Anna Schön Sprich im Rhythmus meines Herzens

...Wussten wir tatsächlich voneinander, wer wir wirklich waren?...“

Diese Frage weist auf den Kern der Geschichte hin.

Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Der Schriftstil ist leicht und locker. Er passt zur Zielgruppe. Trotzdem bringt er die Probleme genau auf den Punkt.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Das geschieht nach und nach durch ihre Taten.

Bei einem Poetry Slam Wettbewerb treffen Amelie und Finn einen Tag vor der Veranstaltung aufeinander. Während Amelie genau weiß, wen sie vor sich hat, ahnt Finn nicht, dass sie seine Konkurrentin ist.

„...Es verblüffte mich, dass er mir sympathisch war. Anhand dessen, was ich im Internet über ihn herausgefunden hatte, hatte ich ihn für einen arroganten Kerl gehalten….“

Beide stammen aus unterschiedlichen Welten. Amelie lebt mit zwei kleinen Geschwistern bei ihrer völlig überforderten Mutter. Finn wurde mit dem sogenannten goldenen Löffel geboren. Doch Geld ist nicht alles.

„...Du wünschst dir also, dass deine Eltern dir mehr Zeit und Liebe schenken? Und dich nicht nur mit materiellen Geschenken überhäufen?…“

DAS habe ich am Anfang auch gedacht. Aber als Finns Leben wie ein Puzzlebild nach und nach vor mir entstand, wurde mir klar, dass die Verletzungen weit tiefer liegen.

Sehr intensiv lässt mich die Autorin in Amelies Familienleben eintauchen. Es prägt die junge Frau und ist verantwortlich für manche ihrer Entscheidungen.

Finn und Amelie empfinden Zuneigung zueinander. Doch die Beziehung bleibt oberflächlich, weil beide nicht über ihre Vergangenheit reden. .

Dafür gibt es andere Gespräche, die in die Tiefe gehen. Eines davon war für mich der Dialog zwischen Amelie und ihrem Vater. Er war zwar für Amelie wichtig, doch auch ich als Leser bekam eine völlig neue Sicht auf die Dinge.

Sowohl Finn als auch Amelie sind für den wichtigsten Wettbewerb der Poetry Slam Szene nominiert. Beide haben ganz unterschiedliche Gründe, warum sie den Wettbewerb unbedingt gewinnen wollen.

Eingebunden in die Geschichte sind einige der Texte, die vorgetragen werden. Sie stecken voller Gefühl. Sie zeigen, dass in dem folgenden Zitat viel Wahrheit steckt.

„...Aber wer mit Herzblut schreibt, schreibt nicht für das Publikum, sondern für sich selbst. Man schreibt sich die Worte aus der Seele...“

Missverständnisse und falsche Entscheidungen sorgen für eine hohe innere Spannung.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autorin gelingt es, die unterschiedlichen Lebensverhältnisse mit ihren Problemen sehr gut widerzuspiegeln.