmen mit dem Segen des uns begleitenden Bürgermeisters den Frühstücksraum zum Feiern in Beschlag: ein fabelhafter Abend!

Dieses sehr unterhaltsame und mit britischem Humor erzählte Buch erschien im allerersten mare-Programm 2002, begründete die Erfolgsgeschichte der mare-Entdeckerbücher und begleitet meine Arbeit für mare bis heute. Von Anfang an war ich mit Satz und Gestaltung von Innenteil und Einband der Bücher beauftragt. Nach dieser Ausgabe als Hardcover mit Schutzumschlag erschien der erfolgreiche Titel acht Jahre später noch einmal als günstigere Neuausgabe (bedruckter Pappband). Seit 2017 verantworte ich nun auch die Buchherstellung, und 2019 gab es für den Titel ein zweites Revival: diesmal als Teil eines kleinen Polar-Entdecker-Pakets als flexible Klappenbroschur mit schönen Materialien. Leider ist auch diese Ausgabe inzwischen vergriffen, und ich bin gespannt, ob die "Barrow’s Boys" von Fergus Flemings noch eine weitere Metamorphose erfahren werden.

Man kann "Für die mit der Sehnsucht nach dem Meer", herausgegeben von Joachim Sartorius, am Strand lesen, natürlich. Wo sonst könnte einem die Poesie besser den Kopf verdrehen und den Blick weiten für den ewigen Wellenschlag. Man könnte sie laut über das Tosen hinweg zitieren, jene großartigen Zeilen von Emily Dickinson oder Axel Sanjosé, die ich durch diese extravagante Anthologie an Gedichten über das Meer erst kennengelernt habe. Aber noch besser wirkt sie als Heilmittel gegen urbane Herbstristesse in öffentlichen Verkehrsmitteln, gegen frühe Dunkelheit und finstere Gefühle. Ich empfehle, die Texte laut zu lesen, wie Zauberformeln, fangen Sie am besten gleich mit Arno Holz' wunderbaren Wortschöpfungen für die Unterwasserwelt an: 'tanngrünhaarig, schuppenglitzleiberig, störschwanzflossig, schwimmtauchblinkend, schwimmtauchflinkend..'

Eigentlich ist Freddy gar nicht einsam unterwegs, wie es der Titel von Stefan Mosters Roman "Alleingang" vermuten lässt. Denn Charaktere wie ihn gibt es in jeder Generation, und am Ende des Buches wünscht man sich, dass es viel mehr von ihnen gäbe. Was nicht heißen soll, dass wir es in dem Roman mit einem unstrittigen Helden zu tun haben. Im Rückblick wird die Lebensgeschichte Freddys an nur einem einzigen Tag, dem Tag seiner Haftentlassung, erzählt, von seiner Kindheit mit zwölf Geschwistern und vermeintlichen Jugendfreundschaften bis hin zu einem schwerwiegenden Freundschaftsdienst, der ihn ins Gefängnis bringt. Wie Entscheidungen ein Leben beeinflussen, welches Potenzial in ihnen steckt und wie sie Charaktere formen, fesselt einen bis zur letzten Zeile an Freddys bewegender Geschichte.

"Auf See" von Guy de Maupassant begeistert mich wegen seiner unvergleichlichen Vielschichtigkeit: Der Autor beschreibt eine zehntägige Reise auf einer kleinen Segeljacht entlang der Côte d’Azur, während er gleichzeitig über Gesellschaft, Krieg, Liebe oder Literatur reflektiert. So wechseln sich seine Gedanken über das Menschsein ab mit Beschreibungen des Bordlebens und der dabei empfundenen Glückseligkeit, sodass ich sofort Lust verspüre loszusegeln, um dieses doppelte Hochgefühl zu erleben. Besser ist es aber, dieses Buch weiter oder wieder zu lesen, denn Maupassant schreibt in einer modernen, zugänglichen und zugleich poetischen Sprache, die ihn als Allzeitklassiker auszeichnet. Unsere Ausgabe ist zudem besonders hübsch gestaltet und mit einem kongenialen Nachwort von Julian Barnes versehen.

'Zu meinem 13. Geburtstag von Mama und Papa' – das steht in eifriger Schönschrift in meiner zerfledderten, x-mal verliehenen Nymphenburger-Ausgabe mit Alfred Kubins düsteren Zeichnungen. Ich weiß also genau, wie alt ich war, als ich den „Pym“ gelesen habe. Und so wach wie bei wenigen anderen Büchern ist Jahrzehnte danach meine Erinnerung an Pyms haltlose Abenteuer, verrückte Streiche, das ängstigende Dunkel auf der „Grampus“, ja, an all das Rätselhafte. Als ich vor Jahren die druckfrische mare-Ausgabe von Edgar Allan Poes "Arthur Gordon Pym" in der Hand hielt, bekam ich einen milden Stich ins Herz. Ich habe dieses magische Buch gleich wieder gelesen. Aber es war anders als damals in meiner Kindheit. Ich habe es verstanden. Fast ein bisschen schade.

"Tage in Sorrent" von Andrea und Dirk Liesemer ist ein reizvolles Buch, das sich zwischen Fiktion und Sachbuch bewegt. Friedrich Nietzsche reist nach Sorrent am Golf von Neapel mit dem Plan, dort eine Gemeinschaft von jungen Leuten zu gründen, die er unterrichten und mit denen er diskutieren kann. Wie so oft klaffen Traum und Tat auseinander. Andrea und Dirk Liesemer kommen gerade durch die Verschränkung von Fiktion und Sachbuch der Person und Zeit Nietzsches sehr nahe.

Ist es vertretbar, wenn ich ein Buch aus dem Mare-Verlag nenne, an dessen Entstehung ich beteiligt war? Ich spreche von "Ein extraherrlicher Meersommerabend". Das Buch ist etwas Besonderes im Programm. Kein Roman, kein Sachbuch, keine Reiseerzählung. Stattdessen ist es eine Anthologie, in der insgesamt "18 Geschichten mit Salzwasser" versammelt sind. Die Idee zu der Sammlung stammt tatsächlich von mir, aber es war ganz leicht, der Programmchefin Katja Scholtz damals den Gedanken nahezubringen. Einzige Hürde: Ich musste genügend gute Autoren auftreiben, die Meeresgeschichten schreiben wollten. Also fragte ich als Herausgeber bei allerhand Autorinnen und Autoren an, und das Schöne war, dass die allermeisten sofort Lust hatten, etwas beizusteuern. Das spricht doch sehr für die Achtung des Verlages in der Literatenwelt. Ulla Hahn, Roger Willemsen, Hans-Ulrich Treichel, Jens Sparschuh, Ulrike Draesner, John von Düffel etc. – alle lieferten pünktlich ihre Geschichten übers Meer ab und sorgten dafür, dass dieses Buch ohne Zweifel zu einem der abwechslungsreichsten des Verlages gehört.

"Flaschenpost – Ferne Botschaften, frühe Vermessungen und ein legendäres Experiment" von Wolfgang Struck

Die Flaschenpost ist eine romantische Vorstellung, ein fernes Lebenszeichen, eine verbindende Botschaft in einigen Fällen vielleicht sogar eine lebensrettende Maßnahme, an der sich romanfüllende Geschichten und Abenteuer festmachen. Wolfgang Struck, Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Erfurt, berichtet entlang eines großen maritimen Experiments des Geophysikers und Polarforschers Georg Neumayer, der im 19 Jahrhundert zur Strömungsforschung etwa 600 Antworten auf schwimmende Botschaften sammelte und dokumentierte, über die Schicksale der Kapitäne, Hafenarbeiter, Strandgutsammlerinnen, die diese Botschaften aussandten und fanden und die erstaunlichen Routen, die eine Flaschenpost zurücklegen kann.

"Das Lied des Nebelhorns" von Jennifer Lucy Allan

Wirklich gute Sachbücher dienen nicht nur der Weitergabe von Informationen und Zusammenhängen. In ihnen vermittelt sich im besten Fall auch die Leidenschaft, manchmal sogar Besessenheit, die dazu führte, dass die Autorin überhaupt damit begann, sich gerade mit diesem Thema zu beschäftigen. Noch eindringlicher wird es, wenn der Text ebenfalls eine literarische Qualität besitzt. Wenn er imstande ist zu fesseln. Wenn man beim Lesen der nächsten Erkenntnis entgegenfiebert und beginnt, die Besessenheit der Autorin zu teilen. Solche Momente stellen sich bereits während der Lektüre der ersten Seiten von Jennifer Lucy Allans "Das Lied des Nebelhorns" ein. Die Musikjournalistin wirft sich mit voller Leidenschaft in diese spannende Kulturgeschichte, stochert unermüdlich im Nebel, deckt auf, reist in die Vergangenheit und in den Sturm. Ergründet menschliche Schicksale, Technik, Gesellschaftspolitik, Lyrik, Musik ... ein großes Werk.

Im Mai 2022, zum Erscheinen des Buchs, führten wir ein Interview mit der Autorin, das hier nachzulesen ist.

"Snowflake" von Louise Nealon

Louise Nealon verankert ihre Heldin Debbie White, die wir zunächst in einer fast ätherischen Traumwelt kennenlernen, sehr schnell in der Realität einer jungen Großstadtstudentin. Wir lernen sie als witzige, besonders intelligente junge Frau kennen, die sich Gedanken über Literatur und Schambehaarung macht, die die Gilmore Girls gemeinsam mit ihrer Freundin Xanthe als" narzisstische Miststücke" entlarvt, die wahllos Männer küsst und ab und zu viel zu traurig ist. Die Dialoge werden hier scharf und schnell, Debbies Schlagfertigkeit verblüfft und zieht eine Trennlinie zu ihrer verletzlichen Innenwelt. Die Welt der prophetischen Träume, sogar die der diagnostizierten psychischen Störungen und die derjenigen, die es schaffen, sich mit der Allgemeinheit auf eine Realität zu einigen, liegen in Louise Nealons Roman "Snowflake" nah beieinander. Sie urteilt nicht, sie beobachtet genau und hält alles für möglich.

"Der Holländer" von Mathijs Deen

Schon lange hatte man sich bei mare gewünscht, einen besonderen Krimi zu finden, der das Meer mit einbezieht und einen Kommissar erzählt, der ein richtiger Typ ist. Nach einigen Jahren der Suche, der Hoffnung und der Enttäuschung entschloss man sich, dem holländischen Autor Mathijs Deen, der bereits einige Romane bei mare veröffentlicht hatte und dem man die gewünschte Verschrobenheit zutraute, um einen Krimiversuch zu bitten. Deen lehnte zunächst ab, um dann bereits am nächsten Tag freudig mit der ersten Idee anzurufen. Kommissar Cupido war geboren. Ein genau richtig seltsamer mare-Ermittler, der einen rätselhaften Todesfall im Watt an der deutsch-holländischen Grenze zu untersuchen hat. Ein Überraschungserfolg, wie das Mare-Team berichtet. Bitte schnell lesen. Im Februar 2023 erhält Kommissar Liewe Cupido nämlich bereits seinen zweiten Auftrag namens "Der Taucher".